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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Augen zu seiner Zufriedenheit auszugleichen. Das Mädchen zählte kaum mehr als fünfzehn Jahre und war klein, drall, mit blonden Locken und einem Blick in den Augen, der zeigte, dass sie wusste, was Männer mochten. Sie begrüßte Norman mit einer stürmischen Umarmung und drückte ihm einen schmatzenden Kuss mitten auf die Lippen. Neckisch fragte sie ihn: »Ihr habt mich in den letzten Wochen doch nicht vergessen …?«
Während des kargen Mahls saß sie auf Normans Schoß, wobei ihre wogenden Brüste das knappe Mieder fast sprengten. Obwohl Antonia vorhin noch großen Hunger verspürt hatte, schob sie nun den Teller mit den in Fett schwimmenden Fleischstücken angewidert zur Seite. Den Wirt schien das provozierende Verhalten seiner Tochter nicht zu stören, im Gegenteil! Antonia hatte den Eindruck, als freue er sich, dass sich das Mädchen dem Ritter so schamlos an den Hals warf.
In Antonia tobte ein Sturm der Gefühle, die zwischen Zorn und Neid schwankten. Zorn, dass ein Mann seine Gelüste so offensichtlich zur Schau trug, und Neid, weil sie nicht an Stelle der üppigen Wirtstochter war. Als sie sich ihrer Gedanken bewusst wurde, stand sie rasch auf.
»Ich lege mich schlafen«, sagte sie zu Norman, doch der beachtete sie nicht, denn sein Blick verlor sich in der Grube zwischen den Brüsten des Mädchens.
Es war schon längst dunkel, als Antonia sich immer noch ruhelos auf dem Strohlager umher warf. Obwohl sie erschöpft war, konnte sie keinen Schlaf finden. Immer wieder drängte sich das Bild von Norman und der Wirtstochter vor ihre Augen. Außerdem war es in der kleinen Dachkammer unerträglich heiß und stickig, zumal die Ausdünstungen der fünf anderen Männer, mit denen sie die Kammer teilen musste, ihr fast den Atem nahmen. Antonia dachte, dass sie selbst wohl auch nicht besser roch, hatte sie doch, seitdem sie ihr Heim verlassen hatte, keine Möglichkeit gehabt, sich ausgiebig zu waschen. Auch in dieser Herberge gab es hinter dem Haus einen großen Trog, in dem die Männer sich ungeniert mit entblößten Oberkörpern reinigen konnten. Plötzlich erinnerte sich Antonia daran, auf dem Weg hierher einen klaren Fluss überquert zu haben, der kaum eine Meile von der Herberge entfernt lag.
Um niemanden zu wecken, stand sie leise auf und schlich über die schmale Holzstiege nach unten. Gott sei Dank knarrten die Dielenbretter nicht, denn Antonia hatte keine Lust, jemandem zu erklären, warum sie mitten in der Nacht ein Bad nehmen wollte. In der Gaststube war es ruhig und dunkel, das ganze Haus lag in tiefem Schlaf. Sie überlegte kurz, in welcher Kammer Norman untergebracht war, wischte dann aber den Gedanken an ihn beiseite. Rasch lief Antonia den Pfad, den sie gekommen waren, entlang. Die Nacht war warm und sternenklar. In zwei Tagen würde es Vollmond sein, und so leuchtete das Licht des Mondes Antonia den Weg. Bevor sie ihn sah, hörte sie den Fluss rauschen. Antonia kletterte die flache Böschung hinunter und entledigte sich ihrer Kleider, dann watete sie ins Wasser. Die unerwartete Kälte nahm ihr im ersten Moment den Atem, doch sie biss die Zähne zusammen und tauchte unter. Das Wasser reichte ihr an der tiefsten Stelle lediglich bis an die Hüften, so brauchte sie nicht fürchten zu ertrinken, denn sie hatte nie schwimmen gelernt. Nachdem sich ihr Körper an die Temperatur gewöhnt hatte, empfand Antonia das Wasser als angenehm. Erneut tauchte sie mit dem Kopf unter und rubbelte mit beiden Händen durch ihr kurzes Haar. Als sie wieder auftauchte und die Augen öffnete, erstarrte sie – sie war nicht mehr allein! Am Ufer, direkt neben ihren Kleidern, befanden sich zwei Personen. Erschrocken schnappte Antonia nach Luft und watete weiter in das Wasser hinein. Dabei bemühte sie sich, so leise wie möglich zu sein. Sie durfte auf keinen Fall entdeckt werden!
Die beiden Menschen waren nur zwei undeutliche Schatten, doch als der eine sagte: »Du verstehst dich wirklich darauf, einen Mann glücklich zu machen«, hätte Antonia vor Schreck beinahe laut aufgeschrien. Es war Norman! Offenbar war auch er der Hitze seiner Kammer entflohen, um die Gunst der Wirtstochter unter freiem Sternenhimmel zu genießen. Er hatte sie, Antonia, noch nicht entdeckt, dabei trennten sie nur wenige Schritte – und sie war nackt! Jetzt sanken Norman und die freizügige Wirtstochter in inniger Umarmung ins Gras. Antonia hörte das Mädchen lustvoll seufzen und vernahm tiefe, stöhnende Laute von Norman. Da Antonia nicht mehr als

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