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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Langustier, dem die partielle Verfinsterung seines Geistes im Bezug auf seine Rolle bei dieser halbgeheimen Gesellschaft höchst unangenehm war, konnte sich glücklich schätzen, durch den kenntnisreichen jungen Baron, den dieses edle Handwerk mehr als entflammt hatte, vorbehaltlos Rückendeckung zu erhalten.
    Belebung kam in ihre Runde, als die Witwe Stolzenhagen die provokante Frage aufbrachte, warum man sich in diesem Zirkel der Aufnahme von Frauenzimmern so störrisch verweigere, deren Eignung, die hehren Maurer-Ideale ebenso ernsthaft zu verfolgen wie die Männer, doch nicht in Zweifel gezogen werden könne. Es war für den Baron von Beeren keine leichte Aufgabe, über diese heikle Materie belehrende Auskunft zu erteilen, ohne seine angebetete Marie durch ein unbedachtsames Wort zu verletzen. Eros, so sagte er, sei ein Meister der bewussten oder unterschwelligen Gedankenbeeinflussung, und in einem Tempel, in dem Besinnlichkeit herrschen soll, wäre Sinnlichkeit in jeder ihrer mannigfaltigen Erscheinungsformen unangebracht. Doch er könne sich durchaus vorstellen, dass es dereinst Logen gäbe, die ausschließlich von weiblichen Mitgliedern – Maurerinnen – gebildet würden.
    Ob es wohl seinen Grund darin hätte, von derlei Anfechtungen des Eros befreit zu sein, dass sich der König in dieser reinen Männerwelt eingerichtet habe, fragte die Stolzenhagen weiter, und diesmal war es Langustier, der sich bemühte, das Gespräch wieder in unverfängliches Fahrwasser zu bringen.
    Langustier und von Beeren, als Widersacher angetreten, gingen bald schon fast wie alte Bekannte miteinander um. Vor dem Abschied bedeutete von Beeren dem Hausherrn, dass er ihn gern noch kurz unter vier Augen gesprochen hätte. Langustier vernahm diesen Wunsch mit gemischten Gefühlen, denn er argwöhnte, es könnte sich hinter dieser Bitte nach Vertraulichkeit möglicherweise ein Antrag um die Hand der Tocher verbergen, und er war sich noch reichlich unschlüssig über die Haltung, die er in dieser Frage einnehmen sollte.
    Doch seine Befürchtung erfüllte sich nicht. Von Beeren trat mitihm auf den Balkon und eröffnete ihm, dass er am Vortag ungewollt Zeuge zweier Unterredungen geworden sei. Zunächst einmal, so müsse er ihm gestehen, habe er seine, Langustiers, fruchtlose Verhandlung mit dem Hohenfließischen Botschafter von Waldegg mit angehört. Ausführlich schilderte von Beeren die unangenehm dünnen Wände in seinem Gasthof, die es leider erlaubten, alles zu hören, was im Nachbarraum gesprochen werde. Er habe sich nun am gestrigen Vormittag nicht wohl befunden und daher keine Möglichkeit gesehen, das Haus zu verlassen, um den nachbarlichen Gesprächen aus dem Wege zu gehen. In sein Zimmer in der ›Neuen Welt‹ gebannt, sei es ihm daher höchst sträflich vorgekommen, Langustiers erfolgloses Vorsprechen bei von Waldegg mitanhören zu müssen. Zwar habe er den eigentlichen Grund des Besuches nicht mitbekommen; trotzdem sei ihm der Nutzen desselben gering erschienen, was er nur aufrichtig bedauern könne.
    Langustier dankte für diese Offenheit und wollte die Sache damit für erledigt ansehen. Die Tulpengeschichte war ihm doppelt peinlich, da er kein Wort der Erläuterung darüber verlieren durfte. Er sehnte sich in die wärmeren Innenräume zurück, doch von Beeren gönnte ihm diese Erleichterung nicht, sondern bat ihn, noch zu warten.
    »Die Geschichte hat eine kleine Continuatio. Direkt nach Eurem Abgange stellte sich ein weiterer Gast beim Gesandten ein. Ich möchte ihn eher einen Dauergast nennen, denn es verging in dieser Woche kein Tag, an dem er nicht wenigstens einmal sich blicken, pardon, hören ließ. Offenkundig bekleidet er das Amt eines Kundschafters, obwohl er in dieser Aufgabe bislang recht unglücklich geblieben ist, da sich seine Rapporte in Meldungen über fehlgeschlagene Versuche erschöpfen, auf die verwischte Spur eines Mannes zu kommen, der – wie ich glaube, aus Eurem Gespräch mit von Waldegg schließen zu dürfen – Eure Neugier geweckt hat.«
    Langustier war hellhörig geworden. Er entsann sich recht genau der eiligen Gestalt und war in der Tat begierig zu erfahren, wasder unverhoffte Ohrenzeuge ihm über dessen Mission berichten konnte.
    »Sie sprachen von Andersohn?«
    Von Beeren bejahte, und Langustier schien es an der Zeit, ihre geheime Bruderschaft zu befestigen:
    »Ihr würdet mir in einer Sache, in der mich unser gemeinsamer Logengroßmeister und König beauftragt hat, sehr behilflich sein, indem

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