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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Namen.
    Marietta nahm das Blatt entgegen. »Ist das alles?«
    »Meines Wissens, ja.«
    »Ich fürchte, so kommen wir nicht sehr weit, Frau Andermatt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wo sind die Jungs, mit denen sie ihre Nächte durchmachte? Die Leute, mit denen sie kokste und ihren sexuellen Ausschweifungen nachging?«
    »Ich bitte Sie«, erwiderte die Hausherrin und wandte den Blick Richtung Garten.
    Scholz sagte: »Uns ist bekannt, welches Leben Henrike geführt hat, Frau Andermatt. Dass Ihnen das nicht gefallen hat, ist verständlich. Ihr Umgang waren nicht nur Töchter aus gutem Haus oder Jungs, die man sich gern als Schwiegersöhne vorstellt. Vielleicht können Sie uns auch den einen oder anderen Namen aus dieser Szene nennen.«
    »Diese Leute hat uns Henrike nie vorgestellt, Herr Scholz, und vermutlich hätten wir sie auch gar nicht über unsere Schwelle gelassen. Welches Leben Henrike führte, wenn sie nicht zu Hause war oder arbeitete, das haben wir allenfalls geahnt.«
    »Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter?«
    »Eigentlich bestens. Ich war immer für sie da und habe getan, was ich konnte. Wenn es trotzdem mal Probleme gab, haben wir professionelle Beratung in Anspruch genommen. Psychologen, Erziehungsberater. Wir dachten, sie hätte sich längst gefangen. Ihr Abitur war passabel, sie studierte und hospitierte beim Radio. Haben Sie Kinder, Herr Scholz?«
    »Einen Sohn. Er ist siebzehn.«
    »Henrike kam mit vierzehn in ein schwieriges Alter, in dem wir plötzlich keinen rechten Zugang mehr zu ihr hatten. Sie kennen das vielleicht, wenn man sich hilflos fühlt und nicht mehr weiß, wie man noch Einfluss nehmen kann.«
    Scholz nickte, Verständnis signalisierend. Aber er hatte sehr wohl gewusst, was er zu tun gehabt hatte, als Florian auf die schiefe Bahn geriet.
    »Und es wurde nicht besser?«
    »Doch, im Großen und Ganzen, ja.«
    »Aber?«
    »In letzter Zeit krachte es ein paarmal. Sie konnte sehr trotzig sein. Vielleicht hat mein Mann überreagiert. Seit April ging Henrike uns mehr oder weniger aus dem Weg.«
    »Was war los?«
    »Irgendein Boulevard-Schreiberling hatte einen schmutzigen Artikel über sie verfasst, mit dem er meinem Mann an den Karren fahren wollte. Aus politischen Gründen, das war klar. Konrad wusste die Veröffentlichung zu verhindern. Aber wir mussten Henrike natürlich mit dem Inhalt konfrontieren.«
    »Welcher Art war der Inhalt?«
    »Sie haben es gerade erwähnt. Drogen und andere Ausschweifungen. Mein Mann wollte die Garantie, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Es war leider unmöglich, vernünftig mit Henrike zu reden.«
    »Können wir den Artikel mal sehen?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Mein Mann hat ihn vernichtet.«
    »Was wissen Sie darüber, dass er erpresst wurde?«
    »Ich war dabei, als vorletztes Wochenende einer dieser Burschen anrief und Geld verlangte. Mein Mann hat ihn ausgelacht. Konrad ist nicht erpressbar. Er hat feste Prinzipien, glauben Sie mir.«
    »Aber es wäre ihm sehr unangenehm gewesen, wenn die Zeitung den Artikel über Ihre Tochter gebracht hätte.«
    »Wir mussten Henrike schützen. Und ich hoffe, dass auch jetzt keine Schmutzpropaganda aufkommt, die das Gedenken an Henrike beschädigt.«
    Scholz nickte wieder. »Nur noch eine Frage, Frau Andermatt.«
    »Ja, bitte?«
    »Hatte Henrike jemals Ärger mit gewalttätigen Verehrern? Gab es jemanden, der sie schlug oder verletzte? Hat ihre Tochter Ihnen jemals von solchen Erlebnissen berichtet?«
    Carola Andermatt schüttelte den Kopf.
    So, wie Henrike auch sonst nicht viel über ihr Leben erzählt hat, dachte Scholz.
     
    Im Souterrain waren die Kollegen noch zugange. Scholz warf einen Blick in die Einliegerwohnung. Die Bude war erstaunlich hell und geräumig. Fenster zum Garten, eigenes Bad. »Schon was gefunden?«, fragte Scholz.
    Der Techniker hob einen Spurenbeutel hoch, in dem ein weißes Briefchen steckte.
    »Wie viel?«
    »Halbes Gramm.«
    »Und sonst?«
    »Es wurde gründlich sauber gemacht. Aber die Kokainportion im Deckel ihres Parfümflakons haben die Lady in Schwarz und ihre Putze übersehen.«
    Als Scholz sich zum Ausgang wandte, entdeckte er Carola Andermatt, die gelauscht hatte. Ihre Wangen glühten. Dass eine Frau ihres Alters noch erröten konnte, fand er sympathisch.
    »Waren Sie gestern in Henrikes Räumen?«
    Sie nickte.
    »Und?«
    »Ich habe nichts entfernt, was Ihnen bei den Ermittlungen helfen könnte.«
    »Rücken Sie’s raus, Frau Andermatt. Uns kann alles helfen.«
    Sie

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