Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
nach Sausalito zog.
Es war eine wilde und wüste Zeit. Die Hölle brach los … Vom Berg hinunter zu ziehen war für mich schon immer gefährlich, weil es mir da unten schnell zu eng wurde, aber San Francisco in den 1980ern war wirklich alles andere als jugendfrei.
Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. 1981 war ich vierundvierzig Jahre alt, und im Spiegel vor mir sah ich einen ergrauten Veteran vieler Kriege, unzähliger Gewalttätigkeiten und respektablen acht oder neun Gefängnissen auf der ganzen Welt, die ich von innen gesehen hatte. Ich hatte das wilde Tier der Leidenschaft durch so viele Dschungel und Albträume und verheerende persönliche Katastrophen geritten, dass ich den Eindruck hatte, mindestens schon zweihundert Jahre alt zu sein. Mein Herz war stark, aber mein Körper war voller Narben und geschunden und gebrochen durch ein Leben voller gefährlicher Konfrontationen … ich war über meine Jahre hinaus gealtert, wie man so schön sagt, und ich hatte die bemerkenswerte Gewohnheit entwickelt, immer wieder zu überleben. Eine andere Lebensweise kannte ich nicht, und ich verstand mich zunehmend besser darauf, wofür hinreichend Beweismaterial vorliegt …
Ich hatte sogar meine Zeit als Nachtmanager des verruchten O’Farrell Theatre überlebt und dazu sieben Verhaftungen innerhalb von sechs Wochen wegen gewisser Verbrechen, die zu begehen man gar nicht umhin kann, wenn man, wie die Polizei selbst eingesteht, vierundzwanzig Stunden am Tag überwacht und routinemäßig hopsgenommen wird für so Sachen wie »Mitführen geöffneter Behälter alkoholischer Getränke im Fahrzeug«, der Missachtung gelber Ampelphasen und nächtlicher Entblößung im Golden Gate Park ohne ersichtlichen Grund.
Ho ho. Natürlich gab es Gründe. Es gibt immer Gründe. Sogar die blutrünstige Manson-Familie hatte ihre Gründe. Sie waren dumme, mordlustige Drecksäue, klar, aber sie hatten eben auch viel zu viel Zeit totzuschlagen.
Das exakte Gegenteil war bei mir der Fall. Ich hatte keine Sekunde zu verplempern, sondern war unentwegt im Einsatz. Ich war ein berüchtigter Bestsellerautor abstruser und brutaler Bücher sowie ein in weiten Kreisen gefürchteter Zeitungskolumnist, der auf möglichst vielen verschiedenen Hochzeiten tanzen wollte und viele mächtige Freunde in der Regierung, bei den Institutionen der Verbrechensbekämpfung
und in gesellschaftspolitischen Zirkeln besaß.
Ich war überdies betrunken, übergeschnappt und allzeit bewaffnet. Die Menschen fingen zu zittern an und fluchten, wenn ich einen der Öffentlichkeit zugänglichen Raum betrat und auf Deutsch losbrüllte. Es war peinlich … Maria und ich versteckten uns immer öfter an obskuren Orten wie Stinson Beach oder Harding Park in der Nebelzone oder gar in der städtischen Parkgarage von San Bruno, einer Brutstätte des Verbrechens.
Alles in allem war es eine tolle Zeit. In mancher Hinsicht war es ein lasterhaftes und Furcht erregendes Abenteuer auf der dunkelsten Seite des Lebens, und während mindestens der halben Zeit war es so, als würde ich in einem nicht jugendfreien Peter-Pan-Film aus einer wunderschönen Kanone in die Luft geschossen. Ich würde auf jeden Fall alles noch mal so machen …
Hallo, Leute, ich heiße Marvin und bin hier, um euch diese erstaunlich schöne alte Schreibmaschine zu verkaufen, die euch garantiert dieselben Dienste leisten wird, die sie mir geleistet hat. Das Ding ist ein Monster , Leute. Mit dem Ding ein Buch zu schreiben ist ungefähr so, als würde man in einem Swimmingpool voll LSD-25 sitzen und plötzlich spüren, dass einem die Eier in Flammen stehen … Gewiss, Sir, die Garantie gilt lebenslang. Also denken Sie über mein Angebot nach …
Lasst mich euch eine fette kleine Frage stellen, Freunde, und ich möchte, dass ihr sehr sorgfältig nachdenkt , bevor ihr die Antwort ausspuckt – denn jetzt kommt es dicke. Dies ist nämlich d ie eine und einzige Frage, die ihr beantworten müsst , wenn ihr IHM von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, GOTT, DEM ALLMÄCHTIGEN!
Er wird fragen: »Was kann ich für dich tun, Junge? Was könnte es sein, das Eine, von dem du möchtet, dass ich es auf der Stelle für dich tue??? Was ist es? WAS? Nur heraus damit ! Jetzt gleich! Sonst schicke ich dich direkt in die Hölle …«
Was wirst du antworten , Bruder? Wie wird die einzig wahre Antwort lauten, die du Gott, dem Allmächtigen, gibst, wenn du deine letzte Chance bekommst? Und vergiss nicht – deiner
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