Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

unterstützt.
    “Worum es uns geht, ist die Unantastbarkeit der ‘felony murder’-Gesetzesvorschriften in unserem Bundesstaat”, sagte Peter Weir, der leitende Direktor des Rats.
    Er sagte überdies, nach der bestehenden Rechtsordnung in Colorado “sei es angemessen, dass eine Person für die Konsequenzen aller Taten voll verantwortlich ist, auf die sie sich eingelassen hat.”
    “Haben die Taten erst einmal ihren Lauf genommen, ist man verantwortlich für das, was geschieht”, sagte Weir.
    Eine bunt gemischte Schar von Bürgern hat sich zusammengefunden, um Auman zu unterstützen, vom “Gonzo”-Journalisten Hunter S. Thompson bis hin zum konservativen US-Senatskandidaten Rick Stanley und einem Mitglied der Jury, die Auman verurteilte.
     
     
    Pfauen bewegen sich nachts so gut wie gar nicht. Sie suchen sich gern hohe Plätze, um zu schlafen, und normalerweise finden sie noch vor Sonnenuntergang einen solchen Platz. Sie wissen, wie viele nachtaktive Räuber sich auf Nahrungssuche da unten rumtreiben  – Füchse, Kojoten, Wildkatzen, blutrünstige Hunde auf Beutezug. Aber das einzige Tier, das sie erwischen kann, wenn sie dort oben hocken, ist eine dieser riesigen Menschen fressenden Eulen, die bei Nacht sehen können, aus der Höhe herunterstoßen & und alles schlagen, was sich bewegt, von der Wasserratte bis zum jungen Schaf.
    Meine Pfauen wandern tagsüber durch die Gegend, aber abends kommen sie in den warmen Käfig zurück. Ab und zu verpassen sie die Stunde der Heimkehr & entscheiden sich, auf einem Baum oder auf der Spitze eines Telefonmasts zu schlafen – (und genau das ist letzte Woche geschehen).
    Es war kein Kugelblitz, der für den Stromausfall in meinem Haus sorgte, sondern ein Pfauhahn, der auf eine Stromleitung trat & einen Kurzschluss verursachte, durch den er zu Schlacke verbrannte & die Hälfte meiner Elektrogeräte lahm legte. Der Strom kam wieder, der Vogel nicht. Der war verschmurgelt wie ein Klumpen Frühstücksspeck. Wir konnten ihn nicht mal essen. Die Tragödie spielte sich zur Halbzeit ab – also kann ich für das Endergebnis nicht garantieren. Tut mir Leid.
    Ich habe mich in Bezug auf den Fall Lisl Auman mit vielen Anwälten beraten – und dieser Fall nimmt immer hässlichere Züge an, je öfter ich mich mit ihm beschäftige. Ich tue so was nicht sehr oft. Eigentlich nie – aber dieser Fall ist so skandalös, dass er mir ständig durch den Kopf geht und mir Albträume beschert. Ich bin kein Strafrechtler, aber ich besitze das, was man einen »großen Erfahrungsschatz« im Strafjustizsystem nennen könnte, & viele meiner Freunde & Gefährten gelten weithin als die besten juristischen Experten in diesem grausamen und tödlichen Geschäft.
    Da ist kein Platz für Amateure, und sogar gestandene Profis
können Fehler machen, die sich als fatal erweisen. In die Mühlen dieses Systems können Unschuldige wie Schuldige geraten, und das ist meiner Ansicht nach der zwanzigjährigen Lisl Auman widerfahren, die man ungerechterweise des Mordes für schuldig befunden und ohne Aussicht auf vorzeitige Haftentlassung für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis geschickt hat.
    Gemessen an meiner gesamten Erfahrung mit Gerichten & Verbrechen & ausgesprochen bösartigem Auftreten des Gesetzes & den manchmal kriminellen Cops, die es vollstrecken, ist dies das schlimmste & sträflichste Fehlurteil, das mir je untergekommen ist – und dabei gab es eine Menge hundsgemeiner Dinge, einschließlich einiger Fälle, in denen ich selbst nur knapp davongekommen bin und die leicht auch ganz anders hätten ausgehen können, wären da nicht einige hammerharte Anwälte gewesen, die mir zur Hilfe eilten, als ich in ernsten Schwierigkeiten steckte.
    Bei diesen Gelegenheiten lernte ich viel über Karma, und in meinem Gedächtnis ist ein Zitat von Edmund Burke haften geblieben, das lautet: »FÜR DEN TRIUMPH DES BÖSEN IST NUR VONNÖTEN, DASS GUTE MENSCHEN UNTÄTIG BLEIBEN.«
    Diesen Worten ist zu verdanken, dass ich mich auf den Fall Lisl Auman eingelassen habe, und ihretwegen werde ich dabeibleiben, bis dies brutale Unrecht zu Recht geworden ist. Und auf sie ist auch zurückzuführen, dass die erste Spende an den Verteidigungsfonds für Lisl Auman von Gerald Lefcourt aus New York kam, dem damaligen Präsidenten der Nationalen Strafverteidigervereinigung. »Das hier wird nicht leicht werden«, sagte er mit einem gequälten Lächeln. »Aber was soll’s – auf mich könnt ihr zählen.«
    Allerdings. Es ist