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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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verkneifen.
    »Das ist hier anders«, erwiderte die KK-11-Leiterin. »Bei uns geht’s um Mord.«
    Becker fragte: »Wer schaut sich Marthaus Wohnung an?«
    Reuter hob den Finger – Katja wartete ohnehin nicht mehr auf ihn.
    »Ich komme mit«, sagte Wegmann.
    Bach steckte sich die Zigarette an. Der Rest brach auf.
    Im Hinausgehen stieß Thilo Becker seinen Ellbogen in Reuters Rippen und spottete: »Das waren ja heiße Blicke, die das junge Ding dir vorhin zugeworfen hat.«
19.
    Marietta gab dem Auto Zunder. Scholz stemmte die Füße gegen das Bodenblech und hielt sich am Gurt fest. Die Straße war noch nass. An jeder Kreuzung rechnete er mit dem Schlimmsten. Reiß dich zusammen, sagte er sich.
    Er streckte die Rechte aus und rieb die Stelle, an der sein Ehering gesteckt hatte. Ein komisches Gefühl, so ohne. »Ein halbes Jahr.«
    »Bitte?«
    »So lange lebe ich von meiner Frau schon getrennt. Es war in einer Novembernacht, nach einer Spätschicht. Da haben wir die Trennung beschlossen und am nächsten Tag ist sie ausgezogen. Ohne Krach, ohne zerschlagenes Porzellan. Einfach so.«
    »Soll ich gratulieren oder Beileid wünschen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das weißt du auch nach einem halben Jahr noch nicht?«
    Gute Frage, dachte Scholz.
    Die Polizeiinspektion Nord hatte ihnen Verstärkung zugesichert. Gut möglich, dass die Party noch in vollem Lauf war, wenn sie aufkreuzten. Gangbang – das konnte lustig werden.
    Marietta heizte über den Kennedydamm und überholte ein Taxi. Scholz schielte auf den Tacho. Einhundertzwanzig Sachen. Daneben die Uhr: Ein neuer Tag hatte begonnen. Scholz erinnerte sich an seine eigene Zeitrechnung: Drei Jahre, fünf Monate und zwei Tage.
    »Mannomann, du musst hier keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, Marietta.«
    »Willst du ans Steuer?«
    »Was sollte vorhin die Anspielung wegen meines Laptops?«
    »Das weißt du genau.«
    »Ich muss nicht bestechlich sein, um mir ein bisschen technischen Fortschritt leisten zu können.«
    »Du lebst getrennt, zahlst Unterhalt.«
    »Hör auf damit.«
    »Ritter meint …«
    »Scheiß drauf!«
    Sie ließen den Flughafen rechts liegen. Erst kurz vor der Ampel bremste die Kollegin scharf und bog mit quietschenden Reifen ab.
    Sie hob ihre Hand. »Was siehst du?«
    »Lass die Finger lieber am Lenkrad.«
    »Sag schon, was siehst du?«
    »Keinen Ring.«
    »Genau. Mach dir aber trotzdem keine Hoffnungen. Bin letzten Monat mit meinem Freund zusammengezogen.«
    »Glückwunsch oder Beileid?«
    »Vielleicht treffen wir ihn gleich. Er arbeitet in der PI Nord.«
    »Also Beileid.«
    Marietta lachte.
    Scholz sagte sich, dass er seinen Ring nicht nur wegen der hübschen Kollegin weggeworfen hatte.
    Sie fanden den Leuchtenberger Kirchweg. Die letzte Straße vor dem Deich. Das gelbe Neonschild war von Weitem zu erkennen: Hotel Villa Rheinblick. Drei grün-silberne Passat parkten davor – hoffentlich außer Sichtweite des Portiers, dachte Scholz.
    »Ist dein Freund dabei?«
    Marietta schüttelte den Kopf.
    Sechs Beamte in Uniform, Frauen und Männer. Begrüßung per Handschlag. Gemeinsam betraten sie das Foyer.
    Der Nachtportier war ein älterer Typ mit eingefallenen Wangen und einem Kinnbart, dessen Haare man einzeln zählen konnte. Seine Hand lag bereits auf dem Telefon. Scholz nahm ihm den Hörer ab und drückte das Teil zurück auf die Gabel.
    »Wo findet die Party statt?«
    »Hier gibt’s keine Party.« Das Sakko des Portiers bauschte sich über den Schultern – mindestens zwei Nummern zu groß.
    »Was haben Ihnen die Leute bezahlt, damit Sie mir diese Antwort geben?«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Den brauche ich nicht.« Scholz griff über den Tresen, schnappte sich eine altmodische Kladde und blätterte darin. Nicht ausgebucht. Unter den Eintragungen kein bekannter Name. Weder Marthau noch Andermatt.
    Er warf das Buch auf den Tisch zurück. »Pass auf, du Vogelscheuche. Wenn du nicht kooperierst, gebe ich der Hoteldirektion einen Tipp, dass du auf eigene Kasse vermietest. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Der Portier ließ seinen Blick zu Marietta wandern, dann zu den Uniformierten. »Kurfürsten-Suite, zweiter Stock.«
    Scholz bat einen Kollegen, bei dem Kerl zu bleiben, damit er niemanden warnen konnte. Der Rest der Truppe folgte ihm und Marietta die Treppe hoch.
    »Die Leute sind längst gegangen!«, rief der Pförtner ihnen nach.
    Scholz glaubte dem Mann kein Wort.
    Zweiter Stock. Ein Flur mit babyblauem Teppichboden und

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