Königreich der süßen Versuchung
sollten uns mit ihnen in Verbindung setzen, denn ich bin sicher, dass sie mir helfen könnten.“
„Möglich. Ihre Adresse müssten wir doch irgendwie herausfinden können.“
„Sie ist bestimmt in meinem Rechner gespeichert. Wenn ich doch bloß mein Passwort herauskriegen könnte.“
„Darüber wollen wir uns morgen Gedanken machen.“ Er zog sie an sich. „Jetzt wollen wir den Augenblick genießen.“
Andi seufzte leise und schmiegte sich an ihn. „Du hast recht. Ich sollte mir keine Sorgen um etwas machen, das ich nicht ändern kann. Wenigstens noch nicht.“ Doch das war leichter gesagt als getan. Auch in Jakes tröstlicher Umarmung vergaß sie keine Sekunde die bedrohliche Tatsache, dass sie sich an nichts erinnern konnte. Denn wie sollte sie ihr Leben anpacken und in die Zukunft sehen, ja, selbst den Augenblick genießen, wenn sie nicht wusste, wer sie war?
Nach dem Frühstück ging Andi wieder in ihr Büro, um sich mit den Akten vertraut zu machen. Die Vorstellung, ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen zu können, weil sie nicht mehr wusste, wie das Leben im Palast ablief und worauf zu achten war, quälte sie. Jake wunderte sich, dass er selbst nicht auch beunruhigt war. Denn einer der Hauptgründe für die Verlobung war ja der Wunsch gewesen, Andi an seiner Seite zu halten, damit alles so problemlos weiterlief wie bisher. Aber irgendwie war ihm das plötzlich nicht mehr so wichtig. Das mochte auch damit zusammenhängen, dass er Andis Gesellschaft sehr viel mehr genoss, als er für möglich gehalten hätte.
Wie hatte er nur sechs Jahre mit ihr zusammenarbeiten können, ohne zu wissen, wo ihre Familie lebte? Für ihn war Andi direkt hinter dem Schreibtisch in seinem New Yorker Büro geboren worden. Und den Namen ihrer Schwester kannte er auch nicht, wie peinlich. Wahrscheinlich hatte Andi, wenn überhaupt, immer nur von ihrer Schwester gesprochen. In der Hoffnung, irgendetwas Aufschlussreiches zu finden, ging er in sein Büro. Schließlich hatten sie doch jeden Tag miteinander verbracht. Hatten sie sich denn nur über die Arbeit unterhalten?
Andi hatte immer sehr effizient gearbeitet, und er hatte sich hundertprozentig auf sie verlassen. Da immer viel zu tun gewesen war, hatten sie nicht viel Zeit für ein privates Gespräch gehabt. Und die Zeit war noch knapper geworden, als sie nach Ruthenia umgezogen waren, denn die Aufgaben, die Jake als König hatte übernehmen müssen, waren vollkommen ungewohnt für ihn gewesen. Ohne Andi wäre er verloren gewesen. Doch jetzt bedauerte er, dass sie sich nie Zeit für ein Privatgespräch genommen hatten. Denn Andi war nicht nur schön, sondern eine sehr viel interessantere Frau, als er vermutet hatte – sensibel und reizvoll, und das nicht erst, nachdem sie das Gedächtnis verloren hatte. Früher hatte er sie nie als Frau wahrgenommen, als Person, die Gefühle, Bedürfnisse und Wünschen hatte, eben weil sie ihr eigenes Wesen hinter der Maske der zuverlässigen Assistentin verborgen hatte.
Und dass sie sexy und verführerisch war, wäre ihm früher nie im Traum eingefallen.
Nachdem er die Tür fest hinter sich geschlossen hatte, zog er die Schublade auf, in der die Personalakten aus New York archiviert waren. Dank Andis Organisationstalent fand er ihre Personalakte sehr schnell. In Pittsburgh war sie zur Schule gegangen, immerhin das hatte er richtig erinnert. Sie hatte tatsächlich in Pennsylvania studiert, und zwar an der Drexel Universität. Die Stellung bei ihm war ihr erster Job gewesen. Aber das war’s auch schon. Frustriert klappte er die Akte zu. Das würde ihr auch nicht weiterhelfen.
Aber halt, war es denn überhaupt in seinem Interesse, dass sie sich wieder an ihre Vergangenheit erinnern konnte? Denn dann würde sie auch schnell herausfinden, dass sie eine rein berufliche Beziehung gehabt hatten und dass die Verlobung ein einziger Schwindel war. Verdammt, und das musste er verhindern. Er hatte es so genossen, mit Andi zu schlafen.
Sie war fantastisch im Bett. Nie hätte er sich träumen lassen, dass seine korrekte und zuverlässige Assistentin derart leidenschaftlich sein könnte. Die sexy Frau mit dem verführerischen Lächeln, dem offenen Haar und dem begehrenswerten Körper hatte aber auch nichts mehr gemein mit der Assistentin, die er nur in Kostümen oder Hosenanzügen gekannt hatte, das Haar zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Sowie er an die letzte Nacht zurückdachte, war er sofort wieder erregt. Andis weiche Haut … der Duft …
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