Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
vergießen.
Jedenfalls – für Joe zur Information – Jim Mitchell geht davon aus, dass seine Versicherungsgesellschaft haften wird in puncto: Schleudertraumajungs.
Das sehe ich auch so. Ich hab den Kopf hingehalten und die ganze Nacht im Knast verbracht. Allein mit zwei Nazi-Cops, die mich »big boy« nannten. Ich wusste ja nicht, dass du nach Washington geflogen warst.
Es geschah in Ausübung »meiner Pflichten« – für das O’Far-rell Theater und auch für den Playboy .
Versuchen wir also die Sache mit der Versicherung zu regeln und mich aus dieser »Entschädigungs«-Bredouille zu befreien. Jim Mitchell wird nicht mosern, wenn seine Versicherung die Schleudertraumajungs auszahlt. Fair ist fair. Ich war der Nachtmanager – und ich fuhr sie im offiziellen Wagen des Nachtmanagers vom Flughafen zurück. Unsere beiden Versicherungsprämien sind ohnehin im Arsch – also feilschen wir nicht lange herum. Was wird es uns bei Leonard kosten, die »Entschädigungs«-Angelegenheit bis zum 18. Oktober vom Tisch zu haben? …
… Die ganze Welt scheint jetzt Geld von mir zu wollen, und es wäre kein guter Zeitpunkt, wegen kleiner Schulden öffentlich den Bankrott zu erklären.
HUNTER
Wo warst du, als der Spaß aufhörte?
Lachen war heute Abend nicht zu hören, nur die Geräusche von Untergang und Tod und Zusammenbruch – eine sintflutartige Kaskade von Todessignalen: vom Sheriff, in der Post, am Telefon, in meiner Küche, aus dem Radio, aber hauptsächlich von Maria, die behauptete, genau zu spüren und zu verstehen, warum ich so fühlte und dachte, wie ich es tat/tue, aber sie könne nichts daran ändern. Sie konnte nicht anders. Der Spaß verendete vor unseren Augen, schrumpfte, verkümmerte, erstickte und zerfloss in der Dunkelheit wie eine Hand voll gestohlenen Quecksilbers. Ja, das silberne Zeug ist plötzlich weg und hinterlässt nur noch eine Giftlasur auf der Haut.
11. September 2001
Es war kurz nach Sonnenaufgang in Woody Creek, Colorado, als das erste Flugzeug am Dienstagmorgen in das World Trade Center krachte, und wie gewöhnlich schrieb ich gerade einen Artikel über Sport. Aber nicht lange. Football erschien mir plötzlich belanglos angesichts der Szenen der Zerstörung und totalen Verwüstung, die das Fernsehen aus New York zeigte.
Sogar ESPN übertrug Kriegsnachrichten. Es war die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten, eingeschlossen Pearl Harbor, das große Erdbeben in San Francisco und die Schlacht von Antietam 1862, als an einem einzigen Tag dreiundzwanzigtausend Menschen niedergemetzelt wurden.
Die Schlacht am World Trade Center dauerte neunundneunzig Minuten und kostete innerhalb von zwei Stunden zwanzigtausend
Menschen das Leben (laut inoffizieller Schätzungen vom Dienstagmittag). Die endgültigen Zahlen, einschließlich der Toten im angeblich unbezwingbaren Pentagon am Ufer des Potomac River gegenüber der Stadt Washington, werden wahrscheinlich höher sein. Alles, was dreihundert bestens ausgebildete Feuerwehrleute innerhalb von zwei Stunden tötet, ist eine Weltklassekatastrophe.
Und es waren nicht einmal Bomben, die diesen verheerenden Schaden anrichteten. Es wurden keine Atomraketen aus einem fremden Land auf uns abgeschossen, es flogen keine feindlichen Bomber über New York und Washington, um Tod und Vernichtung über unschuldige Amerikaner niedergehen zu lassen. Nein. Es waren vier Verkehrsflugzeuge.
Es waren die ersten Flüge des Tages der Linien American und United, gesteuert von erfahrenen und loyalen US-Bürgern, und an ihnen war nichts Verdächtiges, als sie von Newark, N.J., Dulles in D.C. und Logan in Boston mit vollen Treibstofftanks zu den routinemäßigen Flügen an die Westküste aufbrachen – um bald darauf bei einem Aufprall zu explodieren und die weltberühmten Twin Towers des World Trade Center in Downtown Manhattan völlig zu zerstören. Bumm! Bumm! Einfach so.
Die Türme gibt es nicht mehr. Sie sind zu blutigem Schutt zerschmettert, ebenso wie alle Hoffnungen auf Frieden in unserer Zeit, in den Vereinigten Staaten wie auch in jedem anderen Land. Täuscht euch nicht: Wir befinden uns jetzt im Krieg – mit irgendjemandem – und wir werden für den Rest des Lebens mit diesem geheimnisvollen Feind im Krieg liegen.
Es wird ein Religionskrieg sein, eine Art christlicher Dschihad, genährt von religiösem Hass und angeführt von gnadenlosen Fanatikern auf beiden Seiten. Es wird ein Guerillakrieg globalen Ausmaßes
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