Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
begonnen hat.
Also macht euch bereit, Leute. Rüstet euch und sorgt immer für Rückendeckung. Darum nennen sie es ja »Terrorismus«.
19. September 2001
Big Sur, Redaktionskonferenz, 1971 (Annie Leibovitz)
Speedismus
»Hallo, Mr. Thompson. Ich heiße Wendy ___________ und arbeite bei Suzuki. Mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, Ihnen eine nagelneue Suzuki ____________ schenken zu dürfen, die eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Meilen die Stunde erreicht [lach, lach]. Ja, ich dachte, das würde Sie interessieren [kicher, kicher]. Rufen Sie mich jederzeit an unter ____________.«
Wie lange, gütiger Gott, wie lange noch? Manche Leute warten ihr Leben lang auf einen solchen Anruf. Ich nicht. Ich bekomme ständig solche Anrufe, und an manchen Abenden frage ich mich: Wieso?
Regeln fürs Schnellfahren
Das Hochgeschwindigkeitsfieber, der so genannte Speedismus, ist eine erst kürzlich entdeckte Krankheit, die sich immer mehr zum Fluch des modernen Menschen ausweitet. Der mordlüsterne Speedfreak von gestern ist heute hilfloses Opfer des Speedismus. Das ist ein Riesensprung, und es hat lange gebraucht bis dahin. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin & viele unbesungene Helden haben sich dafür geopfert, darunter Sid Vicious und der Schauspieler Richard Pryor, der sich selbst in Flammen setzte, als er am Speedismus-Virus forschte.
Was sind das für wunderbare Neuigkeiten. Eine ganze Generation von Koksern kann jetzt aufatmen: Sie alle waren nicht etwa ordinäre Drogensüchtige & Kriminelle. Nein. Sie waren die hilflosen Opfer eines höchst ansteckenden Virus, Speedata Viruuseum , das eine Kraft zehrende, jeden Mut raubende und unheilbare Krankheit auslöst. Wer von ihr betroffen wird, hat jeweils sechs bis neun Monate unter unerträglichen Schmerzen zu leiden und fühlt sich absolut hilflos.
Speedismus kann zum Tode führen, wenn er mit schnellen Autos & Whiskey kombiniert wird. Das sollte nicht sein & ich verurteile es, aber es wird immer wieder Idioten geben, die es tun … und nicht alle von ihnen werden es überleben – aber was soll’s?
Für die anderen, die noch Lebenden, folgen hier einige Grundregeln:
Nummer 1 – Überzeugt euch davon, dass Mechanik und Elektrik eures Wagens einwandfrei arbeiten. Begebt euch auf keine Straße, um richtig schnell zu fahren, ohne dass die komplette Außenbeleuchtung perfekt funktioniert.
Nichts als Scheitern & Gefängnis erwarten den, der mit nur einem Scheinwerfer oder kaputtem Rücklicht schnell zu fahren
versucht. Das reicht nämlich jedem Cop automatisch als hinreichender Verdacht , euch anzuhalten und euren Wagen zu durchsuchen, und ihr könnt euch nicht dagegen wehren. Diesen hinreichenden Verdacht wollt ihr ihnen doch bestimmt nicht liefern. Prüft also euer Licht, die Benzinuhr und den Reifendruck, bevor ihr irgendwohin fahrt.
Nummer 2 – Macht euch vertraut mit dem Bremsdruck eurer Maschine, bevor ihr schneller fahrt als zehn Meilen die Stunde. Durch eine Bremstrommel, die schon blockiert, wenn ihr das Pedal berührt, werdet ihr seitlich von der Straße geschleudert & in einen tödlichen Überschlag katapultiert, der euch direkt ins Jenseits befördert. Achtet also immer peinlich genau auf den Zustand eurer Bremsen.
Nummer 3 – Bagatellschäden bringen nichts. Wenn ihr schon die Kontrolle verlieren & mit irgendwas kollidieren wollt, dann haltet voll drauf .Vergesst den Blödsinn aus dem Physikunterricht von wegen Fliehkraft & Massenträgheit. Die Hauptregel des Highways besagt, dass manche Sachen beweglicher sind als andere. Das gilt zum Beispiel, wenn ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch ein Reklameschild aus Sperrholz bricht, allerdings nicht wenn einer durch eine Betonmauer rast. In den meisten Fällen nimmt das am schnellsten fahrende Auto weniger Schaden als das Fahrzeug, das sich langsamer bewegt.
Ein leicht beschädigtes Auto ist fast immer kostspielig und außerdem peinlich. Ich habe heute Abend mit einem Mann gesprochen, der mir erzählte, er sei vom Oberkellner zur Kaltmamsell degradiert worden, weil er seinen nur geringfügig beschädigten Wagen auf dem Parkplatz abgestellt und dadurch den Respekt all seiner Kollegen eingebüßt hatte. »Sie haben mich ausgelacht & und einen Dummkopf genannt«, sagte er. »Ich hätte den Arsch mit fünfundsiebzig rammen sollen und nicht nur mit fünf«, lamentierte er. »Sechstausendachthundert Dollar
musste ich eh löhnen. Aber ich wäre jetzt Maître d’,
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