Königliche Republik (German Edition)
Ehemann.“
Mirella
wagte erst zu antworten, als beide draußen waren. „Den
aber will ich nicht mehr.“
Dienstag, 18. Februar 1848
An
Vareses Haus hatten die Bauarbeiten begonnen. Im Keller der Scandore
standen ein paar schwere Möbelstücke der Nachbarn, die nur
auf der Oberfläche angeflammt waren oder lediglich verrußt.
Varese wollte sie wieder herrichten lassen, weil seine Frau sie von
ihrer Familie geerbt hatte. An diesem Nachmittag kam er mit einem
Tischler, der sich die Stücke ansehen wollte, bevor er
entschied, ob er den Auftrag annehmen würde.
Dario
brachte die Kellerschlüssel.
„Der
junge Scandore!“ Der Tischler schwang seine Mütze. „Es
freut mich aufrichtig, Ihn noch immer wohl zu sehen. Beten wir zur
Madonna, dass sie Ihn weiter beschützt.“
„Ich
habe niemanden zu fürchten!“ Verachtung stand in Darios
Gesicht.
„Man
sagt aber ...“
„Und
der Klatsch interessiert mich nicht.“
Während
Dario in den Hof vorausging, hielt Mirella den Tischler auf. „Was
hat Er gehört?“
„Dass
der junge Scandore in den Sturz seines Gönners hineingezogen
wird.“
Gina
hieb ihr Hackmesser in die Holzplatte, auf der ein frisch
geschlachtetes Huhn zum Rupfen lag. „Ein Gönner! Schön
wär’s.“ Sie begann zu rupfen. „Dann hätten
wir Besseres als dieses zähe Suppenvieh!“
„Hat
nicht der Conte di Modena mit dem jungen Scandore und mit Ihr,
Signorina“, der Tischler neigte den Kopf vor Mirella, „Billard
gespielt?“
„Das
macht ihn nicht zu unserem Gönner. Und es ist lange her, dass er
Zeit zum Spielen hatte.“ Mirella begann, die umherfliegenden
Hühnerfedern zusammenzukehren und vorsichtig in einen Eimer zu
schaufeln.
„Jetzt
hat er gar keine mehr. Oder unendlich viel.“ Das klang noch
immer nach Klatsch, aber vielleicht hatte er doch etwas zu erzählen.
Mirella
ließ die Federn sein, holte schnell den Weinkrug aus der Kammer
und stellte ihm dazu einen Becher hin. „Wie meint Er das?“
„Der
Doge verdächtigt ihn, sich dem Prinzen von Savoyen angeschlossen
zu haben.“
Gina
schnitt das Huhn auf. „Und? Der ist doch auch ein französischer
Prinz, oder nicht?“ Sie nahm ein kleineres Messer aus der Lade
und schnitt die Innereien heraus. Herz, Lunge und Leber legte sie
beiseite und den ungenießbaren Rest auf einen Teller.
„Schon!“
Dem Tischler war anzuhören, dass er sich plötzlich wichtig
fand. „Aber es kann doch nur einer Doge sein.“
Klatsch.
Achselzuckend lief Mirella nach draußen, um den Teller den
Katzen hinzustellen.
„...
man wird di Modena vor ein Gericht stellen.“
Schockiert
blieb sie in der Tür stehen.
Der
Tischler grinste sie an. „Wie Ihren Bruder. Der Doge will wohl
beweisen, dass für alle das gleiche Recht gilt.“
„Aber
wessen soll er angeklagt werden?“
„Was
schon? Das übliche.“ Der Tischler zögerte einen
Moment; trank einen Schluck, wohl um zu überspielen, dass er
doch nicht alles wusste. „Verrat, nehme ich an. Wie bei Ihrem
Bruder.“
„Dario
hat niemanden verraten!“ Mirella nahm wieder den Besen zur
Hand. „Und das glaube ich auch nicht. De Modène ist der
Heermeister de Guises; nie würde er ihn verraten.“
„Vielleicht
neidet de Guise ihm seine Beliebtheit“, warf Gina ein. „Dem
Dogen stehen inzwischen viele zwiespältig gegenüber: Man
nimmt ihm übel, dass er sich nicht mit Annese einigen kann.“
„Aber
Gina; das ist doch Anneses Schuld. Er müsste gehorchen.“
Mirella versuchte, ein paar Flaumfedern zu fangen, die vor ihr
hochwirbelten. „Wenn sie Seite an Seite kämpfen würden,
hätten wir so viele Hühner auf dem Tisch, wie wir wollten.“
„Annese
denkt nicht daran, Signorina! Jetzt nicht mehr, nachdem die Spanier
die halbe Stadt zurückgewonnen haben.“
Mirella
funkelte den Tischler böse an, als sei er schuld an dem, was er
berichtete. „Und warum wehrt sich niemand? Haben die Menschen
schon vergessen, wie sie von den Spaniern geschröpft worden
sind?“
„Ist
Sie nicht mit einem Spanier verlobt?“
Lachte
der Tischler sie aus? Mirella reckte den Kopf. „Deswegen habe
ich trotzdem nicht vergessen, was Recht und was Unrecht ist. Die Gabelle sind Unrecht, denn das Geld ist nach Spanien gebracht
worden. De Guises Steuern dagegen ...“
„...
verlängern den Krieg. Den er nicht mehr gewinnen kann.“
„Wenn
Mazarins Schiffe kommen ...“
„...
wird es zu spät sein. Und wenn sie wie im Dezember bloß
Katz und Maus spielen mit der Flotte Don Juans, wird es Filomarino
auch
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