Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
näher, ihm eine Zigarette anbietend, die jener dankend annahm.
»Was los hier, Kamerad?«, fragte er so gleichgültig wie möglich und deutete mit dem Kinn auf die Villa. Der andere nahm einen Zug. »Wie man‘s nimmt!«, antwortete er wenig aufschlussreich.
»Du hast es wirklich gut«, versuchte es Paul aufs Neue miteinem Schwätzchen. »Ich muss morgen wieder zurück, auf die Krim. Da ist die Luft ziemlich bleihaltig!«
»Verstehe!« Der SD-Unteroffizier inhalierte genussvoll den Rauch der Zigarette. »Da möchte ich nicht unbedingt mit dir tauschen.«
»Was musst du hier überhaupt bewachen? Sieht doch alles ziemlich ruhig aus!«
»Tja, scheint aber nur so. Wir haben die Bewohner schon festgenommen, nur die Hauptverdächtige, eine junge Studentin, die ist uns entwischt!«
»Was du nicht sagst!«, staunte Paul, während sein Herz sich zusammenkrampfte. »Eine Studentin? Was hat die denn angestellt?«
»Angeblich Juden versteckt, Flugblätter angefertigt, lauter verbotene Sachen!«, gab der Mann trocken zurück. »Gegen den Befehl des Führers gehandelt. Das kann man natürlich nicht durchgehen lassen.«
Ein Geräusch ließ den Uniformierten jetzt aufhorchen. Er machte ein paar Schritte zur Seite und drehte sich um. Diesen Moment nützte Paul, um seinen Zettel unter die Tür zu schieben.
»Was machst du da?«, fuhr ihn der Mann jetzt misstrauisch an, der die Bewegung hinter seinem Rücken bemerkt hatte. Paul nestelte an seinen Schuhbändern. »Siehst du doch, mein Schuh ist aufgegangen! Heil Hitler!« Er hob die Hand und ging davon. In seinen Ohren dröhnte es. Juden versteckt, Flugblätter angefertigt, gegen den Befehl des Führers gehandelt... was hatte das denn mit seiner Magdalena zu tun?
Die Schrebergartensiedlung wirkte verlassen, als sie das barackenähnliche, von einem ungepflegten Gemüsegärtchen umgebene Häuschen erreichten. Als Anton die Tür hinter ihnen geschlossen und eine Petroleumlampe angezündet hatte, fiel er ohne Vorwarnung sogleich über sie her, um sie zu küssen.Magdalena entwand sich ihm nur mit Mühe, sie hatte schon bei dem ranzigen Geruch seines ungewaschenen Körpers, der sich gegen den ihren presste, das Gefühl, sich sofort übergeben zu müssen.
»Einen Kuss!«, flehte Anton mit erstickter Stimme, als sie zurückwich. »Dann tue ich alles für dich!« Sein rotes, pickeliges Gesicht glänzte und in seinen Augen stand Gier. »Ich kann dir natürlich nichts versprechen – aber es wäre im schlimmsten Fall möglich, gewisse Akten oder Beweismaterial einfach verschwinden zu lassen!«
Magdalena starrte auf die Speichelbläschen, die sich bei der Aufregung und dem hastigem Sprechen in seinen entzündeten Mundwinkeln gebildet hatten. »Ich muss es machen!«, dachte sie. »Ein Kuss und er lässt die die Beweise verschwinden! Dann sind wir gerettet!« Wie gebannt vor Ekel hielt sie still, als Anton sie an sich riss und sein Mund sich schmatzend auf den ihren presste. Mit einer Hand tastete er gleichzeitig gierig und grob unter der Bluse über ihre Brust. Sie spürte, wie ein unabwendbares Würgen in ihre Kehle stieg und sie beinahe erstickte. Sie entwand sich seinen sie umschlingenden Armen und stieß ihn von sich.
»Was ist denn – was stellst du dich denn so an!« Puterrot vor Erregung, mit einem schiefen Grinsen, sah er sie aus glasigen Augen an, bevor er sie erneut an sich zog. Sie wollte ihn von sich stoßen, und als er sie festhielt, schlug sie ihm mit einer Reflexbewegung ins Gesicht. Aber wie, als hätte ihr Widerstand ihn noch wilder gemacht, presste er sie jetzt mit aller Kraft gegen seine Brust. Panisch fuhr sie ihm mit den Fingernägeln über das Gesicht, damit er sie losließ. Er brüllte vor Schmerz auf. »Du verdammtes Miststück!« Wutentbrannt packte er ihre Handgelenke, verdrehte sie und drängte sie mit brutaler Kraft in eine fensterlose Abstellkammer. Dann schlug er die Tür hinter ihr zu und drehte den Schlüssel im Schloss zweimal herum.
»Das wirst du mir büßen, Schlampe! Da kannst du bleiben, bis du es dir anders überlegt hast!«, schrie er dumpf und höhnisch von draußen. »Du hast zwei Stunden Zeit! Inzwischen werde ich im Kommissariat Erkundigungen einziehen, wie es mit deiner Sache steht. Wenn ich wiederkomme, hoffe ich, dass du etwas zahmer geworden bist!«
Sie hörte, wie hinter ihm die Tür ins Schloss fiel. Er war fort. Verzweifelt trommelte sie im Finstern mit den Fäusten gegen das Holz und trat gegen die Tür. Zwei Stunden! Das Treffen
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