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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Panther Fotoagentur« in Denver an, und die schickten einen harmlos aussehenden jungen Schwarzgurt mit einer Kamera zu Bromleys Vororthaus. Dieser Paul Davidson bekam das Foto, das wir brauchten, indem er an die Tür des Agenten klopfte und sagte, er sei so beeindruckt von dem wundervollen Chopper draußen, dass er ihn einfach fotografieren musste – und unbedingt zusammen mit dem stolzen Besitzer. Also posierte Bromley – immer auf dem Quivive – für das Foto, das einen Tag später in der Aspen Times veröffentlicht wurde, begleitet von einer detaillierten Erörterung seines kurzen, aber hyperaktiven Flirts mit der lokalen Freak-Power-Bewegung. Wir schickten Bromley eine Kopie der veröffentlichten Fotostory … und er reagierte beinahe postwendend, indem er mir einen Drohbrief schickte, einschließlich eines – sehr persönlichen – Fotos, von dem er schrieb, dass er darauf doch wohl verdammt viel besser getroffen sei als auf dem, das der »ulkige kleine Fotograf« sich erschlichen hatte. Sogar der Mann vom CBI war geplättet von diesem Beweis totalen Irrsinns seitens eines altgedienten Undercover-Agenten. »Es ist kaum zu glauben«, wiederholte er immer wieder. »Er hat doch tatsächlich mit seinem Namen unterschrieben. Er hat sogar das Foto signiert! Wie konnten die sich nur so einen Mann holen?«
    Allerdings – wie nur?
    (Paul Harris)
    Die Geschichte ging 1968 los, als Random House mir 5000 Dollar gab und mein Lektor zu mir sagte: »Ziehen Sie los und schreiben Sie über den ›Tod des Amerikanischen Traums‹.« Ich sagte zu, ohne groß nachzudenken, denn damals ging es mir um nichts anderes als das Geld. Und auf die fünf Tausender Vorschuss kamen noch 7500 $ als »Spesenetat« drauf – zu verrechnen mit den Autorentantiemen, was bedeutete, dass ich selbst für meine Spesen aufkam. Aber auch das kümmerte mich einen Scheiß. Ein netter Job, in den es sich reinzuschaffen lohnte: Random House hatte mehr oder weniger zugestimmt, meine Bildung zu finanzieren. Ich konnte so gut wie überall hinreisen, solange es mir gelang, eine Verbindung zum »Tod des Amerikanischen Traums« herzustellen.
    Es sah ganz einfach aus und kam mir vor wie eine Art Reisestipendium. Lange Zeit ging ich auch so damit um. Es war, als hätte ich eine Kreditkarte zugesteckt bekommen, deren Konto ich zwar irgendwann wieder ausgleichen musste, aber eben nicht sofort. Ich weiß noch, dass ich dachte, Jim Silberman, der Lektor, sei nicht nur verrückt, sondern höchst verantwortungslos. Warum sonst sollte er eine derartige Abmachung mit mir treffen?
    Einige Orte suchte ich aus Gründen auf, an die ich mich beim besten Willen nicht entsinnen kann, und im August 1968 reiste ich dann nach Chicago, um über den Parteikongress der Demokraten zu berichten – auf Rechnung von Random House und ausgestattet mit einem superben Sortiment erstklassiger, vom Democratic National Committee ausgestellter Presseausweise und Empfehlungen.
    Einen wirklich plausiblen Grund, nach Chicago zu fahren, hatte ich nicht – nicht einmal einen Reportageauftrag. Ich wollte nur einfach dabei sein und die Atmosphäre schnuppern. In der Stadt wimmelte es von Journalisten, sodass ich mir wie ein Tourist vorkam … und die Tatsache, dass ich mit eindrucksvolleren Papieren aufwarten konnte als die meisten Schreiber und Reporter vor Ort, war mir irgendwie peinlich. Aber ich kam nicht
ein einziges Mal auf den Gedanken, mich um einen konkreten Auftrag zu bemühen – hätte mich aber jemand gefragt, wäre ich bereit gewesen, die ganze Geschichte auch ohne Honorar zu schreiben.
    Jetzt, so viele Jahre danach, habe ich meine Probleme, wenn ich an Chicago zurückdenke. Jene Woche der Democratic Convention veränderte alles, was ich jemals im Hinblick auf mein Land und meinen Platz in ihm für selbstverständlich und gegeben erachtet hatte. Meine Gemütszustände eskalierten von blankem Schrecken am Montag über Furcht am Dienstag und anschließender Raserei bis hin zur Hysterie – die fast einen ganzen Monat andauerte. Sobald ich jemandem etwas darüber erzählen wollte, was in Chicago geschehen war, kamen mir die Tränen, und ich habe Jahre gebraucht, um zu verstehen, woran das lag.
    Man hat mich nicht zusammengeschlagen; ich bin auch nicht ins Gefängnis gekommen. Aber solche Dinge hätten mich ohnehin nicht sonderlich beeindruckt. Es bedarf eines wahren Könners (oder wahrer Könner), einen Menschen übel zu verprügeln, ohne ihn in einen Schockzustand zu

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