Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
Mond, nur Sternenlicht, und absolute Finsternis, wenn es regnet.
(HIER DIE DRINGENDE ERINNERUNG, MIR EINIGE KLEINE TASCHENLAMPEN MIT LITHIUM-BATTERIEN MIT DER ROLLING STONE -POST INS NACIONAL ZU SCHICKEN. SAG ES BITTE MIKE GUY.)
Die Wettervoraussage für Kuba verspricht morgens Sonnenschein, spätnachmittags Regenschauer und extrem dunkle Nächte mit unberechenbaren Winden. Das sind gute Nachrichten für diejenigen unter uns, die bei Sternenlicht sehen können oder eine von diesen fokussierbaren Taschenlampen mit Lithiumbatterie besitzen, mit denen man eine nackte Person ausleuchten kann, die in dreihundert Meter Entfernung am Strand entlangläuft. Nicht viele Leute haben diesen Vorteil, und diejenigen, die ihn haben, werden obsiegen … Sic semper Tyrannus ? Klar doch! Das ist das simple Geheimnis der Serie von Siegen, die wir begründet & fast dreißig Jahre lang (mit einigen spektakulären Ausnahmen) aufrechterhalten haben.
Wow! Wer sonst, der mit Journalismus zu tun hat, kann das von sich behaupten? Überleg mal. Wir sollten einen Preis für die herausragendste journalistische Leistung des Jahres ausschreiben, der einem von der Redaktion für nationale Angelegenheiten ausgewählten Preisträger im Rahmen einer glanzvollen Zeremonie verliehen wird. Der Expertenjury sollten so prominente Namen angehören wie Tom & Halberstam & ich & Ed Bradley –
OK. Ich denke, du kannst mir folgen. Kommen wir also wieder zu Kuba. In ein paar Stunden geht es los, und ich muss noch meine tragbare Ausrüstung zur Ozonversorgung einpacken, die zwar legal ist, aber auch höchst empfindlich … Oh ja, stimmt, ich
hab vergessen, dir zu erzählen, dass ich ins Ozon-Business einsteige, das auf Kuba wie ein schlafender Riese nur darauf wartet, geweckt zu werden. Ja, und mehr davon später.
Ich habe auch erfahren, dass Hemingway es mit Voodoo hatte & dass Castro durch Ozonduschen noch weitere fünfzig Jahre leben wird … Also, anbei meine Tagebuchaufzeichnungen bis heute.
AN BOB LOVE / ROLLING STONE
29. JANUAR 1999
VON HST
Bobby,
ich bin gerade von Leuten, die kürzlich auf Kuba waren, darauf hingewiesen worden, dass der Besitz eines Journalistenvisums tatsächlich sehr wichtig & auch unter professionellen Aspekten erstrebenswert ist, wenn man sich auf Kuba aufhält. Es verleiht eine Art VIP-Status sowie Immunität bei Verstößen gegen die Handelssanktionen, die das beschissene Helms-Burton-Gesetz verhängt hat.
Dieselbe Immunität wird, wie man mir sagt, auch denjenigen gewährt, die unter der Schirmherrschaft der U.S.-Latin American Medical AID Foundation (members.aol.com.uslamaf) »Medikamente« nach Kuba bringen.
Mit einem Journalistenvisum ist es überdies »legal« (und daher leichter), auf Kuba Geldtransaktionen zu tätigen. Und es berechtigt auch dazu, ein Auto mit schwarzem Nummernschild zu fahren, was sehr wichtig ist. Oder vielleicht sind es auch die gelben Schilder, mit denen man durch Straßensperren kommt & Diebe & Zuhälter & Verkehrspolizisten veranlasst, dem Auto, in dem man sitzt, Platz zu machen.
Auf jeden Fall denke ich, dass es gut wäre, wenn du und der Stone mich dabei unterstützen würdet, Dokumente, Visa, Transitvisa
usw. zu erhalten, die notwendig oder sogar hilfreich sind, hier meine Arbeit zu machen. Wie Michael sagt – die Menschen auf Kuba hüten sich davor, mit Leuten zu sprechen, durch die sie in Schwierigkeiten geraten könnten … Und deswegen denunzieren auch so viele Kubaner jeden Fremden, von dessen falschem Verhalten sie irgendwie angepisst sind, ganz schnell bei der Polizei.
Uups. Da ist mir was rausgerutscht. Aber trotzdem vertraue ich darauf, dass du dich in Bezug auf diese Dinge schlau machst und mir so schnell wie möglich Nachricht gibst. Wir sind doch schließlich alle Profis.
Thanx, Hunter
MEMO AUS DEM BÜRO FÜR NATIONALE ANGELEGEN-
HEITEN / / / 30. JANUAR 1999
VON HUNTER S. THOMPSON
HOTEL NACIONAL # 6, HAVANNA, KUBA 60606
AN JANN / RS / NYC
Okay. Ich schätze, das hier wird für eine Weile meine Nachsendeadresse sein. Entweder die (oben) oder die Schweizer Botschaft oder vielleicht auch das grauenvolle Gefängnis von Isles of Pines, wo Castro die armen Kerle aus der Schweinebucht eingelocht hat. Wer weiß? Wir scheinen auf ein gewisses Vakuum zuzusteuern, eine politische Raum-Zeit-Falle voller Huren & Teufel & Cops, wo praktisch kein Gesetz mehr existiert & alles, was man tut, halb illegal ist.
Klingt nach Washington, äh? Ja, Sir. Mister
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