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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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(Heereskampfinstandsetzungspark) zusammenzustellen. Auf dem Weg sind wir von den Sowjets angegriffen und ich bin hierher ins Lazarett gebracht worden. Leider habe ich die gesamten Papiere verloren. Aber meine Verletzung ist so geringfügig, dass ich eigentlich bereits wieder einsatzfähig bin. Ich möchte dem Vaterland weiter dienen.«
    Auch der Leutnant sah ihn verwundert an. »Na ja, wenn Sie meinen – und ohnehin nach Berlin mussten …« Er überlegte. »Ich bringe Sie zum Regimentsgefechtsstab, damit man Ihnen einen Marschbefehl nach Berlin, zur Frontleitstelle ausstellt. SindSie sicher«, er musterte Pauls Verband unter der Jacke, »dass Sie dazu in der Lage sind?«
    Paul nickte so überzeugend er es vermochte. »Doch, doch, die Verletzung ist wirklich gering. Ein kleiner Kratzer. Nicht der Rede wert.«
    Ein Wagen fuhr vor, Paul stieg mit dem Leutnant ein, und sie fuhren zu einer Art Zelt, das sich gut getarnt im Wald befand. Dort erhielt er seinen Marschbefehl. Um alles Weitere sollte er sich selbst kümmern. Instinktiv hatte er jetzt nur noch den einen Gedanken: Nach Westen, um sich dem Anrücken der roten Armee zu entziehen. Vielleicht nach Berlin, wo Hitler sich inzwischen in seinen gesicherten Bunker unter der Reichskanzlei zurückgezogen hatte. Dann würde man weitersehen.
    Die Wunde schmerzte jetzt ziemlich, und er ließ sich am Bahnhof von den dort assistierenden Rotkreuzkrankenschwestern noch einmal den Verband wechseln und mit Schmerzmitteln versorgen. Auf dem Bahnsteig wimmelte es vor Menschen mit Koffern und allem möglichen Gepäck. Alles drängte fort, quetschte sich gewaltsam in die abfahrenden Züge, von denen jeder der Letzte sein konnte.
    In der Bahnhofshalle sah er ein halb abgerissenes Werbeplakat: ›Aufruf zum Volkssturm! Waffenfähige Männer zwischen 16 und 60 meldet Euch! Das Vaterland braucht Euch!‹
    Diese Worte zu lesen war der reine Hohn, wenn man wie er wusste, wie es an der Front aussah!
    Die Zugfahrt nach Berlin ging mit mehreren Unterbrechungen durch Bombenangriffe einigermaßen vonstatten, und als er sich bei der Frontleitstelle meldete, in der alles drunter und drüber ging, schnauzte ihn der Feldwebel an. »Was wollen Sie denn hier? Wir sind doch keine Sammelstelle für Kriegsversehrte! Gehen Sie gefälligst ins Standlazarett und kommen in vierzehn Tagen wieder zur Untersuchung. General Unruh hat gerade angeordnet, dass wir noch ein paar Leute als Ersatztruppenteilnach Leipzig schicken sollen. Da können Sie dann gleich mitfahren.«
    Das betreffende Lazarett war tatsächlich so überfüllt, dass man Paul, in Anbetracht der vielen ernsten Fälle, gar nicht aufnahm. Stattdessen erhielt er einen Urlaubsschein – aber wo sollte er in der kurzen Zeit hin? Nach Königsberg konnte und wollte er nicht zurück. Und da er in Berlin kein Dach über dem Kopf hatte, meldete er sich wieder in der Kaserne und ließ sich zu leichten Hilfs- und Schreibarbeiten einteilen.
    Eines Tages sah er bei einem seiner kleinen Spaziergänge durch den Berliner Osten eine Gruppe halbwüchsiger Flakhelfer in Uniform umherschlendern. Das Gesicht eines der jungen Burschen kam ihm auf seltsame Weise bekannt vorkam.
    Er trat auf ihn zu. »Einen Moment bitte. Kennen wir uns nicht? Wie ist Ihr Name?«
    »Ich?« Der Angesprochene sah ihn verdutzt an und wusste im ersten Moment nicht, mit wem er es zu tun hatte. »Theodor von Walden«, sagte er dann. »Wieso? Wer sind Sie denn?«
    »Ich bin Paul, Paul Hofmann aus Königsberg, erinnerst du dich nicht, Theo?« Paul spürte, wie sein Herz aufgeregt klopfte. »Ich bin … war mit deiner Schwester verlobt, Magdalena.«
    Jetzt zog ein Zug des Erkennens über Theos Gesicht. »Ach so … Und was machen Sie hier, Herr Hofmann?«
    »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Ich wurde in Russland verwundet und vorübergehend in Berlin stationiert. Sag, wie geht es … deiner Schwester, Magdalena?«
    Theo zuckte die Achseln, und sein Gesicht verschloss sich. »Keine Ahnung. Ich weiß gar nichts von ihr. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen – aus … aus bestimmten Gründen. Die Gestapo sucht sie. Sie haben vielleicht davon gehört.«
    Pauls Kehle war wie zugeschnürt. »So ungefähr …«, sagte erschließlich vage. »Und du hast überhaupt keine Idee, wo sie sich aufhalten könnte?«
    Theo sah sich nach allen Seiten um, doch seine Kameraden waren schon weitergegangen. Dann schüttelte er bedrückt den Kopf. »Leider nicht.« Er beugte sich näher zu ihm.

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