Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
muss ich die zusammengebundenen Handgranaten so verstauen, dass sie seitlich ein Loch in die Wand schlagen, ohne dass die Decke des Kellers beschädigt wird.«
»Alles klar!« Willi hob die Hand zur Bestätigung und machte sich bereit.
Noch einmal wiederholte sich das gefährliche Wagnis. Diesmal brach jedoch mit einem lauten Rumpeln der gesamte Tunnel hinter Paul zusammen, ein Schwall von Schutt und Erde ergoss sich über das so mühsam Erreichte und verschüttete den gesamten Zugang.
Misslungen! Paul konnte es kaum begreifen. Er stöhnte laut auf, hockte sich auf einen Stein, stützte den Kopf in die Hände und starrte stumpfsinnig auf den Haufen Geröll hinter ihm. So nah vor dem Durchbruch – und jetzt sollte der Kommandant doch recht behalten? Es sah ganz so aus, als sei der Weg zu den Eingeschlossenen nun endgültig versperrt!Unter der Erde verursachte, die beiden unerklärlichen Explosionen mitten in der Nacht große Aufregung. Magdalena stieß einen Schrei aus und sprang erschrocken auf, als die schon halb eingestürzte Wand eines der hinteren Kellerräume erneut zu bröckeln begann und mit Knirschen und Scharren weitere Stücke herausbrachen. Der Soldat war sofort zur Stelle und entzündete die Petroleumlampe, die die blassen und ängstlichen Gesichter der Eingeschlossenen beleuchtete, die ihn umringten und mit aufgerissenen Augen an die Decke starrten. Der tiefe Riss dort hatte sich ebenfalls weiter vergrößert, zwei Betonabschnitte standen voneinander ab, von denen eine sich bedrohlich gesenkt hatte.
Irgendjemand begann, ein Vaterunser zu beten. Was hatte das unerwartete Krachen mitten in der Nacht zu bedeuten? Etwa den Einschlag einer neuen Bombe? Es schien schlimmer als befürchtet. Die Treppe war plötzlich von neuen Brocken feuchter Erde bedeckt, der Schutt des von den Eingeschlossenen gegrabenen Loches nach innen gedrungen. Der Soldat versuchte, neue Klopfzeichen mit der Hacke zu geben. Doch er erhielt keine Antwort. Dann nahm er eine im Kellergebäude gelagerte Leiter, stieg hinauf und stocherte vorsichtig an der Stelle, an der neue Brocken in den Raum gedrungen waren. Ein Haufen Geröll mit etlichen Steinen kam ihm entgegen, und er wäre einige Male beinahe von seiner Leiter gefallen. Die Geduld verlierend, hieb er mit einem Mal unsinnig und voller Verzweiflung mit der Hacke auf das Hindernis ein. Auf einmal, ganz plötzlich, nach einem weiteren Schwall Erde und Steinen, die sich nach unten ergossen, stieß er plötzlich ins Leere – es gab keinen Widerstand mehr.
»Luft!«, brüllte er, »Leute, da kommt Luft herein!« Er grub jetzt wie besessen und wies auf die schmale Öffnung der Mauer, hinter der ein winziges Stück dunklen Himmels zu sehen war.
Jubelrufe erfüllten den Keller, man umarmte sich vor Freudeund Erleichterung. Luft, Himmel, Wolken! Was für ein köstliches Geschenk!
»Los, wir müssen weitermachen!« Er ergriff den Spaten und hieb ihn, so fest er konnte, immer wieder gegen die Wand. Die Frauen schafften das eingebrochene Geröll zur Seite, alle schaufelten fieberhaft und wie besessen mit Händen, alten Dosen und Eimern, allem, was nur irgendwie zur Verfügung stand.
»Hebt mich höher!«, schrie der Soldat, und die beiden Männer stiegen auf die Leiter, um ihn mit ihren Armen und Händen in die Nähe der rettenden Öffnung hinaufzuheben, damit er sie mit dem Stemmeisen bearbeiten konnte.
»Hilfe, hier sind wir! Holt uns hier raus!«, brüllte er aus Leibeskräften durch den Spalt. Es klang dumpf, wie erstickt. Mit einem Eisenstück schlug er mehrmals gegen den Stein und lauschte auf Antwort. Erneut begann er, Steinstücke herauszuhacken, bis seine Arme ermüdeten und er sie sinken lassen musste. Es reichte einfach nicht, immer wieder fielen neue Steine und Geröll zurück und setzten sich vor die kleine Öffnung. Sie saßen zu tief unten, um ohne fremde Hilfe herauszukommen.
Paul hatte die Scheinwerfer des Wagens ausgeschaltet und sich auf einen Stein des Schuttberges gesetzt. Er starrte abgekämpft und müde vor sich hin, weder die nächtliche Kälte spürend, noch den Wind, der die Wolken davonjagte und die Sterne sehen ließ. In seinem leeren Herzen brannte nur noch die dunkle Enttäuschung, der Kummer, diesen letzten Kampf nicht gewonnen zu haben. Sein Leben war zerstört, er hatte alles verloren, seine Liebe, seine Familie, seine Stadt, den Glauben an das Gute und jetzt auch sich selbst. Verbraucht, geschwächt war sein Körper, der den Strapazen dieses langen
Weitere Kostenlose Bücher