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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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das letzte Mal so schrecklich
gefühlt hatte. „Ich habe Durst.“
    Rita
griff nach einem Krug, der hinter der Lampe stand, und schenkte eine
Tasse mit einer grünlichen Flüssigkeit voll.
    Mirella
verzog angewidert das Gesicht. „Ich bin nicht krank. Ich habe
nur Durst.“ Sie schob sich an der Rückenlehne des Bettes
hoch. Ihr schwindelte ein wenig; langsam zog sie die Beine an. „Ich
kann nicht den ganzen Tag im Bett bleiben.“
    Rita
tätschelte ihren Arm. „Hast du Angst, etwas zu verpassen?
Es ist erst früher Morgen.“ Sie drückte sie ins Bett
zurück. „Wir sind allein im Haus.“
    „Ist
Gina noch nicht zurück?“
    Ihr
Gesicht verdüsterte sich. „Worauf habt ihr euch bloß
eingelassen?“
    Mirella
griff sich an die Schläfen; ein hämmernder Schmerz machte
ihr das Denken schwer. „Es steht alles auf dem Spiel, was wir
uns in den letzten Monaten erstritten haben. Das kann man doch nicht
zulassen.“
    Rita
streichelte Mirellas Wange. „Mein tapferes Mädchen! Aber
was können wir schon ausrichten gegen die Spanier? Welchen
Einfluss haben wir?“
    „Wir
haben immerhin Einfluss auf Dario. – Hoffentlich.“
    „Dein
Bruder hat sich verändert in den letzten Monaten. Seit er in
diesem Kerker war ...“ Sie presste die Lippen zusammen.
    Mirella
rieb mit den Handballen die schmerzenden Schläfen. „Eben
deshalb. Ich habe ihn dort gesehen – du nicht. Er dankt es de
Guise, dass er noch am Leben ist. Einzig und allein dem Dogen.“
    „Man
wollte Enzo treffen mit dieser Festnahme. Das hat er nicht
begriffen.“
    „Weil
es einer seiner verräterischen Kumpane war, der ihn ausgeliefert
hat. Dieser Wirt vom Pizzofalcone ...“
    Rita
machte große Augen und erinnerte Mirella damit daran, dass sie
nicht wusste, was sie alles getan hatte. Sollte sie sich ihr
anvertrauen? Sie brauchte so sehr jemanden, mit dem sie reden konnte.
    „Möchtest
du es mir erzählen, Kind?“
    Sie
schüttelte den Kopf. Rita zog sie an sich und streichelte ihren
Rücken. „Vielleicht solltest du mir wenigstens sagen, wer
Cesare umgebracht hat.“
    Mirella
stöhnte entsetzt. „Umgebracht?“
    Rita
drückte sie fester. „Sie haben ihn nicht retten können.
Bis ein Arzt kam, war es zu spät. Er ist gestern gestorben.“
    „Gestern?
Heilige Madonna!“ Wie lange hatte sie geschlafen? „Dann
ist alles verloren.“ Nie würde sie den Weg zum Pulver
finden. Wer würde ihr dann glauben? „Ist er ...“ Die
Angst würgte sie.
    „Was
auch immer – er hat wohl nicht mehr das Bewusstsein erlangt. Er
hat nicht gelitten.“
    Mirella
schloss die Augen und ließ lautlos die Tränen laufen.
    „Außer
Gina weiß niemand, dass du dabei warst. Hab keine Sorge.“
    Ritas
Sinn fürs Praktische brachte sie zum Nächstliegenden
zurück. „Hat man sich denn nicht gewundert, als Gina
aufgetaucht ist?“
    „Auf
dich kommt niemand. Und Varese hat schon lange aufgehört, Fragen
zu stellen. Er dankt es uns immer noch, dass wir ihm damals geholfen
haben.“
    Ein
Löffel klirrte auf Porzellan und Mirella öffnete die Augen.
Rita rührte Zucker in die nächste Tasse Fiebertee.
    „Ich
mag das nicht.“ Mirella setzte sich entschlossen auf. „Und
ich bleibe auch nicht im Bett.“
    Rita
hielt ihr die Tasse unter die Nase. „Trink. Wenigstens das.“
    Mirella
kroch unter dem Plumeau hervor und setzte sich neben Rita auf die
Bettkante. Wieder schwindelte ihr und sie stützte sich mit
beiden Händen ab. Rita rückte mit der Tasse näher;
Mirella nahm sie ihr mit einem Seufzer ab.
    „Du
bist auf einmal ganz blass. Trink.“
    Es
konnte nicht schaden und Rita würde es großzügiger
stimmen. Also trank sie mit angeekelt verzogenen Lippen.
    „Hilf
mir beim Ankleiden, Mamma; ich will nicht auf Gina warten.“
Mirella rutschte von der Bettkante, machte mit wackligen Knien einen
Schritt zum Schrank und griff nach der Tür.
    Als
sie die Kleider auf der Stange hin und her schob, wurde ihr einen
Moment lang schwarz vor Augen. Vorsichtig drehte sie sich mit einem
schlichten taubenblauen Kleid über dem Arm um.
    „Du
kannst nicht ausgehen, so lange die Fieber hast.“
    „Ich
muss ja nicht zu Fuß gehen, oder?“
    „Du
meinst, wenn ich mich um dich sorge, dann sollte ich dir besser
helfen. Andernfalls machst du, was du willst?“ Zu Mirellas
Erleichterung stand ein Lächeln in ihren Mundwinkeln.
    Mirella
beugte sich vor und küsste das Lächeln. „Danke,
Mamma.“ Es kam ihr wirklich aus dem Herzen.
    Sie
streifte sich ein Unterkleid und dann das Kleid über den

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