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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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    Mirella
senkte den Blick. „Ich wollte Sie nicht kränken!“
    „Und
wo hat Sie Ihren Diener gelassen?“
    Eingeschüchtert
wies sie zur Straßeneinmündung.
    „Bring
Sie ihn auf die Piazza. Ich will sehen, dass es keine Falle ist.“

    ***

    Als
Mirella erschöpft und durchgefroren in die heimische Küche
schlich, stand Gina im Nachtkleid vor dem Herd und schichtete gerade
Holz hinein. Sie starrte sie einen Augenblick an, dann schüttelte
sie den Kopf und schob sie auf einen Stuhl.
    Statt
sich weiter um das Feuermachen zu kümmern, lief Gina hinaus und
kam gleich darauf mit einer dicken Decke aus ihrem eigenen Bett
zurück. „Ich will gar nicht wissen, wo du jetzt schon
wieder warst. Wickel dich ein, so lange, bis das Feuer brennt.“
Sie hängte Mirella die Decke über die Schultern. „Nein,
zieh erst diese schrecklichen Kleider aus.“
    Sie
zündete das Feuer an, während Mirella sich der Schuhe und
Strümpfe entledigte und dann die Röcke abstreifte.
    Aus
den Augenwinkeln verfolgte Gina ihr Tun. „Gestern Abend hattest
du einen Rock mehr an!“
    „Jetzt
willst du doch wissen, wo ich war.“
    „Ich
will wissen, bei wem du den Rock gelassen hast. Wenn das deine Mutter
erfährt!“
    „Den
hat Vareses Kutscher jetzt. Und er braucht deine Hilfe nötiger
als ich. Geh; ich kümmere mich um den Herd und mache mir das
Wasser heiß.“
    Gina
ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte sie mit offenem
Mund an. Dann räusperte sie sich zwei Mal – es klang wie
das verunglückte Bellen eines altersschwachen Hundes. „Dieser
Krieg ist nicht schnell genug vorbei; er wird euch vorher umbringen.“
    Mirella
schälte einen Arm aus der Decke und legte ihre Hand auf Ginas
Schulter. „Cesare ist verletzt; ich weiß nicht, wie
schlimm. Geh und sag niemandem ein Wort.“
    „Denkst
du, es kann geheim bleiben?“
    „Varese
wird das Märchen von den Liebeshändeln glauben, das das
Mädchen ihm erzählt hat.“
    „Welches
Mädchen?“
    Mirella
hob die Schultern. „Cesares Mädchen vielleicht?“
    „Warum
schickt Varese nicht nach einem Arzt?“ Gina funkelte sie böse
an. „Da ist der Junge besser aufgehoben.“
    „Wir
haben ihn gebeten, es nicht zu tun.“
    „Heilige
Madonna!“ Gina richtete einen flehenden Blick zur Küchendecke.
„Aber zuerst kümmere ich mich um dich. Dafür kriege
ich meinen Lohn.“ So geschwind, dass Mirella alle geweckt
hätte, hätte sie widersprechen wollen, lief Gina wieder
hinaus.
    Sie
brachte den Grappa aus dem Esszimmer und schüttete eine
Kaffeetasse voll. „Trink das aus!“
    Mirella
steckte vorsichtig die Zunge in die Flüssigkeit und schüttelte
sich. Ginas Blick verfinsterte sich, als sie ihre Hand mit der Tasse
in Richtung Tisch bewegte. Je schneller sie trinken würde, umso
eher wäre Gina bei Cesare. Also leerte sie gehorsam die Tasse.
    Der
Grappa brannte in der Kehle, als hätte sie Feuer geschluckt, und
ihre Augen tränten. Wie konnten die Männer so etwas
trinken? Sie hustete unterdrückt.
    Doch
dann flammte eine angenehme Hitze in ihrem Magen auf und endlich
hatte sie das Gefühl, sie würde doch noch auftauen.
Entzückt hielt sie Gina die Tasse hin und bekam sie tatsächlich
noch einmal vollgeschenkt.
    „Wenn
du nicht sehr bald in dein Zimmer gehst, wirst du die Treppe nicht
mehr alleine hinaufkommen.“
    Mirella
hickste heftig und hielt sich das Zwerchfell. „So schnell wird
man betrunken?“
    „Du
bist nicht daran gewöhnt.“
    Gina
nahm ihr wollenes Tuch vom Haken und hängte es sich über
die Schultern; dann verließ sie die Küche durch die
Hoftür.
    Bald
würden die anderen Dienstboten an ihre Arbeit gehen. Sie sollte
tunlichst nicht in der Küche sitzen bleiben.
    Mirella
ging einen Krug holen, um heißes Wasser in ihr Zimmer zu
nehmen. Dabei entdeckte sie in der Speisekammer einen Teller voll
aufgeschnittenen Speck; sie stopfte sich zwei Scheiben in den Mund.
Dann schlich sie über den Flur zur Treppe.
    Der
Schluckauf wurde heftiger und begann, weh zu tun. Sie hielt sich am
Treppengeländer fest, während sie nach oben stieg. Wie
viele Stufen waren das wohl gewesen in dieser Nacht?
    Sie
stolperte und nur die Hand am Geländer bewahrte sie vor einem
Sturz. Aber das heiße Wasser ergoss sich über die Treppe.
    „ Santa
Madonna !“ Mirella setzte sich. Ihr schwindelte – war das schon die Wirkung des Grappas?
Nach einem tiefen Atemzug stand sie wieder auf und zog sich Stufe um
Stufe weiter.
    Im
ersten Stock angekommen, lehnte sie sich erschöpft

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