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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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davon, was in den nächsten Wochen alles auf ihn einstürmen sollte.
    Als Magdalena in der Parkstraße anlangte, verzögerte sie ihren Schritt. Es war zehn Uhr, alles schien ruhig, und sie atmete erleichtert auf. Eine schwere Last schien von ihren Schultern gefallen zu sein. Was sollte man ihr jetzt noch anhaben? Die Hausdurchsuchung hatte nichts ergeben – und Hanna war endlich fort, gerettet, auf dem Weg übers Meer ins liberale Schweden.
    Und Paul war gekommen! Wie ein Geschenk des Himmels war er plötzlich vor ihr gestanden! Wenn er auch nur kurz in Königsberg bleiben konnte, was machte das schon! Sie würde sich heute Abend in seine Arme werfen, und dann konnten sie sich all das sagen, was in den Feldpostbriefen auf dem trockenen Papier so leblos klang! Warum hatte sie ihm eigentlich nicht erlaubt, sie zu Hause abzuholen? Vielleicht aus einer unbestimmten Ahnung heraus – oder weil sie sich gerade jetzt durch Louises kritische Bemerkungen, Paul wäre wohl kaum der richtige Mann für sie, nicht alle Freude verderben lassen wollte! Bei dem Gedanken an ihn durchzog sie ein Glücksgefühl, das abrupt erlöschte, als sie schon von Weitem Frau Schmitz an ihrem gewohnten Fensterplatz thronen sah. Ohne Magdalena bemerkt zu haben, starrte die Nachbarin wie gebannt zur von Waldenschen Villa hinüber, von der Lärm und laute Stimmen herüberdrangen. Magdalena blieb wie angewurzelt stehen. Irgendetwas warnte sie plötzlich davor weiterzugehen und sie wich instinktiv ein paar Schritte zurück, in den Schatten des alten Kastanienbaums, der ihre Umrisse verwischte. Sie drückte sich fest gegen den rauen Stamm und spähte zu der hinter den Büschen verborgenen Villa hinüber. Sie konnte nicht gleich erkennen, was die Aufmerksamkeit von Frau Schmitz so stark fesselte, aber die vom Haus kommenden Geräusche, laute Stimmen, Befehle, Motorengeknatter, Schritte, Türenklappen und Gepolter waren jetzt nicht mehr zu überhören. Sogar im Park herrschte ein seltsames Hin und Her. Ein Mann in der feldgrauen Uniform des Sicherheitsdienstes trat durch das Tor auf die Straße und hielt nach allen Seiten Ausschau.
    Mit dem Gewehr im Anschlag marschierte er auf dem Trottoir auf und ab, bevor er wieder verschwand. Tiefer Schrecken durchzuckte Magdalena. Eine neue Hausdurchsuchung! Wieder wegen Hanna? Uniformierte schleppten jetzt verschiedene Sachen aus dem Haus, kippten den Inhalt von Schubladen einfach auf die Wiese, rissen mit dem Messer Möbelstücke auf und stellten alles auf den Kopf. Ängstlich trat sie den Rückzug an, drückte sie sich von Alleebaum zu Alleebaum, bis es ihr gelang, von der anderen Seite, die von der Nachbarin nicht einsehbar war, näher zum Haus zu schleichen. Sie kroch gebückt an der Umzäunung entlang und zwängte sich schließlich durch einen der locker sitzenden Gitterstäbe in den Garten. Vorsichtig bog sie die Zweige auseinander. Louise stand in ihrer hochgeschlossenen weißen Bluse neben einem Offizier im Garten, der ihr einen rußigen Stapel Papiere unter die Nase hielt, während seine scharfe Stimme mit kommandoartig abgehackten Worten undeutlich zu ihr herüber drang. Das Blut stieg ihr zu Kopf, ihre Ohren rauschten, als sie in seinen Händen die verdrückten, von Kohlenstaub schwarz gefärbten Papierfetzen der Flugblätter erkannte, die sie in Hast unter den Kohlenstapel im Keller gestopft hatte und heute verbrennen wollte.
    Louise sprach leise und schüttelte immer wieder verständnislos den Kopf. Der Offizier schrie sie an, packte sie schließlich grob am Arm und zog sie einfach mit sich. Magdalena war es, als hindere sie etwas am Atmen, als nähme es ihr die Luft. Großmama! Sie wollte aus ihrem Versteck hervorspringen, den Mann anschreien, sie loszulassen, doch sie war wie gelähmt. Jetzt war alles aus – und sie trug die Schuld! Warum hatte sie nicht gleich die Blätter verbrannt? Sicher hatte man Frank zum Reden gebracht, damit er seine Komplizen nannte! Das Gartentor stand weit offen, und sie konnte die beiden Polizeiwagen vor dem Haus erkennen. Der Offizier zerrte gerade die völlig verstörte alte Dame in einen der beiden Wagen und stieß sie auf den Rücksitz. Überdas Trottoir kam jetzt gerade Theo mit seinem Schultornister um die Ecke geschlendert. Sie konnte nichts tun, ihn nicht warnen, als er neugierig durch das offene Gartentor auf die SD-Männer zurannte und stolz und strammstehend ihnen den Hitlergruß zurief. Als Pimpf bei der HJ fühlte er sich schon als einer der ihren. Die

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