Königin für eine Nacht?
Familie von Karedes unverheiratet schwanger war. Aber deshalb gleich Nikos zu heiraten? Einen Mann, der sie für ihre Lügen verachtete und mit offenkundigem Widerwillen musterte? Das war nicht nur lächerlich, sondern verrückt und selbstzerstörerisch.
Seit sie ein kleines Mädchen war, träumte Kitty von dem Tag, an dem ihr die einzige wahre und immerwährende Liebe begegnen würde. Und jetzt sollte sie zusehen, wie ihr Traum vom Märchenprinzen vor ihren Augen in tausend Stücke zerbrach?
„Wie sollen wir beide heiraten können? Wir lieben einander doch gar nicht.“
„Liebe ist nichts anderes als eine romantische Fantasie, wie man sie in kitschigen Büchern und Filmen findet“, erwiderte Nikos kühl. „Viele verwechseln Liebe mit Lust. Ein Fehler, der mir nicht passieren wird. Was ich vorschlage, ist eine Ehe aus Vernunftgründen, um unserem Kind den bestmöglichen Start ins Leben zu geben. Mir ist es nämlich nie vergönnt gewesen, die Identität meines Vaters zu erfahren. Meine Mutter hat sich geweigert, mir seinen Namen zu nennen, und ich habe mich mein Leben lang vergeblich gefragt, ob ich ihm vielleicht ähnlich sehe oder wir gemeinsame Charaktereigenschaften haben. Dieses Schicksal werde ich meinem Kind unter allen Umständen ersparen.“
Kitty war erschrocken über den schmerzlichen Ton in seiner Stimme und noch schockierter von der Nachdrücklichkeit seines Statements. Er meinte es wirklich ernst!
„Nikos, wir müssen doch nichts übereilen“, wandte sie rau ein. „Ich bin erst in der dritten Woche schwanger, und es wäre eine absolute Verrücktheit, sich in eine Ehe zu stürzen, nur um hinterher festzustellen, dass sie … dass es vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre …“
Bei der Vorstellung, ihr Baby womöglich zu verlieren, versagte ihre Stimme. In den wenigen Tagen, seit Kitty von der Schwangerschaft wusste, hatte sich zwischen ihr und dem werdenden Leben in ihrem Leib bereits ein festes Band gebildet. Doch sie musste sich zwingen, vernünftig zu bleiben. In ihrer Familie hatte es tatsächlich schon ein paarmal Fehlgeburten gegeben, also …
„Uns stehen doch noch so viele andere Möglichkeiten offen. Wenn du tatsächlich Anteil am Leben unseres Kindes nehmen willst …“ Angesichts des gefährlichen Funkelns in Nikos’ dunklen Augen verebbte ihre Stimme. „Was … was ich sagen will, für keinen von uns beiden besteht die Notwendigkeit, eine vorschnelle Entscheidung zu treffen, die wir hinterher vielleicht bereuen würden. Ich bin glücklicherweise nicht die arme, unterbezahlte Kellnerin Rina, sondern finanziell abgesichert, mit einer Familie im Hintergrund, die mich immer und in allem unterstützen würde. Und ich kann unser Kind problemlos auch allein großziehen.“
Bei der Andeutung einer möglichen Fehlgeburt war sein Blut zu Eis gefroren, und erst jetzt wurde Nikos nach und nach bewusst, dass noch alles Mögliche schieflaufen konnte, bis sein Kind das Licht der Welt erblickte.
Wie es schien, war Kitty ebenso entschlossen, es allein aufzuziehen, wie er, ein unverzichtbarer Teil im Leben seines Sohnes oder seiner Tochter zu werden. Er wollte ein richtiger Vater sein, kein Fremder, der den Palast nur zu den festgelegten Besuchszeiten betreten durfte.
Kitty behauptete steif und fest, seine Unterstützung nicht zu brauchen, also musste er sich etwas einfallen lassen, um sie davon zu überzeugen, dass er unverzichtbar für ihr Wohl und das des Kindes war. Dabei würde er auch vor emotionaler Erpressung nicht zurückschrecken, entschied Nikos spontan. Bis sie seinen Heiratsantrag annahm.
„Dann willst du also allen Ernstes deiner Mutter, die nicht nur immer noch in Trauer, sondern auch ernsthaft erkrankt ist, mitteilen, dass du dich weigerst, den Vater deines Kindes zu heiraten? Und dass es dir egal ist, ob du damit Schande über das Königshaus von Aristo bringst?“
Zufrieden stellte er fest, dass Kitty plötzlich weniger souverän und überlegen wirkte als noch wenige Sekunden zuvor.
„Sebastian müsste …“, er schaute auf die Uhr, „… genau in diesem Augenblick mit eurer Mutter reden, um zu verhindern, dass sie die beunruhigenden Neuigkeiten von den Dienstboten oder gar aus der Presse erfährt, falls die Reporter vorhin mitbekommen haben sollten, dass du schwanger bist. Noch ist Zeit, alles so zu regeln, dass unsere Hochzeit wie ein lange geplantes Ereignis wirkt, das nur aus Rücksicht auf die leidende und trauernde Königin verschoben wurde.“
Mit
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