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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Gliedern leblos daliegend. Irgendetwas lief über ihr Gesicht. Es war Blut, und sie tastete nach der Platzwunde am Hinterkopf. Mechanisch wischte sie sich die Hände an ihrem Kleid ab. Doch das blitzende Licht, die feuerspeienden Krater der Hölle, das Dröhnen, Jaulen und Zischen hatte nur kurz nachgelassen und jetzt kam es aufs Neue heran.
    Ohne nachzudenken begann sie zu laufen, an herausgerissenen Türen und Eisenteilen vorbei, über gesplittertes Fensterglas, das auf der Straße lag, geradewegs auf die vorstädtischen Wiesen zu. Aber es war wie in einem jener Alpträume, in dem man mit aller Kraft rennt, aber trotzdem nicht vorwärtskommt. Sie konntekaum atmen, irgendetwas nahm ihr die Luft, der Qualm, die überall flackernden Brände, die sich ausbreitende Hitze. Der Boden klebte wie geschmolzenes Blei an ihren Füßen. Mit ihr rannten Menschen um ihr Leben, trugen etwas, schoben Karren, auf denen ihre Habe lag. Doch niemand achtete auf den anderen, einer stolperte über den anderen, in der Hast, der Welle der Vernichtung zu entkommen. An allen Ecken und Enden flammte, brannte und glühte jetzt das ehrwürdige Königsberg, so lange, bis beinahe nur noch Asche und Ruinen übrig blieben.

19. Kapitel
N OT SCHWEISST ZUSAMMEN
    In Poltawa fanden sich Robert und Paul im Lazarett wieder und hatten Zeit, über das Geschehene und die Lage, in der sich die deutsche Armee befand, gründlich nachzudenken. Pauls guter Konstitution war es zu verdanken, dass seine schwere Bronchitis nicht in eine Lungenentzündung übergegangen war. Trotzdem brauchte er geraume Zeit, um sich von den überstandenen Strapazen zu erholen.
    Überraschend erging dann doch der Befehl, den Rest der erschöpften Kompanie, die nur noch über abgewracktes und kaputtes Material verfügte, mit Zügen aus Russland herauszubringen und in eine Kaserne nach Hamm in Westfalen zurückzuverlegen. Dort sollten sich dann die Männer regenerieren und neue Kräfte schöpfen; eine Maßnahme, die sich als unbedingt notwendig erwies.
    Nach nicht allzu langer Zeit wurde dann zum großen Erstaunen der Soldaten auf einmal alles wieder neu eingeteilt und geordnet, die Mannschaft mit jungen Kräften aufgefüllt und mit flammneuen Fahrzeugen ausgestattet. Es hieß, dass es nun nach Norden gehen sollte, um die dortige Heeresgruppe gegen Russland zu verstärken.
    »Lauter Frischlinge! Und das sind auch die Ersten, die ins Gras beißen«, flüsterte Paul Robert zu, dem nach einer Notoperation ein leichter Defekt an der Sehne seines Beines geblieben war.
    »Ja, uns alte Hasen kriegt man dagegen nicht so schnell kaputt«, sagte Robert kopfschüttelnd. »Guck dir bloß mal die arroganten Offiziere und blutjungen Leutnants in ihren neuen Uniformen an! Von denen haben wir, weiß Gott, schon genug hopsgehen sehen.« Er lachte zynisch auf. »Noch haben sie eine große Klappe! Weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt.«
    »Immerhin haben wir Altgedienten mit der Zeit ein Gefühl für Gefahr bekommen«, erwiderte Paul leise, »wir spüren sie und wissen, wie wir ihr ausweichen können.«
    »Genau! Bei den Haubitzen, da höre ich immer auf den Abschuss – dann sind es nur noch ein paar Sekunden bis zum Einschlag. Da muss man sich schon weggeduckt haben.«
    Paul nickte, und beide sahen beinahe mitleidig zu den forschen Neulingen und den Batteriechefs hinüber, die voll Feuereifer kaum erwarten konnten, an die Front zu kommen und gleich ein paar Gewehrübungen veranstalten ließen.
    Nun ging alles wieder von vorne los: Die Verladung des neuen Materials auf die Eisenbahn, aufgerüstet mit Schwimmwagen, betriebsstarken Geländefahrzeugen und den besten Geschützen. Robert und Paul ließen sich ein wenig von der positiven Stimmung anstecken, besonders als die Nachricht verbreitet wurde, dass die Heeresgruppe Mitte in Russland deutliche Erfolge erzielt hatte. Dazu die versprochene Wunderwaffe, und das Blatt würde sich vielleicht doch wieder zugunsten Deutschlands wenden!
    Aber der Zug, der mit der neuen Ausrüstung und seiner Truppe gen Osten rollen sollte, blieb bei Berlin plötzlich auf einem Nebengleis stehen. Keiner wusste genau, was los war. Einen Tag und eine Nacht standen die voll bepackten Güterzüge da, mit den ratlosen Insassen. Gerüchte kursierten von Attentaten und darüber, dass Hitler kapituliert hätte. Doch sie bewahrheiteten sich nicht – plötzlich fuhr der Zug mit den Ersatzsoldaten wieder an und setzte seinen Weg nach Litauen, über Lettland und Riga fort, mit

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