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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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jedenfalls war nie darauf aus, Outlaw zu sein. Es lag eben an dem Land, in dem ich lebte. Als ich Hell ’ s Angels zu schreiben begann, war ich mit ihnen unterwegs, und mir wurde sofort klar, dass ich nie mehr zurückkehren und innerhalb des Gesetzes würde leben können. Zu jener Zeit hat man eine ganze Generation kriminalisiert – angefangen bei Vietnam bis hin zum Gras-Rauchen. Man musste jederzeit damit rechnen, eingelocht zu werden. Viele Leute sind in dieser Haltung aufgewachsen. Ich war sicher nicht der einzige und radikalste Outlaw. Ich war nur ein Schreiber. Ich habe nie versucht, ein Outlaw-Schreiber zu sein, und habe von dieser Bezeichnung auch noch nie gehört. Das hat sich jemand anders ausgedacht. Außerhalb des Gesetzes standen wir jedoch alle: Kerouac, Miller, Burroughs, Ginsberg, Kesey. Ein Messinstrument, um festzustellen, wer der schlimmste Outlaw war, hatte ich nicht. Ich wusste nur, wer auf meiner Seite stand, wer meine Leute waren.
    Herbst 2000
    (Allen Ginsberg)
    Wie ich selbst merkte, rutschte ich in den aufrührerischen sechziger Jahren immer tiefer in ein gefährlich kriminelles Leben ab, und das zusammen mit den meisten meiner Freunde & Gefährten. Ich war zu jener Zeit ein hart arbeitender Profijournalist mit einer Frau & einem Sohn & äußerst smarten Freunden & einem nagelneuen BSA-Motorrad, das weit und breit als »das schnellste Bike« bewundert wurde, »das je vom Hot Rod Magazin getestet worden war«. In meiner gemütlichen Bude auf einem Hügel oberhalb des Golden Gate Parks herrschte reges Leben und Treiben, bei Tag wie bei Nacht, und dazu ein Stimmengewirr von Künstlern, Musikern, Schreibern, Anwälten, wüsten Bikern & Rock ’n’ Rollern, deren Namen schon bald in aller Munde sein sollten … San Francisco war in jenen Jahren die Hauptstadt der
Welt, und wir waren die neue Aristokratie. Es war, als lebten wir im Zauberreich.
    Aber etwas daran war mir nicht geheuer. Etwas lief total aus dem Ruder. Ich konnte nicht umhin festzustellen, dass mehr & mehr meiner Freunde festgenommen und ins Gefängnis geworfen wurden. Wir taten nichts anderes, als wir schon immer getan hatten, aber plötzlich begingen wir immer mehr Straftaten – richtige Verbrechen, die drakonisch bestraft wurden … wie zum Beispiel fünf Jahre im Staatsgefängnis, weil man auf einer Bank im öffentlichen Park einen Joint geraucht hatte, oder zehn Jahre, weil man sich des Widerstands gegen die Staatsgewalt schuldig machte, wenn man sich weigerte, zur Armee eingezogen & zum Sterben nach Vietnam geschickt zu werden.
    Es war der Beginn der Kriminalisierung einer ganzen Generation, und das wurde mir sehr bald sehr deutlich bewusst. Sogar Joan Baez sperrten sie ins Gefängnis. Neue Gesetze erklärten den Besitz von LSD zu einer schweren Straftat und gaben der Polizei dadurch das Recht & machten es ihr sogar zur Pflicht, jedem Verdächtigen nach Gutdünken die Türen einzutreten … Eines Abends bei einer Geburtstagsfeier in Berkeley blickte ich in die Runde & sah, dass wir uns allesamt allein schon dadurch strafbar machten, dass wir hier anwesend waren. Der Spaß von gestern war offiziell in den wahnhaften Albtraum von morgen umgemodelt worden. Furcht veranlasste mich, mir auf alle Fälle den Beistand eines prominenten Strafverteidigers zu sichern; er erklärte sich dazu bereit, unter der Bedingung, dass ich niemals mit einem Cop spräche, bevor er zu meiner Rettung aufgetaucht war.

Welches Marihuana?
    In der Tat sind einige meiner besten Freunde Anwälte. Ich habe auch andere gute Freunde, die in der Verbrechensbekämpfung tätig sind, wenn auch nicht viele. In meiner Profession wäre es nicht klug, zu viele Cops zu seinen guten Freunden zu zählen, ebenso wenig wie es etwa ratsam wäre, sich ständig in der Gesellschaft von Anwälten sehen zu lassen – außer natürlich, wenn einem ein Strafprozess bevorsteht. Aber sogar in dem Fall sollte man Vorsicht walten lassen. Das Leben oder die Freiheit, ganz gewiss aber das finanzielle Wohlergehen wird von der Wahl des Strafverteidigers abhängen, und wenn ihr die falsche Wahl trefft, müsst ihr leiden. Wenn euer Anwalt ein Depp ist oder ein Lahmarsch, seid ihr dem Untergang geweiht. Die Gerichte werden euch gering schätzen, alle Ankläger werden euch mit Verachtung strafen, eure Freunde werden euch verleumden, und eure Feinde werden vor Freude jubeln. Ohne Gnade wird euch das Strafjustizsystem verschlingen.
    In einem solchen Augenblick erscheint es sinnvoll, auf

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