Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
schippern, ohne Funk und ohne Leuchtraketen und mit nur einer einzigen brauchbaren Angelrute und einem kümmerlich kurzen Fischhaken – nachdem du mich auf der bloßen Erde und zwischen den Trümmern meiner Tiki Bar aufgespürt (oder besser gesagt aufgesammelt) hattest.
Und davon, wie wir über den Ozean gesiegt haben – wie wir ein Prachtexemplar von Fisch fingen – an jenem Tag, als die anderen alle nach Pacifica gefahren waren – und wie wir schließlich zu dem extrem abgehobenen Entschluss kamen, schnurgerade zwischen den Wahnsinnsbrechern durchzusteuern und in den Hafen von Bolinas einzulaufen – weil wir durstig waren und müde und unseren formidablen Acht-Kilo-Lachs vorzuweisen hatten – und auch weil ich den Mann mit dem Stoff kannte, der in einem kleinen Holzhaus wohnte, das wir aus ungefähr einer Meile Entfernung von draußen auf dem Ozean hatten sehen können.
Dem Großen Abrechner wird die Geschichte gefallen – und wenn er sie zu den anderen hinzuaddiert, wird er wissen, dass er es mit einem echten Kämpfer zu tun hat.
Okay. Ich will hier nicht gefühlsduselig werden. Anfänglich habe ich dich ja nur in mein komisches neues Büro im Theatre eingeladen, weil ich wusste, dass es dir gefallen würde, und überdies hielt ich es für einen Teil meines neuen Jobs als Nachtmanager,
diese beiden versauten, glatzköpfigen Bastarde vor dem Gefängnis zu bewahren, indem ich sie in den Printmedien als so hip und respektabel präsentierte, dass jedem Richter in SF – sogar einem Nazi – unwohl wurde bei dem Gedanken an das Medienspektakel, zu dem es unweigerlich kommen musste, wenn man ihnen den Prozess machte.
HST bei der Arbeit in Rio de Janeiro (Robert Bone)
Diese Strategie ging auf. Hätte ich den Mitchells meine Dienste als medienpolitischer Berater in Rechnung gestellt, wären mindestens vierhundert Tausender fällig gewesen. Ich habe gute Arbeit geleistet, und darauf bin ich stolz.
Tatsächlich – und die Menschheitsgeschichte strotzt nur so von Gräueln dieser Art – sollten die verderbten und berüchtigten Gebrüder Mitchell schon bald ungeschoren davonkommen
wie die freundlichen Waschbären in der Nachbarschaft; während ich, der Nachtmanager, schlussendlich eingesperrt, an den Pranger gestellt und in den örtlichen Printmedien sowie dreitausendneunhundert weiteren Zeitungen im ganzen Land gebrandmarkt werden sollte, weil ich angeblich mit dem Firmenwagen auf dem Bayshore Freeway einen auf der linken Spur entlangkriechenden Pontiac mutwillig von hinten gerammt hatte, als ich vom Flughafen zurückfuhr, nachdem ich den ganzen lieben langen Nachmittag ihren neuen Film wie ein Zuhälter den Bossen der Pussycat-Theatre-Kette angedient hatte.
Nein, nichts von alledem schien im Bereich des Möglichen zu liegen, als ich vom Berg herunterkam, um einen Job in der Großstadt anzunehmen und unter vorgeblich zivilisierten Menschen zu leben. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht vor, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, geschweige denn innerhalb von drei Monaten sechsmal verhaftet zu werden. Wenngleich ich einräumen muss, dass meine neuen Pflichten als Nachtmanager vom O’Farrell höchst eigentümlicher Art waren.
Vierunddreißig Jahre lang habe ich weltweit von Kentucky bis Hongkong schnelle Wagen unter abenteuerlichen Bedingungen gefahren, aber nur dreimal stand ich vor einem Verkehrsrichter – und davon allein zweimal innerhalb von drei Tagen vor der Richterbank von Leonard Louie.
Schlecklich, schlecklich – wie Ralph sagen würde – und die Wunden sind bis jetzt nicht verheilt. Der Richter hat sich irgendwie in den Vergleich mit eingeklinkt, den ich mit den Schleudertraumajungs schloss, und erklärte, wenn ich innerhalb der nächsten drei Jahre auch nur einen Fehler im Straßenverkehr machen würde, sperre man mich für sechs Monate ins SF County Gefängnis.
Üble Sache das. Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, diese drohende »Bewährungsauflage« abzuwenden, sollten wir das unbedingt in Angriff nehmen. Unser Leben würde leichter, und das von Leonard Louie auch. In dem Gefängnis braucht mich
NIEMAND. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich fahre vorsichtig. Es gibt da draußen Menschen, die mich ganz und gar nicht mögen, und wenn ich denen einen Vorwand liefere, werden sie ihn nutzen und mich zum Prügelknaben machen … aber wir haben wichtigere Kriege zu führen und finden ehrenhaftere Anlässe, unser Blut in aller Öffentlichkeit zu
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