Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
Vom Netzwerk:
sammeln
eine Armee in Aversa. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wozu das
gut sein soll.“
    „Natürlich
sind sie dagegen, dass der Vizekönig ihrer Entmachtung
zugestimmt hat. Erwarten sie denn, dass der spanische König sich
auf ihre Seite stellt?“
    Stefania
verzog den Mund. „Dario sagt, ja: Wenn er es als weniger
schädlich betrachtet als dem Vizekönig freie Hand zu
lassen.“
    „Aber
was hat Dario mit all dem zu tun?“ Es gab doch nichts, womit er
den Baronen von Nutzen war. Oder doch? Und Stefania nahm alles hin,
was er tat. Mirella nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe und
versuchte, ihren wachsenden Unmut zu verbergen.
    „Das
Landhaus ist sein Stützpunkt, aber nicht einmal meine Eltern
wissen, was dort geschieht. Vater wäre auch dagegen.“
    „Unser
Vater wohl auch.“ Mirella schüttelte den Kopf. „Warum
tut er das?“
    „Für
uns. Für dich und mich, Liebste. Du sollst deinen Prinzen
kriegen, damit wir auch heiraten können.“
    Der
Aufstand würde Felipe gewiss nicht hindern, sie zu heiraten;
Dario wusste das. Mirella schnaufte entnervt. „Was soll ich
jetzt tun?“
    „Pastina
wird es dir wohl sagen.“
    „Wie
treffe ich ihn?“ Mirella schüttelte noch einmal den Kopf.
„Fabrizio wird sich wundern, wenn ich ständig zum
Pizzofalcone fahre. Er würde mich irgendwann verraten; und sei
es ohne Absicht.“
    „Wir
müssen Fabrizio auf unsere Seite ziehen.“
    „Dann
hat Dario einen Mitwisser mehr. Das ist nicht gut.“ Aber
Fabrizio wusste eh schon viel; vielleicht war es doch egal.

Mittwoch, 2. Oktober 1647
    Mirella
saß bei Enzo im Souterrain, das ihm immer noch das Kontor
ersetzte. Vor ihr lag ein Kontorbuch, in das sie eintrug, was er ihr
aus den angesengten und verquollenen alten Unterlagen diktierte. Es
war eine mühselige Arbeit, die schier kein Ende nahm.
    Enzo
hielt ein Buch in der Hand, dessen Kanten sich teilweise wölbten.
Vorsichtig schlug er die nächste Seite um; trotzdem löste
sich ein kleines Stück angebranntes Papier. „Lieferung:
Einhundert Perche dunkelroten Brokat. Empfänger
Schneiderei Matteo Ri...“ Er runzelte die Stirn. „‚Rivera’
könnte das gewesen sein.“ Er hielt die Seite gegen das
Licht, als würde sie dann besser lesbar.
    Mirella
tauchte die Feder ins Fass und setzte zum Schreiben an; dann
blätterte sie in ihrem Buch zwei Seiten zurück. „Ist
Er sicher? Zwei Wochen vorher hat Er ebenfalls Brokat an Rivera
geliefert.“
    Er
seufzte. „Ich werde Dario fragen.“
    Hatte
er etwa vergessen, dass Dario unerreichbar war? Mirella schluckte.
„Ist das denn so schlimm, wenn wir nicht alles richtig
abschreiben können?“
    Fabrizio
riss die Tür auf. „Die Spanier!“ Er keuchte und
wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse
Stirn. „Die Spanier sind gelandet.“
    Enzo
senkte das Buch. „Jetzt werden wir deine Hochzeit planen.“
Er zwinkerte Mirella zu.
    Mirella
konnte seine spontane Begeisterung nicht teilen; Fabrizios Aufregung
verhieß nicht Gutes. Sie sah unsicher von einem zum anderen.
„Aber ... Fabrizio, was sind das für Schiffe, dass du dich
so aufregst?“
    „Es
ist eine ganze Flotte, Signorina.“ Er blickte zu Enzo.
„ Padrone , es sind Kriegsschiffe; ganz viele.“
    Enzo
zuckte die Achseln. „Wenn schon. Jetzt haben wir die neuen
Kapitel.“ Er klopfte Fabrizio auf die Schulter. „Jetzt
braucht der Vizekönig die Flotte nicht mehr.“ Er nahm
Mirella das Schreibzeug aus der Hand und streute Sand über die
halb beschriebene Seite. „Schluss für heute! Lass uns zum
Hafen fahren. Bestimmt ist dein Felipe dabei.“

    Dann
stand Mirella mit Enzo am Kai. Sie trug ihr schönstes Tageskleid
mit einem Einsatz aus flandrischen Spitzen und eine schlichte
silberne Kette, die Felipe ihr zur Verlobung geschenkt hatte.
    Die
Fläche des abgebrannten Lagerhauses war freigeräumt; am
Rand des Kais lagerten angekohlte Balken. Zwei Schreiner sägten
sie zurecht und stapelten, was davon noch zu gebrauchen war.
    „Ich
werde einen Keller anlegen.“ Enzo ließ Mirella stehen,
die sich mit dem guten Kleid nicht näher an den Bauplatz traute.
    Sie
versuchte, die Schiffe zu zählen, während sie wartete. Es
waren mindestens hundert Mastspitzen, die sich bis an den Horizont
des Golfs stauten.
    Fabrizio
hatte recht gehabt: Dies war tatsächlich eine Kriegsflotte. Das
Flaggschiff wirkte harmlos in seinem farbenprächtigen Schmuck
und mit den bunten Fahnen. Aber die beiden Schiffe, die es
eskortierten, hatten die Stückpforten geöffnet und in

Weitere Kostenlose Bücher