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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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einer Vincent Black Shadow sehe oder eine öffentliche Toilette betrete und höre, wie verkrüppelte Männer von der Furcht einflößenden Kawasaki Triple flüstern … Ich habe Visionen von offenen Oberschenkelbrüchen und großen schwarzen Männern in weißer Krankenhauskluft, die mich auf meiner Bahre niederhalten, während eine Schwester namens »Bess« mir die losen Kopfhautlappen zusammentackert.
    Ho ho. Gott sei gedankt für diese Flashbacks. Das Gehirn ist ein so wundervolles Instrument (bis Gott seine Fangzähne hineinschlägt). Manche Leute hören Tiny Tim singen, wenn sie abnippeln, und andere lauschen dem Song vom Wurstmenschen.
    Als die Ducati in meiner Einfahrt stand, wusste niemand etwas mit ihr anzufangen. Ich war in New York, um über ein Poloturnier zu schreiben, und es gab Leute, die mir mit dem Tod gedroht hatten. Mein Anwalt riet mir, klein beizugeben, mich zu stellen und ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen zu lassen. Andere wiederum meinten, der Ärger hätte mit der Polo-Szene zu tun oder vielleicht mit Ron Ziegler.
    Die Sache mit dem Motorrad war für sie der letzte Strohhalm. Es muss das Werk meiner Feinde gewesen sein oder das bestimmter Leute, die mir Schaden zufügen wollten. Es war ein ganz besonders hinterhältiger Köder, und sie wussten, ich würde auf jeden Fall danach schnappen.
    Klar doch. Ihr wollt den Dreckskerl zum Krüppel machen? Schickt ihm einfach einen Café-Racer, der hundertsechzig Meilen die Stunde macht. Und schickt ihm gleich ein paar Nummernschilder mit, damit er denkt, das Bike ist für den normalen Straßenverkehr gedacht. Er ist verrückt nach allem, was schnell ist.
    Was stimmt. Solange ich zurückdenken kann, bin ich schon Kenner und Freund schneller Motorräder. Ich hab mir eine nagelneue 650 BSA Lightning gekauft, als es damals hieß, sie sei »das schnellste Motorrad, das je vom Hot Rod Magazin getestet wurde«. Ich hab eine zweihundertfünfzig Kilo schwere Vincent mit
kochend heißem Öl an den Beinen durch den Verkehr auf dem Ventura Freeway gelenkt und bin nachts auf der Kawa 750 Triple mit der Birne voller Acid durch Beverly Hills gedüst … ich bin mit Sonny Barger gefahren und hab in Bikerbars Gras geraucht mit Jack Nicholson, Grace Slick und meinem berühmt-berüchtigten alten Freund Ken Kesey, einem legendären Café Racer.
    Manche Leute werden euch erzählen, langsam zu fahren sei gut – und das mag an manchen Tagen auch so sein –, aber ich bin hier, um euch zu verkünden, dass schnell fahren besser ist. Davon war ich immer überzeugt, obwohl ich mir damit reichlich Ärger eingehandelt habe. Aus einer Kanone in die Luft geschossen zu werden ist immer besser, als aus einer Tube gedrückt zu werden. Eben darum hat Gott die schnellen Motorräder erschaffen, Bubba …
    Als ich vom U.S. Open Polo Championship in New York zurückkam und diese feuerrote Rakete in meiner Garage vorfand, wusste ich sofort, dass ich als Testfahrer wieder im Geschäft war.
    Allein schon der Anblick der brandneuen Ducati 900 Campione del Mundo Desmodue Supersport Magnum Café Racer weckte in mir die reine Wollust. Anderen erging es ähnlich. Schnell wurde meine Garage zum Anziehungspunkt für lüstern sabbernde Superbike-Groupies. Sie keiften und stritten sich, wer der Erste sein würde, mich bei der Bewertung meines neuen Spielzeugs zu unterstützen … und ich brauchte neben meiner eigenen Einschätzung durchaus ein gewisses Spektrum anderer Meinungen, um dieses Motorrad angemessen zu beurteilen. Die vollökologische Teststrecke in Woody Creek kann bei weitem nicht an Daytona heranreichen oder die Höchstgeschwindigkeitssprints auf dem Pacific Coast Highway, bei denen Teams auf hubraumerweiterten Kawasakis und Yamahas in Mutproben-Rennen mit hundert Meilen Stundengeschwindigkeit tollkühn um die Wette rasen …
    Nein. Nicht jeder, der sich so ein sündteures Drehmomentmonster anschafft, sehnt sich danach, in L.A. auf offener Straße
in einem Feuerball aufzugehen. Einige von uns sind besonnene Menschen, die zwar nicht gern in der Notaufnahme landen, aber dennoch dann und wann röhrend an den neuzeitlichenVerkehrsstaus in Wohngebieten vorbeidonnern möchten … und dafür brauchen wir exquisites Material.
    Was uns ja durchaus zur Verfügung stand – zweifellos. Die Ducati-Leute in New Jersey hatten wohl ihre Gründe, mir die 900 SP zum Testen zu schicken – und eben nicht ihre aberwitzig schnelle und hypermoderne 916 Superbike-Rennmaschine. Die sei viel zu schnell,

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