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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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grübeln. Kaum hatte sie die Kais erreicht, auf denen mit dem ersten Morgenschimmer am Horizont schon eifriges Hin und Her herrschte, stürzte aus einer dunklen Ecke hinter Kisten und Tonnen Hanna auf sie zu. Sie hatte sich dort mit den Brückners und einigen anderen Passagieren, die auf die Abfahrt der »Donau« warteten, versteckt.
    Stürmisch, mit Tränen in den Augen, aber zugleich erleichtert, umarmte sie sie.
    Magdalena drückte ihr hastig das Proviantpaket und den Umschlag mit dem Geld in die Hand: »Hier, das ist die nötige Summe für die Überfahrt nach Schweden. Der Rest ist für Notfälle. Denk an das Sanitätsfahrzeug im Kopenhagener Hafen und merk dir das Bispebjerg Hospital. Ich wünsch dir Glück bei der Fahrt über den Öresund. Ich bin sicher, du wirst es schaffen!«
    Hanna nickte und fiel ihr stürmisch um den Hals. »Wie kann ich dir nur danken, Magdalena«, flüsterte sie, »für alles, was du für mich getan hast? Und wenn du etwas von Mama oder meinem Bruder Felix erfährst … ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie doch noch leben.«
    Magdalena nickte. Auch ihr kamen jetzt die Tränen. »Ich muss gehen! Du weißt, diese schreckliche Nachbarin ist immer auf der Lauer! Sie ärgert sich bestimmt furchtbar, dass man bei uns niemanden gefunden hat«, versuchte sie zu spaßen, um ihre Bewegung zu verbergen. »Wir haben sie ganz schön ausgetrickst!« Sie fuhr sich über die Augen und ging ohne sich noch einmal umzuwenden über den Kai davon, während die bleigraue Dämmerung einem zarten rosaroten Schein wich, der wie hingetupft unter den Wolken am Horizont erschien.
    Hanna, die die Hand zum Winken gehoben hatte, ließ sie enttäuscht sinken und reihte sich mit den anderen an der Reling vor dem Schiff in die Schlange der wartenden Passagiere ein.

10. Kapitel
Z UFALL ODER S CHICKSAL?
    Unbeweglich, mit gefalteten Händen stand Paul lange vor dem frisch aufgeschütteten Grabhügel, der nun die sterbliche Hülle seiner Mutter barg. Ein frischer Strauß Rosen lag auf der trockenen Erde, der bald verwelken würde. Es war sehr früh am Morgen, und die Nachtkühle lag noch über den Gräbern, die den etwas modrigen Geruch von Blumen und Tod verströmten. Christine hatte eine große Schale bunter Astern und Margeriten mitgebracht. Sie schluchzte leise in ihr Taschentuch, immer noch erschüttert und zugleich verwundert, dass der Zufall oder die Bestimmung sie zu diesem Zeitpunkt vom Unglücksort ferngehalten hatte. »Wenn ich im Haus gewesen wäre, läge ich jetzt auch dort unten!«, klagte sie erschauernd.
    Paul legte tröstend den Arm um sie. »Ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist!« Seine Augen blieben trocken, sein Herz schien fühllos, erstarrt im Kummer des Nichtbegreifens. Er wandte sich um. »Kann ich bei euch – ich meine, bei Tante Frieda wohnen? Ich bleibe ja nur kurz in Königsberg.«
    Christine nickte. »Bestimmt! Sie ist sehr froh, dass sie uns noch hat.«
    Sie verließen den Friedhof und bogen in die Schlossallee ein. Paul blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. »Magdalena!«, rief er, und noch einmal lauter: »Magdalena!«
    Die junge Frau, die den Kopf zu Boden gesenkt, mit raschen Schritten über die Straße eilte, blieb wie von einem elektrischenSchlag getroffen stehen. Langsam und ungläubig wandte sie beim Ton der vertrauten Stimme den Kopf. Paul war schon bei ihr, schloss sie stürmisch in die Arme und zog sie an seine Brust. »Lena!«
    Ohne ihr süßes Gesicht zu sehen, hatte er sie allein am Gang, an ihrer Haltung und den schönen, blonden Haaren erkannt, dem dicken Zopf, dessen offenes Ende sich in dicken Locken über ihren Rücken kräuselte. »Ich hab dir geschrieben, dass ich komme … aber ich wusste nicht wann. Der Anlass war so traurig …«, stammelte er in hilflosen, abgehackten Sätzen und barg schließlich seinen Kopf an ihrer Schulter.
    Magdalena streichelte sein Haar. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. »Paul! Du bist da – aber wieso …«
    Ihre weiteren Worte erstickten in einem leidenschaftlichen Kuss, bei dem sie nicht nur ihre Umgebung vergaß, sondern auch, was sie sagen wollte. Erst nach einer Weile befreite sie sich ein wenig verlegen und hob den Kopf. Ihr Blick fiel auf Christine, die im schwarzen Mantel, blass und mit von Leid gezeichnetem Gesicht, hinter ihnen stand und ihr jetzt stumm die Hand zur Begrüßung reichte.
    »Ist etwas passiert? Ihr seid ja in Trauer?«, fragte sie betroffen.
    »Deshalb bin ich ja hier. Ein

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