Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
Vom Netzwerk:
das, was aus diesem Wald einmal werden soll, wenn er durch die Entwurfsmaschine Eures Gartenarchitekten gedreht ist …«
    (der König schmunzelte)
    »… doch er zeigt gewisse Partien, in denen die Bäume weiterhin bequem stehen dürfen, und die hier als ›Boissage irregulier‹ eingetragen sind.«
    Der König nickte zögernd, zustimmend.
    »Ich habe einen Stern von Alleen bemerkt, danach ging ein schrecklicher Regen nieder, sodann hörte ich in einiger Distanz zwei Schüsse, einen Zeisigschwarm auffliegen und schließlich, wiederum etliche Sekunden weiter, fuhren wir über eine kleine Steinbrücke. Hier auf dem Plane, Sire, erkenne ich nun nicht nur den ›Großen Stern‹ und die Brücke wieder, sondern auch den Erlenwald, in dem sich bekanntlich die quirligen Vögelchen gern aufhalten. Sie müssen, Sire, meine Kombinationslust verzeihen, doch haben mich derlei Dinge schon immer zu Überlegungen gereizt. Kurzum: Zwischen Brücke und Stern, wo die Vögel aufflogen und wo hier auf der Karte die Erle als natürliche Baumart eingezeichnet ist, hörten meine Begleiterinnen und ich das Schießen. Es waren, wenn ich mir dies noch erlauben darf anzumerken, keineswegs die Schüsse zweier Jagdflinten, sondern solche von Pistolen!« Für den Moment war Ruhe. Langustier bangte innerlich. Doch das königliche Gesicht war aufgeheitert.
    »Perfectement, Monsieur! Sie erstaunen mich wieder.«
    Genau im fraglichen Areal hatten zwei Hofjäger den toten Falckenberg gefunden. Da sie zuvor keine Schüsse auf etwaiges Wild abgegeben hatten und nach ihren Angaben dort keine weiterenJäger unterwegs gewesen waren, bekam Langustiers akkustische Beobachtung, an deren Treffsicherheit der König keinen Zweifel hegte, ungemeine Bedeutung.
    »Doch nun verrraten Sie mir noch, was Sie zu dieser diffizilen Unterscheidung der Waffen befähigt?«
    »Nun, Sire …«,
    (Langustier wand sich etwas)
    »… einst war ich gezwungen, der Sekundant meines hitzigen Vaters zu sein, als er sich wegen eines verschmorten Gänsebratens mit seinem zweiten Küchenchef duellierte. Es ging glimpflich ab. Er schoss daneben und der andere in die Luft.«
    Der König überlegte, was wohl geschehen würde, wenn er diesen Langustier, dem es weder an Unerschrockenheit noch an der Fähigkeit zu brillantem Räsonnement mangelte, sich ein bisschen in der unleidlichen Forstgeschichte umtun ließe? Seine Adjutanten waren in heillose Verwirrung gesetzt und das konnte er momentan ganz und gar nicht brauchen. Es wäre gut und beruhigend, neben dem viel beanspruchten Polizeioberinspekteur Jordan einen ausgeruhten, unbefangenen Beobachter und scharfsinnigen Tranchierer an der Sache zu wissen.
    »Lassen Sie mich Ihre Kombinationsgabe auf die Probe stellen, Monsieur. Finden Sie mir den vermeintlichen Attaquanten! Sie werden ein General-Permiss erhalten, dass Sie alles in Ruhe und erlaubtermaßen ausforschen können.«
    Langustier runzelte die Stirn bei dem Wort »Permiss« und der König variierte:
    »Carte blanche, Monsieur! Möchte indes noch nicht wetten, ob Sie Recht behalten. Meine Polizei wird es als eine willkommene Hilfe empfinden, wenn ihr ein Mann zur Seite steht, der die Klinge des Verstandes ebenso behände führt wie das Filiermesser. Ich weiß ja von Ihnen, Monsieur, dass Ihr Küchenhandwerk Sie keineswegs ausfüllt – so trefflich Sie es auch verstehen und verrichten mögen. Ich reise heute nach Potsdam. Bekochen Sie meinen BaumeisterKnobelsdorff ordentlich. Er ist ausreichend mit Aufträgen versehen und daher jeder Stärkung bedürftig. Ab morgen wird er hier regieren und es tüchtig lärmen lassen, wie ich ihn kenne.«
    Der König entließ seinen frisch gebackenen Zweiten Hofküchenmeister mit Wohlwollen, nicht ohne sich vorher noch die Speisenliste aushändigen zu lassen, die Langustier gerollt unterm Arm trug. Die Tapetentür schloss sich.
    Langustier schwindelte. Was hatte er sich da für eine Suppe eingebrockt! Wie verändert war ihm dieser König erschienen. War das nun seine wahre Gestalt? Keine flötenhafte Leichtigkeit, kein Palaver, kein Voltaire – aber quälende Fragen, kleine stechende Examina; Landkarten und Baupläne statt Notenblätter auf dem Tisch.
    Mühsam fand er den Weg ins Freie, wo ihn keineswegs frische Luft, sondern der Gestank dreier ungewaschener Kamele empfing. Major von Spiegel führte die kuriosen Tiere im Schlosshof herum. Sie trugen bunte Zelte und waren ein Geschenk des Obersten der Husaren an den König, der sich denn auch kurz an

Weitere Kostenlose Bücher