Königsallee
wieder beruhigt haben, Frau Beck. Ich weiß das zu schätzen. Mittelfristig plane ich mit Ihnen als Büroleiterin. Was halten Sie davon?«
»Der Beamer funktioniert, Herr Oberbürgermeister. Die Show wird großartig.«
»Sie sitzen zwischen mir und dem Beigeordneten Miehe. Schickes Kostüm, Frau Beck. Sie wissen, wie eine Frau ihre Reize zur Geltung bringt. Kein Wunder, dass unsere russischen Gäste da auch mal den Kopf verlieren.« Kroll senkte die Stimme. »Geben Sie’s zu, Frau Beck: Ein wenig hatten Sie’s darauf angelegt.«
Simone spürte den Impuls, dem Stadtoberhaupt eine Pressemappe über die Glatze zu ziehen. Doch sie beherrschte sich.
71.
Reuter blickte auf die Uhr und verließ das Büro, in dem Sascha Maisel vernommen wurde. Es war Zeit, sich auf den Auftritt des Kollegen Koch vorzubereiten.
Noch bestand die Gefahr, dass der Tag unergiebig enden würde. Der eine schob den schwarzen Peter dem anderen zu – darauf könnte es hinauslaufen.
Sascha hatte angedeutet, dass Koch seinem Freund Robby die Identität der beiden Kunsträuber entlockt und das Bild für sich behalten habe. Einstein sei Kochs Handlanger gewesen und bei der Entlohnung übers Ohr gehauen worden. Doch der Türsteher wollte diese Aussage nur unterschreiben und später vor Gericht bestätigen, wenn er wegen der beiden Tüten voller Drogen straffrei ausgehen würde. Noch hielt sich Staatsanwalt Balthus bedeckt und wollte Sascha den Deal nicht so einfach einräumen.
Reuter fuhr in die Teppichbodenetage. Im Vorzimmer des Kripochefs begrüßte er Frau Wüpperfürth, die Verkäuferin aus der Zoohandlung, die während des Feuerwerks die Flucht des mutmaßlichen Mörders beobachtet hatte. Ein schimmernder Schal in Rosa und Lindgrün lag auf ihren runden Schultern. Reuter vergewisserte sich, dass sie mit Kaffee und Keksen versorgt war. Ein wenig Small Talk – der Puddingdampfer kam sich offenbar vor wie Miss Marple.
»Hübscher Schal«, schmeichelte er.
»Danke. Übrigens haben wir Wasserschlangen hereinbekommen. Wäre das nicht etwas für Ihr Aquarium?«
»Ich fürchte, dafür ist mein Becken zu klein.«
»Aber Sie stehen doch auf Giftiges?«
»Darüber reden wir später, okay?«
Reuter klopfte an die Tür zu Engels Büro.
»Ja, bitte?«
Der Kripochef studierte Akten. »Alles vorbereitet?«
»Ich glaube schon.«
»Was sagt Maisel?«
»Deutet an, dass KOK Koch damals das Beckmann-Gemälde in seinen Besitz gebracht habe.«
»Also den Kunsträubern das Bild geklaut.«
»Und es danach an das Museum verkauft.«
»Ausgerechnet jemand aus unseren Reihen.«
»Juli Winters meint, dass ihr Freund Robby sich mit Koch treffen wollte, um eine höhere Entlohnung auszuhandeln.«
»Am Freitag?«
»Das ist nicht ganz klar.«
Das Telefon klingelte. Engel hob den Hörer ab, lauschte kurz, dann bedankte er sich und legte auf. »Sie kommen.«
»Sie?«
»Er hat einen Anwalt dabei.«
Reuter ging hinaus. Auf dem Flur warteten die Kollegen, die Engel hergebeten hatte: Wegmann, Wiesinger und ein Beamter aus dem Rauschgiftkommissariat, der Koch einigermaßen ähnlich sah.
Am Ende des Gangs schwang die Glastür auf. Zwei Männer traten auf den Flur. Michael Koch wirkte locker, als ginge es um eine Runde Skat. Er machte Reuter mit dem Anwalt bekannt. Sie gaben sich die Hände.
»Jan Reuter?«, fragte der Rechtsbeistand. »Ich arbeite in der Kanzlei Ihres Bruders.«
Reuter hatte das fast erwartet.
Der Anwalt sagte: »Heute wollen sie Dr. Reuter von der Intensivstation entlassen. Wissen Sie schon, welches Schwein ihn so zugerichtet hat?«
Reuter verneinte.
»Was soll der Volksauflauf?«, fragte Koch mit mürrischem Blick auf Exboxer Wegmann und die übrigen Kollegen.
»Komm schon, der Leitende Kriminaldirektor wartet auf dich.« Reuter ließ Koch vorausgehen.
Im Gänsemarsch zogen sie zu sechst durch das Vorzimmer ins Chefbüro. Engel begrüßte den Anwalt per Handschlag und nickte den anderen zu.
Koch sagte irritiert: »Für meinen Geschmack stehen hier ein paar Leute zu viel herum.«
Reuter ging nach draußen, wo Frau Wüpperfürth ihren Kaffee kalt werden ließ. Als sie Reuter sah, sprang sie sofort auf.
»War er dabei?«, fragte er.
»Der Mann an vorderster Stelle war es.«
»Sicher?«
»Ich würde ihn unter tausend Leuten erkennen.«
Reuter öffnete wieder die Tür. »Michael, kommst du mal?«
»Was soll der Scheiß?«
»Tun Sie, was er sagt«, verlangte der Kripochef.
Kollege Koch trottete ins Vorzimmer, den Anwalt im
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