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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Bauern war für Jane dieses Vergnügen getrübt, und die beiden Frauen hielten Ausschau nach den Bettlern, denen sie jedoch nicht wieder begegneten.
    Am nächsten Tag konnte Guildford einem Gespräch nicht mehr ausweichen. Jane hatte ihm ausführlich von den Vorwürfen der Bauern erzählt und wollte nun wissen, was daran der Wahrheit entsprach.
»Jane, es sind einfache, dumme Menschen, die keines vernünftigen Gedankens fähig sind!«
»Auf mich machte zumindest der Anführer nicht den Eindruck, dass er nicht denken kann«, widersprach Jane. »Seine Worte klangen sehr überlegt. Er schien über alles sehr gut informiert zu sein.«
»Betteln ist verboten und wird bestraft«, beharrte Guildford. Deutlich konnte Jane die Ungeduld in seiner Stimme hören.
»Ist es wahr, dass nach Auflösung der Klöster die Bauern vertrieben und ins Elend gestürzt worden sind?«, ließ Jane nicht locker.
Seufzend fuhr sich Guildford durchs Haar. Mochte Jane in mancher Beziehung auch naiv sein, in einigen Punkten verblüffte sie ihn durch ihren Scharfblick.
»Es sind Katholiken, gewohnt zu tun, was die Kirche ihnen diktiert. Dieser Abschaum hat es nie verstanden, selbstständig zu denken. Etwas, das der reformierte Glaube nicht nur erlaubt, sondern auch fördert. Sie sollten dankbar für die neue Entwicklung sein.«
So leicht ließ sich Jane nicht überzeugen. »Wenn ich Königin wäre, dann …«
»Was?« Entsetzt fuhr Guildford in die Höhe. Wie kam Jane auf diesen Gedanken? Welchen Fehler hatte er begangen, dass sie so etwas sagte?
Gerührt sah Jane sein offensichtliches Erschrecken. Liebevoll hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. »Keine Angst, Guildford, ich träume nicht von Thron und Krone, im Gegenteil! Ich habe dies nur so gesagt, weil ich, wenn ich die Macht hätte, alles tun würde, diesen armen Menschen zu helfen.«
Guildfords Herzschlag beruhigte sich wieder. War sie wirklich so naiv oder stellte sie sich nur dumm? Nun, wenn der Moment kommen und man ihr die Krone aufs Haupt setzen würde, war schließlich immer noch er da, solche abwegigen Gedanken zu unterbinden. Schließlich war Jane seine Frau und würde tun, was er wollte.
»Manchmal habe ich das Gefühl, dass deine seltsame Freundin Antonia dir solche aufwieglerischen Gedanken in deinen kleinen, hübschen Kopf setzt«, sagte Guildford und sah sie mit gespielter Besorgnis an. »Eine Frau, die reitet und kämpft wie ein Mann! Kürzlich habe ich sie gesehen, wie sie im Herrensitz ritt, sie hatte ihre Röcke bis über die Knie nach oben geschlagen. Es fehlt nur noch, dass sie sich Hosen anzieht!«
Jane kicherte. Sie hatte Guildford nichts davon erzählt, dass sie Antonia vor vielen Jahren als Knappe, damals noch Anthony, kennen gelernt hatte. Sie konnte sich aber nur zu gut vorstellen, welchen Eindruck Antonia bei ihm hinterlassen hatte.
»Ich bin froh, dass eure Hochzeit damals nicht zustande gekommen ist«, sagte sie.
»Ich auch, mein Mäuschen, denn sonst hätte ich dich niemals lieben und heiraten können!« Zärtlich schloss er Jane in die Arme, und die schmiegte sich vertrauensvoll an seine Brust. Du meine Güte, wie lange musste er diese Komödie denn noch spielen?
    Guildford konnte es nicht verhindern, dass Jane sich aufmachte, die armen Menschen in der Umgebung von Bringham zu unterstützen. Sie hatte bei ihrer Eheschließung von ihren Eltern eine größere Summe erhalten, die Guildford zwar verwaltete, ihr jedoch nicht gänzlich versagen konnte. Zudem stand Guildford in regem Briefkontakt mit seinem Vater. Heimlich und in der Nacht ritt ein Bote ständig zwischen Bringham und Whitehall hin und her. Als John Dudley von Janes Gedanken erfuhr, erteilte er Guildford sofort die Anweisung:
Lass sie gewähren. Wenn sie sich um die Armen und Kranken kümmert, dann hat sie keine Zeit, sich über andere Dinge Gedanken zu machen …

So begab sich Jane jetzt zwei-, dreimal in der Woche auf die umliegenden Gehöfte. Antonia, bei der sich langsam aber sicher auch Langeweile einschlich, begleitete sie. Jane gab den Armen nicht nur Geld, sondern wies den Koch von Bringham an, extra große Portionen zuzubereiten. So waren ihre Körbe stets mit Fleischpasteten, frischem, weißem Brot und Krügen mit Wein und Bier gefüllt, die sie großzügig an die Armen und Kranken verteilten.
»Engel der Armen« hatte eine alte Frau sie genannt und war vor ihr auf die Knie gefallen.
Jane war entsetzt, auf welches Elend sie überall stieß. Oft hausten in einem Raum, der halb so groß wie

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