Königsallee
zog ihn wieder auf den Flur hinaus.
»Sie lassen uns nicht dabei sein. Thilo sagt, drei Kollegen würden als Vernehmungsteam ausreichen.«
»Wer sind die drei?«
»Thilo als MK-Leiter, unsere Chefin Ela und der Leitende Kriminaldirektor höchstpersönlich. Ein erlauchter Kreis, den wir offenbar nicht stören sollen.«
»Glaubst du, sie lassen sich von Andermatt einwickeln?«
Zwei Anzugträger kamen den Gang entlang und warfen Blicke. Reuter und Wegmann begaben sich zum Treppenhaus und stiegen in den Paternoster. Der Holzkasten ächzte und rumpelte auf dem Weg nach oben.
Wegmann antwortete: »Fakt ist, dass Andermatt ein Motiv hat, weil das Mordopfer ihn erpresst hat. Thilo ist in Ordnung. Aber ob Ela und der Kripochef beim künftigen Innenminister nachhaken, wie es sich gehört, wage ich sehr zu bezweifeln.«
Dritter Stock. An der Holztür gaben sie den Code ein und passierten Aktenhaltung und Leitstelle.
Reuter sagte: »Robby Marthau hat noch ganz andere Dinger gedreht, wie Sascha mir erzählt hat.«
»Was denn?«
»Er war am Raub des Beckmann-Bilds beteiligt, das seit gestern wieder im Museum hängt. Laut Sascha Maisel transportierte Marthau das Gemälde im letzten Herbst in einem weißen Transit.«
Ich bring es doch nur von A nach B.
»Interessante Info. Weißer Transit, das ist doch schon mal etwas. Wir können Maisel bis morgen früh festhalten. Vielleicht kriegen wir noch mehr aus ihm heraus. Hatte das Fahrzeug vielleicht ein auffälliges Kennzeichen oder eine Aufschrift, mit deren Hilfe wir den Halter identifizieren können? Wir sollten gleich den Teams Bescheid geben, die sich unter Marthaus Bekannten umhören, damit sie gezielt nach dem Bild und dem Transit fragen.«
Sie stiegen die Treppe hoch und betraten den alten Frühbesprechungsraum, der seit dem Morgen zum Herz der Ermittlungen ausgebaut worden war – offenbar gab es keine andere Kommission, die so viel Platz benötigte.
MK-Leiter Becker, Aktenführer Wiesinger und Nora aus dem KK-11-Geschäftszimmer hatten ihre Arbeitsplätze hierher verlegt und zusätzliche Technik installieren lassen: PCs, Drucker, Kopierer, Faxgeräte, Telefone. Die Stellwände füllten sich mit Aushängen. Auf den Tischen Formularsätze für Ermittlungsprotokolle und Spurenregistrierung. Eine eigene Telefonleitung war für Hinweise aus der Bevölkerung geschaltet worden – die Schüsse von gestern Abend beherrschten die lokalen Medien: Radiosender, Regionalfernsehen und ab morgen die Sonntagspresse.
Wiesinger hatte ein süßes Plunderteilchen in Arbeit und hantierte zugleich mit mehreren Aktenordnern. Neben seinem Tisch fauchte die Kaffeemaschine. Reuter und Wegmann bedienten sich.
Reuter wandte sich an den Aktenführer: »Wie ist die Durchsuchung von Saschas Apartment gelaufen?«
Der Dicke wischte sich Krümel vom Mund. »Nicht einmal der Drogenhund hat etwas gewittert. Falls Maisel etwas aus der Wohnung des Mordopfers geholt hat, dann hat er es woanders deponiert. Aber am zersplitterten Holzrahmen der Wohnungstür Marthaus hat die Spurensicherung Hautschuppen gefunden, genug für einen DNA-Test. Spätestens morgen haben wir das Ergebnis und könnten Maisel zumindest wegen des Einbruchs festnageln.«
Reuter erzählte Wiesinger, was Sascha Maisel ihm über Robby und das Beckmann-Bild erzählt hatte.
»Wenn das nicht ’ne neue Spur ist«, sagte der Aktenführer. »Du schreibst was dazu, okay?«
Reuter gab Nora das Band der Vernehmung zum Abtippen. Als er sich an einen freien PC setzte, meldete sich sein Handy. Er nippte am heißen Kaffee, dann nahm er das Gespräch an.
Es war die Mailbox: Sie haben eine neue Nachricht. Zum Abhören der Nachricht drücken Sie …
Der Anruf musste gekommen sein, als er im Paternoster stand und schlechten Empfang hatte. Reuter tippte die Eins und presste das Mobiltelefon ans Ohr.
Er staunte, als er die Stimme seines Vaters hörte: Falls du es noch nicht gehört hast, Jan, dein Bruder liegt in der Klinik. Auf der Intensivstation im Städtischen Krankenhaus Gerresheim. Edgar ist zusammengeschlagen worden und es sieht verdammt übel aus. Falls du ihn besuchen willst, verzichte bitte auf dein Polizistengehabe und auf die ewigen Rivalitätsspielchen, verstehst du? Edgar darf sich in seinem Zustand nicht aufregen.
Reuter meldete sich bei Wiesinger ab und hastete hinaus.
32.
Das Telefon schrillte und riss Scholz aus dem Schlaf. Sofort fiel ihm die Nachricht ein, die er am Morgen gelöscht hatte. Die schnarrende Stimme des Mannes,
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