Königliche Republik (German Edition)
Mirellas dazu. „Ich
nehme doch an, du wirst nicht sticken, solange deine Freundin hier
ist.“ Mit dem Korb über dem Arm ging sie ins Haus.
In
der Tür kreuzte sie Ginas Weg, die ein Tablett mit Milch, Mustacciuoli und Zeppole balancierte. „Gebäck!
Die Principessa verwöhnt uns.“
Stefania
beobachtete Gina, die das Tablett auf den nächsten Gartentisch
stellte und die Milch einschenken wollte. „Danke Gina, wir
machen das schon.“ Ganz offensichtlich wollte sie sie los
werden.
Gina
sah Mirella fragend an; als sie nickte, ging sie in die Küche
zurück.
„Habt
ihr euch offiziell verlobt?“
Stefanias
Gesicht verdüsterte sich. „Derzeit ... Dario wird mit
Erlaubnis von Mutter das Landhaus weiter nutzen. Er hat eine
Nachricht für dich: Verbrenne sie, sobald du sie gelesen hast.“
„Was
macht er denn? Warum kommt er nicht nach Hause?“ Mirella war
konsterniert. „Du weißt es, nicht wahr?“
„Sicher.
Und was du wissen sollst, hat er dir aufgeschrieben.“
„Warum
diese Heimlichkeiten?“
„Eigentlich
war es auf dem Land viel schöner als hier.“ Stefania
sprach plötzlich sehr laut. „Ein bisschen langweilig; aber
Neapel ist auch nicht in Festlaune, wie mir scheint.“
Dann
knarrte die Angel des Hoftors; Fabrizio kam zurück – und
das zu Fuß. Wo hatte er die Kutsche gelassen?
„Guten
Tag, Principessa .“ Er lüpfte seine Kappe vor
Stefania. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie mit seinen
Pranken.
Sie
verzog das Gesicht und entzog sie ihm schnell. „Ich freue mich,
dass niemandem von euch etwas passiert ist.“
Fabrizio
winkte heftig ab. „Dorias Kanoniere sind unfähig. Man
konnte glauben, sie wollten den Vesuv zur Explosion bringen.“
„Aber
gefährlich war es doch. In unserem Viertel hat es mehrere
Einschläge gegeben.“
„Und
Tote. Ich weiß.“ Fabrizio nickte und presste die Lippen
aufeinander; er hatte einen seiner Freunde verloren. „Ich muss
an die Arbeit, Principessa .“
„Wo
hast du unsere Kutsche gelassen?“
„Beim
Stellmacher. Das ist es; ein Rad ist gebrochen. Es wird zwei oder
drei Tage dauern, bis sie fertig ist.“
„So
lange?“ Stefania klang schockiert. „Soll Mirella
vielleicht zu Fuß gehen?“
Fabrizio
zuckte die Achseln. „Es wird wohl nichts anderes übrig
bleiben. Oder sie bleibt zu Hause.“
„Das
macht doch nichts; ich muss ja nicht fort. Und ein Ball steht auch
nicht in Aussicht.“
Stefania
machte immer noch ein bedenkliches Gesicht. „Aber bis zu mir
ist es weit.“
Mirella
fand nichts dabei; sie war schon mehr als einmal zu Fuß bis
nach Montecalvario gelaufen. Stefania starrte Fabrizio hinterher, der
zum Stall ging, eines der Pferde herausholte und sattelte. „Du
könntest reiten.“
Dass
es ihr so wichtig war! Stefania konnte doch zu ihnen kommen so wie
jetzt ... Es musste etwas mit Dario zu tun haben. „Ich habe ein
neues Kleid. Komm es dir anschauen.“ Mirella stand auf und lief
voraus.
Oben
blieb Stefania an der Tür stehen und zog ein klein
zusammengefaltetes Papier aus ihrer Rocktasche.
„Setz
dich doch.“
„Ich
passe lieber auf, dass niemand hereinkommt.“
Mirella
riss hastig das Siegel ab und faltete den Brief auseinander. „Du
hast Pastina im Gallo bianco kennen gelernt. Vertraue
ihm; er ist der Mittelsmann. Er wird dir sagen, was du tun sollst.“
Mirella
blickte auf. „Weißt du, was er geschrieben hat?“
„Ich
kann es mir denken.“ Stefania griff nach dem Zunder auf dem
Nachtschrank und reichte ihn Mirella. „Verbrenne ihn.“
Als Mirella zögerte und weiter auf den Brief starrte, nahm sie
ihn ihr kurzerhand ab und zündete ihn selber an. Dann legte sie
das brennende Papier in die Waschschüssel. „Es ist besser,
es gibt nichts Schriftliches.“
„Aber
warum denn? Hat Dario ... Ist Dario dabei, etwas Unrechtes zu tun?“
„Manch
einer könnte es so sehen“, antwortete Stefania zu Mirellas
Schrecken.
„Aber
du nicht.“
Stefania
blickte an die Decke, als sähe sie die Fresken dort oben zum
ersten Mal. „Ich stehe zu ihm, was auch immer er tut.“
Sie setzte sich und zog Mirella neben sich aufs Bett. „Ich weiß
es nicht, ehrlich gesagt.“ Als ob Dario nicht mit Stefania
darüber geredet hätte. „Aber wir müssen ihm
helfen. Sonst ....“
„Es
ist gefährlich!“ Enzo hätte Dario nicht gehen lassen
dürfen; sie hatte es geahnt. Und nun, da Stefania zurück
war, gab es niemanden mehr, der ihn mäßigen konnte.
Stefania
nickte. „Er hat sich den Baronen angeschlossen. Sie
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