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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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stünde das Hotel nicht da, wie es dasteht. Viereckig fest. Aber aus der Verborgenheit werden auch Sie ins Licht treten, es steht Ihnen zu. Sobald das Beinleid sich wieder zu beschwingtem Gange verwandelt haben wird.»
    Fräulein Besenfeldt nickte unwillkürlich und offenen Munds.
    «Armand du Plessis.» Die Erscheinung in hauskonformer Pagenuniform, die unmöglich aus einer Maßschneiderei stammen konnte, jedoch mit ihren Goldtressen so saß, als wäre sie von einem hingebungsvollen Couturier in nachtlanger Handarbeit dem Leib und den sogar leicht ahnbaren Hüftknochen angeschmiegt worden, verbeugte sich knapp. «Natürlich nicht die hohe Familie du Plessis – sonst hätte ich mit aller Last und Genugtuung die du Plessisschen Güter zu verwalten –, sondern ein Seitenzweig ebenjener, ruinierter Champagnerhandel – was man bei einem so köstlichen Getränk erst einmal zuwege bringen muß! –, und mit einer Mutter aus dem Elsaß, sonst, Frau Hauptsekretärin, wäre mir Ihre Zunge und die ihres Landes selbstredend – wie ideal sich doch hier der Begriff des Selbstredenden ausnimmt – nicht geläufig.»
    «Zunge?» fragte die Sekretärin, ohne eigentlich etwas zu meinen, doch um einen Laut hervorzubringen.
    Seine Kappe krönte schräg den Schopf, man hätte ihren Riemen lösen mögen, um das schwarze Lockenhaar von solcher Bändigung zu befreien.
    «Den Ruin meines Vater mag man mir verzeihen und wird es, mein Adel mag zu vernachlässigen sein, doch mancherlei Talente, die andere in mir vermuten und die ich mir selbst gewißlich nicht zuschreiben will, denn jegliches Auftrumpfen richtet sich irgendwann gegen sich selbst, lassen mich wünschen – um es ganz schlicht zu sagen –, von ehrbar guter Arbeit zu ehrbar schärferer Arbeit aufzusteigen, bei der ich Beweise mancher gemutmaßter Begabung erbringen könnte. Und liebgern möchte! Ich stecke derzeit, gnädige Frau, womit sich durchaus wieder ein Wortspiel ergibt, das unterhält, aber keineswegs völlig ohne Sinn ist, sozusagen im Lift fest.»
    «Sie?» fragte die Düsseldorferin verwirrt den Halbfranzosen vom Transportbereich.
    «Ich. Exakt. Meine Person. Mit Fleisch und Seele.»
    «Seele, ja, und Fleisch auch?»
    «Précisément.»
    Clemens Merck war aus dem Hintergrund in die offene Flügeltür getreten und stemmte die Arme in die Seiten: «Was ist denn das für ein Geplapper hier? Was ist denn in Sie gefahren, Besenfeldt? Und Sie da!»
    «Ich habe fast nichts gesagt, Herr Direktor», bekundete Fräulein Besenfeldt schnell.
    «Ich bin nur ein Abklatsch, ein zarter wie vielleicht auch zäher, überragender Persönlichkeiten und Gestalten.» Der Spross des du Plessisschen Seitenzweigs verbeugte sich.
    «Was will er? Ich meine, was wollen Sie?»
    «Aber Herr Generaldirektor, der Sie so entgegenkommend sind, mir, einem Wurmfortsatz Ihres Hauses, eine halbe Minute zu widmen, werden erahnen, daß ein weiteres Hinauf und Hinunter in einem Käfig – mag dieser Lift auch von noch so illustren und schätzenswerten Personen genutzt werden – eine sinnvollere Fortbewegung meiner Kräfte hemmt.»
    «So?»
    «Zwar lassen sich etliche Herren ihr Gepäck, wiewohl es recht eigentlich nicht in meine Zuständigkeit fällt und ich nur unter Zagen meinen Posten verlasse, von mir in ihre Zimmer tragen …»
    «Das Zagen, den Lift zu vernachlässigen, spricht nur teils für Sie.»
    «Ich willfahre dringlichen Wünschen …»
    «Reden Sie doch normal!»
    «Als Halbelsässer? Zwar bin ich in denkbarer Windeseile vor allem Damen, dem schwachen Geschlecht, behilflich, nicht nur die Koffer in ihre Unterkunft zu schaffen, sondern … es ist schon ein-, zweimal vorgekommen, ihre Kleider in den Schrank zu hängen, ja, delikatere Wäsche sogar in den Kommoden zu verstauen …»
    «Was treiben Sie denn alles hier im Haus? Sie sind doch nicht Mädchen für alles.»
    «Nein, manchmal aber der Junge dafür.»
    «Wie bitte?» Merck ließ, im Moment nicht ganz Herr seiner selbst, die strahlend beflissene Erscheinung in sein Büro eintreten. «Sie, junger Freund, ich meine, junger Mann, schoben für Ihr Eindringen –»
    «Irre ich mich so sehr, daß Sie mich eben hereinbaten?»
    «… Verwandtschaft mit mir vor. Das ist doch ungeheuerlich. Du Plessis und eine Elsäßerin … davon kommt in meiner Familie nichts vor.»
    «Sind Sie sicher, Herr Generaldirektor?»
    «Ich bin’s», sagte Merck. – Und sann nach.
    «Nächte unserer Vorfahren, verehrter Herr Generaldirektor, Kriegswirren,

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