Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
ich würde es gerne herausfinden. Und genau deswegen bin ich heute Nacht hierhergekommen. Man hat mir verboten weiterzumachen. Aber ich möchte die da unten herausholen, bevor es zu spät ist.« Er zögerte. »Ich bin Paul Hofmann, Einsatzleiter II einer Pioniergruppe für Verschüttete. Würden Sie mitmachen – ich meine, mir bei einem Versuch helfen? Es ist nicht ungefährlich!«
Schwarz sprang auf. »Ja – natürlich, sofort! Ich habe keine Angst. Sagen Sie mir, was ich tun soll. Graben?«
»Das können Sie getrost mir überlassen! Ich war heute den ganzen Tag mit einer Ausgrabungseinheit hier – aber wir mussten wegen eines Armleuchters von Kommandanten abbrechen. Wissen Sie was? Tun Sie einfach nur, was ich Ihnen sage!«
Paul schaltete die Scheinwerfer des Wagens an und beleuchtete das Terrain. Hoffentlich kam jetzt gerade keine Streife vorbei.
Der Kommandant hatte in gewisser Weise recht gehabt – der die halbe Nacht strömende Regen hatte die Erde des Tunnels, wiewohl sorgfältig mit Holzpflöcken abgestützt, gefährlich aufgeweicht.
»Haben Sie schon mal eine Handgranate gezündet?«
»Das nicht, aber ich weiß ungefähr, wie es geht!«
»Wir haben in Russland eine Methode gehabt, Zugmaschinen, ganz schwere Apparate von etwa achtzehn Tonnen, die auf Ketten liefen, aus gefrorenem Schlamm zu holen …«, begann er.
»Und das ging mit Handgranaten?« unterbrach Schwarz eifrig.
»Man muss natürlich Löcher in den Boden graben, möglichst tief. Das haben wir heute schon gemacht, für die Sprengladungen. Bis der Kommandant sich dagegen entschied.«
»Gut, und was soll ich dabei tun?«
Paul nahm einen Strick aus seinem Rucksack, band sich ein Ende um die Brust und drückte ihm das andere Ende in die Hand.
»Passen Sie jetzt gut auf: Ich krieche in den Tunnel bis zu den Löchern und wickele mehrere, gebündelte Handgranaten mit einem Eisendraht an einem Stein fest. Einen weiteren Draht verbinde ich mit dem Zünder, von dem ich die Kapsel abgenommen habe. Dann beschwere ich die Granaten mit dicken Steinen, zwischen denen der Draht hindurchgehen wird. Wenn ich daran ziehe, löse ich die Zündung aus. Ich fürchte nur, der Draht wird nicht lang genug sein, und deshalb muss ich, nachdem ich ihn gezogen und die Handgranaten gezündet habe, so schnell wie möglich aus dem Tunnel heraus. Es bleiben da nur wenige Sekunden. Sollte es mir durch irgendeinen unglücklichen Zufall nicht ganz gelingen und der Tunnel über mir einstürzen, könnten Sie mich anhand der Schnur finden und ausgraben. Vielleicht müssen wir das Ganze ja auch noch einmal wiederholen.«
Der junge Mann nickte aufmerksam.
»Gehen Sie am besten zu Boden. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas passiert. Die Explosion wird zwar nicht gerade gewaltig werden und zudem unter der Erde stattfinden, aber sicher ist sicher. Haben Sie mich verstanden? Sie können jetzt noch aussteigen. Wenn Sie nicht mitmachen wollten, hätte ich vollstes Verständnis.«
Willi schüttelte eifrig und verneinend den Kopf. »Nein, nein, ich mach das – natürlich mach ich das!«
Paul sah noch einmal zum nachtschwarzen Himmel hinauf. Es gab sehr viele Unwägbarkeiten, und er war sich nicht sicher, ob alles so funktionieren würde, wie er es sich gedacht hatte. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber die Erde war feucht, und er hoffte sehr, dass die Zündung dadurch nicht beeinträchtigt wurde. Er verschwand im Tunnel und machte sich einige Zeit darin zu schaffen. Nach einer Weile kam er wieder hervor.
»Der Draht reicht tatsächlich nicht. Ich werde mich also nach der Zündung sehr beeilen, rauszukommen.« Er holte tief Luft.
»Fangen wir an. Es muss schnell gehen. Die aufgeblendeten Scheinwerfer könnten jemandem auffallen. Und es darf keinen Fliegeralarm geben. Wenn ich ›Fertig‹ rufe, zünde ich die Handgranaten und renne raus. Ziehen Sie den Strick sehr straff, damit ich einen Halt habe.«
Schwarz nickte bestätigend, dann nahm er das Seil und beobachtete gespannt, wie Paul im Tunnel verschwand. Er wartete, bis der Ruf »Fertig« ertönte und zog an. Die Explosionen blubberten unterirdisch und schossen dann mit scharfem Feuerknall einen Haufen Erde und Steine hoch, der ihm um die Ohren prasselte.
Er blieb noch eine Weile im scharfkantigen Schutt liegen, bevor er den Kopf hob. Das Seil war locker und Paul heil herausgekommen. Ein Teil der Kellermauer war bereits zum Vorschein gekommen. »Wir müssen es noch einmal wiederholen«, sagte er, »aber jetzt
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