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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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langen Stange am Balkon hing, von dem aus man auf Angel Island und Alcatraz blickte.
    Mein Anwalt nannte es »die beste Behausung der Welt«.

16 Alexander
    31. Juli 1985
Owl Farm
An
Michael Stepanian, Esq.
819 Eddy Street
San Francisco, CA 94019
     
     
    Lieber Michael,
    die (beiliegenden) Briefe von Judith an deine neue Mandantin, Ms. Laryce Sullivan, 16 Alexander Ave. in Sausalito, wo ich mit Maria gewohnt habe, sollten uns die willkommene Grundlage für eine 33-Millionen-Dollar-Rufmordklage bieten – gegen Judith und ihren streitsüchtigen Ehemann Norvin, einen bisher unbescholtenen Mitverschwörer, sowie die Computerfirma, die sie hierher nach Orange County gebracht hat und dafür verantwortlich ist, dass sie in eine Wohnsituation gerieten (16 Alexander), die sie persönlich nicht bewältigen konnten und die sie letztlich veranlasste, eine Zivilklage (gegen Ms. Sullivan) anzustrengen, in der ich aller Wahrscheinlichkeit nach als unaufrichtig, abartig, schädigend und als ein persönliches (wie auch finanzielles) Ärgernis dargestellt werde – z. B. wegen »Prügelns und Lärmens …«
    Welches Prügeln? Du warst doch zugegen – du bist Jacques (dem »Ehemann«) auf dem Flur begegnet, als du versucht hast, meine Tür einzutreten.
    Durch die Beschuldigungen, die Judith und Norvin gegen mich erhoben haben, wird mein neues Buch – Der Nachtmanager  – in ein unvorteilhaftes Licht gerückt.
    Nicht nur haben die Bullenarschlöcher mir mit irgend so einer billigen Nazi-Masche, die ihnen keiner abkauft, meine Luftpistole gestohlen und mein Fernglas und meine Suspensorien und meine spezial gefertigten SORBA-Speckbrett-Tennisschläger und meine beruflich benötigten Videokassetten sowie zwei oder drei Päckchen von meinen Dunhills – nein, jetzt wollen sie mich auch noch vor den Kadi zerren (und in der Presse verleumden) mit dem Vorwurf, Maria geschlagen zu haben – Nacht für Nacht, sodass sich die Nachbarn in Todesangst verkrochen.
    Uuups – die Fantasie ist mit mir durchgegangen. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Die geschmeidige Melodie des Titels. Ein gescheiter Autor dürfte Spaß an einer solchen Idee finden.
    Warum also nicht ich?
     
     
    Okay – zurück zum Thema. Ich stehe tief in deiner Schuld und in der von Joe und Tanya und Patty und obendrein in der Schuld all derjenigen, die durch eine Hölle aus Schlafmangel gehen und Rückgrat beweisen mussten wegen meines jüngsten Versuchs, vom Berg hinabzusteigen und zumindest ansatzweise wie ein der Mittelklasse zugehöriger Mensch mittleren Alters zu leben, wie ein smarter Stadtmensch mit kriminellen Neigungen und einem Job (sowie einigen eigenwilligen Gewohnheiten – okay. Über Einzelheiten gibt Nancy Auskunft …).
    Es wurde zu einem Debakel. Wir (du und ich) haben seit vielen Jahren weder juristischen noch menschlichen Umgang miteinander gepflegt (aus Faulheit wie aus Dummheit, zweifellos, aber …)
    Ja. Und ich hab dir nicht mal einen Fall oder ein Verbrechen oder Problem angetragen – außer der Information, dass ich aus allein mir einsichtigen Gründen kürzlich den Job als Nachtmanager des obskuren und berüchtigten O’Farrell Theatre angenommen hatte, das sich ganz zufällig direkt um die Ecke von deinem Büro befindet und zudem ein sehr, sehr hübsches Hauptquartier und ein geeigneter Ort ist, um meine besten und vertrauenswürdigsten Freunde von Zeit zu Zeit auf einen Drink einzuladen.
    (Was die Gebrüder Mitchell betrifft, so wollen wir im Gedächtnis behalten, dass fast alle meine Handlungen in ihren Diensten sie ziemlich irritiert haben –
    Sie sind gute Jungs. Und ich hab dafür gesorgt, dass sie vom Knast verschont blieben.)
    Mein Job bestand anfangs eigentlich nur darin, die Brüder im Rahmen des längst überfälligen Auftrags vom Playboy zum Thema »feministische Pornografie« zu interviewen – was mich zu dem Zeitpunkt bereits zu langweilen begann, sodass ich letztlich die Gebrüder Mitchell nur aufsuchte, weil sie möglicherweise genug Faszinierendes zu erzählen hatten, um mein Interesse an der Story über Feministinnenporno so lange wach zu halten, bis ich mir die nötigen sechs- oder siebentausend Wörter abgerungen hatte.
     
     
    Großer Gott! Genau so fing alles an. Mich langweilte schon der Gedanke an den Artikel, nachdem ich mir während fast der gesamten Footballsaison Tag für Tag fünf oder sechs XXX-Hardcore-Filme angesehen hatte … aber ich wurde zum Experten, zum kenntnisreichen Kritiker auf

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