Königsallee
verraten.«
»Wie heißt der Polizist?«
»Weiß ich nicht.«
»Und dann?«
»Was soll dann noch gewesen sein?«
»Die Räuber sind verurteilt worden, aber das Bild blieb verschwunden. Robby wusste, wo es steckte. Er hat es selbst transportiert. In wessen Auftrag?«
»Keine Ahnung.«
»Hat sich Robby mit diesem Polizisten öfter getroffen?«
»Ja, er war doch Informant!«
Das Baby war aufgewacht und musterte die Welt mit großen Augen. Juli drückte dem Kind einen Kuss auf die Stirn.
Sie flüsterte: »Ich geb dich nicht weg, mein Engelchen. Niemals.«
»Was hat Robby Ihnen über das Bild erzählt?«
»Hören Sie, es ist spät. Sie regen Justin auf. Ich kann so nicht mehr.«
»Es hat keinen Sinn, einen Toten zu schützen. Denken Sie an Ihren Jungen. Reden Sie.«
»Sascha meinte, Robby hätte sich mit viel zu wenig Geld abspeisen lassen. Es ist alles Saschas Schuld. Er hat Robby aufgehetzt.«
»Und?«
»Robby wollte sich mit diesem Polizisten treffen und nachverhandeln oder so.«
»Am Freitag im Hafen?«
»Ob sie sich dort verabredet hatten, weiß ich nicht.« Juli heulte. Ihre Wimperntusche war verschmiert. Das Baby betrachtete seine Mutter und schnitt eine Grimasse.
Kollege Kilian räusperte sich – offensichtlich war ihm unwohl.
Reuter sagte: »Wir reden morgen weiter, Frau Winters. Und denken Sie daran: Es ist zu Ihrem Vorteil, wenn Sie kooperieren.«
Justin plärrte los. Die beiden Polizisten machten, dass sie hinauskamen. Sie sprachen kein Wort. Reuter begleitete den Mann vom Mobilen Einsatzkommando bis zum Auto, in dem dessen Partner wartete.
»Danke, Kollege.«
Kilian nickte nur, bevor er die Autotür schloss. Der Motor sprang an. Der Wagen verschwand.
Reuter blickte die Fassade hoch. Nichts als verdunkelte Fenster. Wieder donnerte ein Zug vorbei, diesmal aus der anderen Richtung kommend.
Montag, 21. Mai, Blitz, Titelseite:
MORDFALL HENRIKE ANDERMATT:
HÄSSLICHE SCHMUTZKAMPAGNE –
WER STREUT DIE ÜBLEN GERÜCHTE?
Sexpartys im Drogenrausch! Musste die schöne
Richtertochter deshalb sterben?
Von Alex Vogel
Jetzt erst recht, verkündete FDP-Rechtsaußen Konrad Andermatt gestern Mittag. Nur wenige Stunden nach dem rätselhaften Tod seiner Tochter erklärte der Richter seine Bereitschaft, das Amt des NRW-Innenministers zu übernehmen. Lange hatte seine Partei ihn gedrängt. Doch schon folgt der nächste Schock für Andermatt: Private Details über die Vergangenheit seiner Tochter Henrike (21) werden ans Licht gezerrt.
Henrike Andermatt – ein Partygirl, das sich auf einer Internetseite als ›Lena‹ zum Sex für Jedermann geboten haben soll? Wer steckt hinter dieser Schmutzkampagne? Wo bleibt die Rücksicht auf die trauernden Eltern?
Tatsache ist allerdings: Seit Wochen kursieren Gerüchte. Henrikes Drogenkonsum soll legendär gewesen sein. Wie wird Andermatt reagieren, der als ›Minister Gnadenlos‹ für Moral und härtere Drogenpolitik zu Felde ziehen will?
Offenbar war die schöne Tochter auch in den Mord an dem Diskoangestellten Robert Marthau verwickelt ( Blitz berichtete). Wie gestern bekannt wurde, steuerte Henrike den amerikanischen Pick-up des Türstehers, als die tödlichen Schüsse fielen. Das Pärchen soll auf dem Weg zu einer Sexparty gewesen sein, für die im Internet geworben wurde.
Konrad Andermatt war bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Wird er an seinen Ministerambitionen festhalten – trotz der Schmutzkampagne, die immer mehr Details über das Privatleben seiner toten Tochter ans Tageslicht zerrt?
Die Polizei hält sich bedeckt. Beide Fälle werden von derselben Mordkommission bearbeitet, heißt es im Präsidium. Nach wie vor gilt ein Wohnmobil, das am Samstagabend am Fundort der toten Studentin beobachtet wurde, als heißeste Spur. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, haben Eltern und Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 20.000 Euro ausgelobt.
Das geheime Doppelleben der wilden Richtertochter: S. 3
Kann Andermatt noch Minister werden? Was Politiker und Bürger sagen: S. 4
Montag, 21. Mai, Morgenpost, Lokalteil:
ABSCHIEDSPARTY IM HAFEN – TAUSENDE
TRAGEN GEKKO SYMBOLISCH ZU GRABE
Im Namen der Zukunft Düsseldorfs muss Oberbürgermeister Dagobert Kroll der beliebten Strandbar Gekko-Beach ein Ende setzen, doch gestern feierten noch einmal weit über tausend Nachtschwärmer Kehraus. Bevor ab heute das Grundstück im Medienhafen geräumt wird, rockten sie bei Live-Musik und ließen Caipirinhas und Mojitos
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