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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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erkannt. Wir sollten den Marktplatz zum Musterbeispiel für die Gleichstellung der Geschlechter gestalten. Alltagstauglich für die Frauen der Landeshauptstadt, die bekanntlich auch beim Schuhwerk Stil und Geschmack beweisen. Und damit ein Pluspunkt für die ganze Stadt.« Der Pressemann schickte ein Lächeln in die Runde, das keiner erwiderte.
    Simone wusste, dass Magnus Pröll aus der Reklamebranche stammte und wenig Ahnung von seinem neuen Job hatte. Daher war er auf das unbedingte Wohlwollen der Verwaltungsspitze angewiesen, pflichtete dem OB und seiner Referentin in allem bei und überschlug sich in vorauseilendem Gehorsam – der Grund, warum er eingestellt worden war.
    Keine weitere Wortmeldung. Simone zog ihren Schuh wieder an und erklärte die Sitzung für beendet. Wieder gab sie ihrer Stimme einen schneidenden Klang und fand, dass sie das gut hinbekam.
    Ohne jemanden eines Blickes zu würdigen, packte sie ihre Unterlagen ein. Sie wusste, dass die anderen ihr jede Sachkenntnis absprachen. Und natürlich würde sie ein anderer OB unverzüglich feuern. Auch sie war Dagobert Kroll bedingungslos verpflichtet.
    »Schon wieder«, murmelte der Beigeordnete Miehe und riss Simone aus ihren Gedanken. Der Dezernent für Wirtschaft und Ordnung war ans Fenster getreten und deutete hinaus.
    Simone stellte sich neben ihn, wie zufällig berührten sich ihre Hüften. Sie wusste, dass sie sich auf ihre Ausstrahlung verlassen konnte: Titten, Arsch und jahrelanges Training – Typen wie Miehe funktionierten besser, wenn man ihnen nicht nur mit der Peitsche kam.
    Draußen schob ein Trupp junger Leute Schubkarren voller Sand über den Platz. In den Karren steckten Fahnen mit dem Eidechsen-Emblem, das ein Düsseldorfer Kunstprofessor kreiert hatte. Die Leute begannen, Flyer zu verteilen. Am Zaun des Jan-Wellem-Denkmals flatterte wieder das Transparent: G EKKO -B EACH DARF NICHT STERBEN !
    »Vielleicht füllen sie mit dem Sand ja die Fugen im Kopfsteinpflaster«, lästerte der Beigeordnete.
    Simone rückte von ihm ab und antwortete kühl: »Sie wissen, was zu tun ist, Miehe.«
    »Die heutige Demonstration ist angemeldet. Und, ehrlich gesagt, ich kann keinen Grund erkennen, warum der Biergarten nicht noch ein paar Monate bleiben soll.«
    »Die Entscheidung des OB ist richtig und unumstößlich«, widersprach Simone streng. »Der Investor erwartet ein leeres Gelände.«
    »Sie wissen es noch nicht?«, fragte der Beigeordnete, sichtlich irritiert.
    » Was weiß ich nicht?«
    Miehe blickte sich um. Die anderen hatten den Saal längst verlassen. Sie waren allein.
    Der Beigeordnete senkte die Stimme. »Der Investor ist abgesprungen. In der Nacht kam das Fax aus Toronto. Hat Kroll es Ihnen noch nicht …«
    »Abgesprungen?«
    »Wo steckt der Chef überhaupt? Warum ist er nicht hier? Der Sake-Anstich auf dem Burgplatz findet doch erst am Nachmittag statt.«
    Simone blaffte zurück: »Unser Erster Bürger arbeitet achtzig Stunden pro Woche unermüdlich für die Stadt.«
    Sie klammerte sich ans Fensterbrett. Blitzschnell bedachte sie die Konsequenzen. Die Gekkos waren beliebt. Der Räumungsbeschluss kam sogar bei der Morgenpost nicht gut an, die dem OB sonst wohlgesonnen war. Kroll war stur geblieben. Seine vollmundigen Versprechungen: Arbeitsplätze, Luxushotel, vielleicht ein Kasino obendrauf – die Stadt als Konferenzstandort von Weltrang.
    Dagobert Kroll: Auf der Immobilienmesse in Cannes reden sie nur noch über Düsseldorf. Wer die Chancen nicht sieht, ist blind oder will der Stadt bewusst schaden.
    Der Rückzug des lange umworbenen Investors für die Hochhäuser am Rheinhafen wäre ein Desaster. Und wenn Kroll wegen dieser Geschichte ins Wanken geriet, würde sie stürzen.
    »Wie konnten die Kanadier abspringen?«, fragte Simone.
    »Es war abzusehen, nachdem sie schon zwei Optionstermine verstreichen ließen.«
    »Können Sie diese Leute nicht umstimmen?«
    Miehe schüttelte den Kopf.
    »Diese Pisser!«
    Der Beigeordnete zuckte zusammen.
    »Und die Alternative zu Toronto?«, fragte Simone.
    »Kroll hat immer so getan, als sei längst alles unter Dach und Fach. Jeder Zweifel war so tabu, dass er schließlich selbst daran geglaubt hat. Einen Plan B gibt es nicht.«
    Simone überlegte: Am kommenden Montag sollten die Pläne präsentiert werden. Eine aufwendige Videoanimation des Hochhauskomplexes war vorbereitet. Der Termin war angekündigt, eine Verschiebung würde die Medien hellhörig werden lassen. In spätestens drei Tagen würde

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