Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
bei weitem wärmer als das der Königin.
Sie versuchte, ihn mit Brühe zu füttern, und lachte entzückt über die Grimassen, die er schnitt.
»Eine Kröte!«
»Nein, Herrin, ein Affe. Wie in dem Buch, das Ihr mir geliehen habt.« Er fletschte die Zähne und brachte sie damit wieder zum Lachen.
»Selbst ein Affe muss essen.«
»Die essen die lange gelbe Frucht.«
»Dann tust du eben so, als wäre das hier diese Frucht.« Sie schob ihm einen Löffel in den Mund.
Er verzog das Gesicht. »Das schmeckt eklig.«
»Ich weiß, die Medizin verdirbt den Geschmack. Aber mein Lieblingsaffe muss schnell wieder zu Kräften kommen. Iss die Brühe für mich, ja?«
»Für Euch, Majestät.« Mit einem tiefen Seufzer griff der Junge selbst nach Suppentasse und Löffel. »Kann ich danach spielen gehen?«
»Morgen kannst du vielleicht kurz aufstehen.«
»Herrin!« Seine Stimme klang so entsetzt und bekümmert, dass Kylar nur mit ihm fühlen konnte. Er war ja selbst ein kleiner Junge gewesen und wusste daher genau, wie langweilig es war, untätig im Bett liegen zu müssen.
»Ein verwundeter Soldat muss sich erholen, wenn er wieder in die Schlacht ziehen will«, erklärte Kylar und ging zum Bett. »Du warst doch Soldat, als du mit deinem Pferd die Treppe hinuntergeritten bist?«
Phelan, der Kylar wie gebannt anstarrte, nickte. Der Prinz kam ihm vor wie einer der exotischen Sagen, die er gelesen und gehört hatte, entstiegener Held. »Das stimmt.«
»Na also. Weißt du, dass die Königin mir drei volle Tage Bettruhe verordnet hat, als ich verwundet war?« Er setzte sich auf die Bettkante, beugte sich vor und schnupperte an der Tasse. »Mich hat sie auch diese Brühe essen lassen. Es ist grausam, aber ein Soldat kann solche Widrigkeiten ertragen.«
»Phelan wird kein Soldat«, verbesserte Deirdre mit fester Stimme. »Er ist Barde.«
»Aha.« Kylar neigte respektvoll das Haupt. »Barden sind wichtige Leute.«
»Wichtiger als Soldaten?«, fragte Phelan mit weit aufgerissenen Augen.
»Ein Barde erzählt Geschichten und singt Lieder. Ohne das wüssten wir gar nichts.«
»Ich denke mir gerade eine Geschichte über Euch aus, Prinz.« Phelan löffelte nun eifrig seine Suppe. »Darüber, wie Ihr aus der Ferne kamt, verwundet und dem Tode nahe durch den Vergessenen Wald rittet und schließlich von meiner Herrin geheilt wurdet.«
»Die Geschichte würde ich gern hören, wenn sie fertig ist.«
»Du kannst an der Geschichte arbeiten, während du dich ausruhst und gesund wirst.« Erfreut, dass der Kleine die Tasse geleert hatte, nahm Deirdre sie ihm ab. Dann stand sie auf und beugte sich vor, um Phelan auf die Stirn zu küssen.
»Kommt Ihr wieder, Herrin?«
»Natürlich, aber jetzt ruh dich aus und träum von deiner Geschichte. Später bringe ich dir ein neues Buch.«
»Gute Besserung, kleiner Barde.« Kylar nahm Deirdres Hand und führte sie aus dem Zimmer.
»Du bist früh aufgestanden«, stellte er fest.
»Ich habe viel zu tun.«
»Jetzt bin ich schon auf einen Zehnjährigen eifersüchtig.«
»Phelan ist fast zwölf. Er ist klein für sein Alter.«
»Auf jeden Fall hast du mich nicht mit Brühe gefüttert und auf die Stirn geküsst, als ich so weit genesen war, dass ich mich alleine aufsetzen konnte.«
»Du warst auch kein so geduldiger Patient.«
»Jetzt wäre das anders.« Als er sie küsste, stellte er überrascht fest, dass sie nicht verschämt errötete, wie es die meisten Frauen getan hätten. Stattdessen erwiderte sie seinen Kuss mit einer kühnen Leidenschaft, die seinen Appetit weckte. »Bring mich ins Bett, dann zeige ich es dir.«
Lachend schob sie ihn von sich. »Das muss warten. Ich habe Pflichten.«
»Ich helfe dir.«
Ihre Züge wurden weich. »Du hast mir bereits geholfen, aber komm. Ich gebe dir Arbeit.«
8
A N ARBEIT FEHLTE es nicht. Der Prinz von Mrydon versorgte Ziegen und Hühner, schaufelte Mist, schleppte eine endlose Zahl von Eimern mit Schnee zu einem niedrig brennenden Feuer, karrte wertvolles Holz zu einem Gemeinschaftsstapel.
Am ersten Tag seiner Arbeit ermüdete er so schnell, dass er sich in seinem Stolz verletzt fühlte. Am zweiten schmerzten die Muskeln ununterbrochen, die er während seiner Genesung nicht benutzt hatte.
Diese Unannehmlichkeiten hatten jedoch den Vorteil, dass Deirdre ihn am ganzen Körper mit einer ihrer Salben einrieb, was die darauf folgenden Freuden im Bett schlüpfrig, aber amüsant gestaltete.
Im Bett war sie eine fröhliche Gefährtin. Die Traurigkeit in
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