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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zum Ende der Zusammenkunft herrschte, nahm Thompson seine frühere Charakterisierung von Watkins’ Haus zurück. “Ich entschuldige mich für diese Vampir-Geschichte”, sagte er. “Es lag an der komischen Laune, die ich hatte. Aber wir reden ohnehin nicht darüber, ob wir Ihr Haus mögen oder nicht mögen. Niemand schikaniert Sie. Es geht nicht um individuelle Rechte. Wir alle leben in diesem Tal, in einer Gemeinde an einer einzigen Straße. Wir alle müssen hier leben, Sie eingeschlossen, und inzwischen schliddern wir in abartige Zänkereien. Entscheidend ist nur, dass wir nicht zusehen wollen, wie das Leben dieses Tals vergiftet wird – das wäre genauso schlimm wie das Vergiften von Fischen.”
     
    ... “Die Wahrheit ist doch, dass Woody Creek im Verlauf der letzten zwanzig Jahre urbanisiert worden ist”, erklärt Sheriff Braudis betrübt. “Das habe ich Hunter auch gesagt, und ich habe ihn auch darauf hingewiesen, dass er nicht mehr draußen auf der Straße schießen kann, wie er es gewohnt war. Seine Nachbarn beschweren sich immer häufiger über das Kreischen seiner Pfauen und die Schüsse in der Nacht. Woody Creek ist heute anders. Inzwischen erleben wir, dass die Milliardäre die Millionäre rausdrängen.”
    Thompson weiß das natürlich und sagt, wenn er es sich leisten könne und wenn er einen interessanten Ort fände, würde er vielleicht wegziehen. Aber er kann es sich nicht leisten und er findet keinen Ort. Manchmal jedoch hat er es satt. “Zum
Leben hier draußen passt es absolut nicht, dass man von primitiven Schwachköpfen herumgestoßen und verdrängt wird”, sagt er. “Nicht, dass man nicht gegen sie gewinnen könnte – nein, man wird es nur leid, immer und immer wieder gegen sie kämpfen zu müssen. Ich hab nichts dagegen, mich mit Floyd anzulegen, aber als meinen Job seh ich das nicht an. Wenn wir beide weiterhin in diesem Tal leben wollen, muss er eher lernen, mit uns zu leben, als wir mit ihm.”
    Während ich das hier schreibe, hat Watkins zwei bengalische Tiger importiert, die sich in einem Käfiggang entlang seiner Einfahrt aufhalten. “Mit angehaltenem Atem warten hier alle darauf, was wohl als Nächstes passiert”, sagt Guenin. “Den Gipfel der Lächerlichkeit haben wir doch schon erreicht.” Hunter S. Thompson spricht mittlerweile davon, sich ein paar Elefanten zu besorgen.
     
     
    Das ist die berühmte Geschichte von Floyd und dem Riesenstachelschwein, erzählt von meinem guten Freund Loren Jenkins, Pulitzer-Preisträger und Kriegsberichterstatter für Newsweek und die Washington Post sowie gegenwärtig als Redakteur beim National Public Radio zuständig für die Auslandsnachrichten … damals, 1990, war er Chefredakteur und Besitzer der altehrwürdigen Aspen Times , und ich war Großaktionär bei einem hochwertigen Magazin mit dem Titel SMART , das er in New York auf den Markt brachte.
    In Wahrheit bin ich wohl nur Kleinaktionär gewesen, aber jedenfalls war ich persönlich engagiert – ja, ich besaß ein starkes eigennütziges Interesse und brachte dies auch bald zur Geltung, denn urplötzlich drohte mir die Aussicht, in ein Bundesgefängnis gesperrt zu werden. Die auf dem RICO-Erlass (Racketeer Influenced
and Corrupt Organization Act) basierenden Anklagepunkte lauteten: versuchter bzw. vorsätzlicher Mord, strafbarer Besitz und strafbare Benutzung automatischer Waffen um Mitternacht in aller Öffentlichkeit sowie eine ganze Hand voll weiterer Anschuldigungen vom Besitz gefährlicher Drogen bis zu Tierquälerei und grober sexueller Nötigung.
    Oberflächlich betrachtet war die Situation äußerst übel, und viele Leute sagten, jetzt sei es um mich geschehen. »Diesmal ist er zu weit gegangen«, hieß es. »Was muss das für ein gemeingefährlicher Irrer sein, der mitten in der Nacht das Haus eines Mannes mit Maschinengewehren angreift und am nächsten Tag dessen gesamten Fischbestand vergiftet?«
     
     
    Ach, sei’s drum! Sicher so ein fieser hinterfotziger Drogensüchtiger, schätz ich, White-Trash-Abschaum, der nichts mehr zu verlieren hat. Die Gefängnisse sind voll von diesen Dreckskerlen. Bringt sie ruhig alle auf einen Schlag um, mir soll’s recht sein.
    Unter den Umständen war es nicht leicht für mich, einen angesehenen Anwalt zu finden. Niemand wollte sich die Finger verbrennen.
    Verzweiflung legte sich über die Owl Farm. Meine Freundin verzog sich nach Princeton, und ich blieb allein zurück, musste mich auf meinem Festungsgelände verbarrikadieren

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