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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Antwort entsprechend wird Er dich richten! Er wird dich richten ! Und wenn du die falsche Antwort gibst, wirst du dafür büßen. Du wirst Scheiße fressen und sterben .
    (Lange Pause. Man hört Weinen und Stammeln und das Rücken von Stühlen …)
    OKAY! OKAY, Bruder – entspann dich und sei frohen Mutes. Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir und Ich werde dir die Antwort verraten ! Halleluja Mahalo . Du bist errettet!
    DIE ANTWORT, DIE DU GOTT, DEM ALLMÄCHTIGEN, GEBEN WIRST, WENN ER KOMMT, DICH ZU RICHTEN, LAUTET: Ja Ja Ja, Euer Ehren. Ich dachte schon, Sie würden mich gar nicht mehr fragen. Was ich möchte, ist natürlich eine NAGELNEUE, ABGEFAHRENE UND SUPERCOOLE UND FEUERWEHRROTE IBM MAGNUM SELECTRIC SCHREIBMASCHINE, MODELL 22 MIT KORREKTURTASTE, und zwar haargenau so eine wie diese hier! GENAU WIE MEINE … Das ist es, was du sagen wirst, wenn für dich der magische Augenblick des Gerichts gekommen ist.
     
     
    Hilf mir, Herr, denn ich sehe mir wieder Gail Palmers Filme an. Diese schreckliche Angewohnheit stammt noch aus der Zeit vor vielen Jahren, als ich mich auf meinen Prozess vorbereitete. So was ist stets eine heikle Phase im Leben eines klugen Mannes. Ich hatte das Ende der Welt, so wie ich sie kannte, drohend vor Augen. Und ich musste einsehen, dass ich an eine entscheidende Gabelung meines Lebenswegs gelangt war – frei zu leben wie ein Otter oder wie eine dumme junge Biene im Netz des bundesstaatlichen Strafverfolgungssystems zu sterben. Einen Mittelweg gab es nicht. Mir blieb keine Wahl. Die Würfel waren gefallen.
    Ich habe einige wenige magische Momente wie diesen erlebt – rote Punkte auf einer meergrünen Karte – und die weiß ich sehr zu
schätzen. Sie sind die Höhepunkte meines Lebens, meine Augenblicke totalen Funktionierens, in denen ich mir vorkomme wie ein Schneeleopard, der im eigenen Revier um sein Leben kämpft.
    Uuups. Werden wir doch bitte nicht rührselig, Doc. Bring die Brut nicht mit irgendwelcher trunkenen Hillbilly-Hybris in Verlegenheit. Die Zeit für Späße ist vorbei. Diesmal haben sie es auf dein Herz abgesehen, also verhalte dich entsprechend. Auf dem Gipfel des Bergs sind wir alle Schneeleoparden.
     
     
    Genau – und lasst uns jetzt zurückkehren zu der Zeugin, die an jenem Abend in mein Haus kam und mich beinahe ins Gefängnis gebracht hätte.
    Sie war ganz offensichtlich den Fängen der Sexfilmindustrie entkommen – eines Geschäftszweigs, über den ich als Journalist geschrieben hatte. Und bedauerlicherweise hatte ich dabei ihr Interesse geweckt.
    1985 wagte ich mich nach San Francisco, um für den Playboy einen Artikel über »feministische Pornografie« zu schreiben. Niemand wusste, was das war, aber ich verklickerte den Jungs vom Playboy , um was es sich handelte, und darum gaben sie mir den Auftrag. Feministischer Porno war eigentlich nichts anderes als Filme für Paare – Sexfilme für Paare, zu denen man eine Begleiterin ausführen konnte.
    Es war ein neues Genre, und ich bin durch puren Zufall einigen der Frauen, die in diesen Filmen mitspielten, begegnet, als ich ’84 beim Parteikongress der Demokraten in San Francisco war. Und von diesen Frauen wurde ich sozusagen adoptiert. Die meisten waren zumindest bisexuell, und sie waren amüsant. Viele waren Stars in dieser neuen Art von Film. Juliet Anderson, später berühmt unter dem Namen Aunt Peg, kam ganz groß heraus. Ebenso Veronica Hart, die noch immer Filme dreht und ihr Handwerk ziemlich gut beherrscht.
     
     
    Jetzt kommen wir zum verzwickten Teil der Geschichte.
    Ich kenne Situationen wie die, von der ich euch gleich erzählen werde, ziemlich gut, und ich weiß auch, wie sie ausarten können. Ich hab mehr Zeit im Bauch dieser Bestie verbracht, als ich es je eingestehen oder gar drucken lassen könnte. Ich bin nie in Versuchung geraten, diese Geschichten öffentlich zu machen oder auch nur im privaten Kreis auszuplaudern, außer in manchen mondlosen Nächten, wenn ich mich schleichend einsamer fühle und gefühlsduselig und süchtig war nach Streit oder Muschi oder Angst, wie unser alter Freund aus Arkansas.
    Und heute Nacht könnte genau so eine Nacht sein, also was soll’s?
     
     
    Ich hatte noch nie von Gail Palmer gehört. Das war auch nicht nötig, denn ich bekam eines Tages einen Brief, in dem es hieß, ich läge total daneben und hätte nichts kapiert. Ich hatte geschrieben, dass die neue feministische Pornografie dabei sei, tonangebend zu werden, sie hingegen widersprach

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