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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Ermittler ganz, das Thema Braunfeld-Hohenfließ zu erwähnen. Später ärgerte er sich über seine ängstliche Zurückhaltung.
    Der König wirkte unwirsch. Er dachte über den Umschwung der öffentlichen Stimmung ihm gegenüber nach. Im Land herrschte allgemeine Unzufriedenheit. Anders als in Charlottenburg wurde in Berlin öffentlich in wenig gemessenen Ausdrücken über ihn gesprochen. Man munkelte allenthalben von bevorstehenden Militäroperationen im Ausland. Die für Montag anberaumte Parade vor dem Schloss war als gewaltige Demonstration der Stärke geplant. Den einfachen Mann auf der Straße musste das aufbringen, denn was diente ihm dieses militärische Brimborium? Es gab ganz andere Probleme. Die Versorgungslage blieb bescheiden bis katastrophal. Nicht jeder konnte in den Delikatessläden einkaufen, höfisch parlieren, Brot durch Kaviar ersetzen. Schlug der Sohn doch nach dem Vater aus? Paraden abhalten, während die Untertanen hungerten – war Friedrich der Jüngere vielleicht am Ende schlimmer als das alte Soldatenbiest?
    Langustier stellte sich die kleine Gestalt angesichts ihrer HordenWaffen schleppender und turmartig behelmter Untertanen vor. War das nicht lachhaft für einen geistbeseelten Mann? Der Zweite Hofküchenmeister Sr. Majestät freute sich zwar, dass ihm wegen seines bisherigen Misserfolgs nicht weiter zugesetzt wurde, hätte sich aber doch in aller Unbescheidenheit zugleich etwas mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung von allerhöchster Seite gewünscht. Diese wurde ihm nun zuteil, wenngleich auf eine Weise, die ihn in erneute, anderweitige Not stürzte.
    »Ich hörte mit Freuden von unserem Bundesbruder Jordan, dass Ihr Euch nunmehr auch der Maurerzunft zugesellt und Schurz und Kelle angelegt habt, bevor wir Euch am Ende noch an die lichtscheue Bande der Rosenkreuzer verloren hätten.«
    Der König hielt inne, und bemühte sich, richtigzustellen:
    »Verzeiht, lieber Langustier, nicht dass ich Euch für prinzipiell anfällig hielte, auf dergleichen Abwege zu geraten, doch ist die Küche für mich nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln wie die Kabbala, und daher rührte nun meine Furcht, Ihr könntet außer an Nantua- und Cumberland-Saucen auch an falschen Gold- und Silberaufgüssen Gefallen finden. Mein Vater hatte ein unseliges Faible für derartige Absurditäten – weshalb er zuweilen den Doktor Eisenbart eher als einen gelehrten Chrirurgus bemühte –, doch ich möchte mir die Fataliäten ersparen, die er sich mit dem Baron von Syburg zugezogen. Ein Wunder, dass uns das Schicksal damals nicht ganz aus der Bahn geworfen hat und in der Wusterhäuser Goldküche alle unsere Zukunft in Rauch aufgelöst wurde.«
    Langustier lavierte etwas ahnungslos um den Gesprächsgegenstand herum, der sich ihm nicht deutlich zeigen wollte und fühlte einen unsicheren Moment lang das Schlossparkett wie Torfmoor unter sich wanken. Nun war zu dem merkwürdigen freimauernden Kugel-Club auch noch ein kurioser Rosenverein gekommen, über den er absolut nichts wusste. Was sollte das Gerede von Goldkocherei?
    »Ich werde mich nunmehr auf drei Sektionen bemühen müssen,vor meinem Großmeister nicht zu straucheln; in der Küche, wo es mir am leichten gelingen mag, da ich dort die längste Übung besitze, habt Ihr mir für heute schon Eure Absolution erteilt. Als Lehrling in Maurer- und Polizeisachen werde ich, Sire, aber noch einige Lehrzeit brauchen.«
    Er war froh, dass ihn der König nun gnädig entließ, und beugte sich in eine Tiefe hinab, die dem Hofe Karls des Großen eher entsprochen hätte. In diesem unbequemen Knick verharrte er so lange, bis er einen königlichen Stupser auf dem Rücken spürte, was ihm bedeuten sollte, sich wieder aufzurichten.
    »Ihr sollt Euch nicht verbiegen, wie ich es täglich mehr tun muss. Ich wünsche Euch in Euren neuen Tätigkeiten Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit – beim Mauern und beim Verfolgen. Bis Mittwoch wäre mir eine Nachricht in der Falckenberg-Sache noch hier zu erhalten überaus erwünscht.«
    Langustier tappte wieder in die sichere Küchenregion hinunter und war für den Moment heilfroh. Worüber eigentlich? Was hatte er für einen Grund, froh zu sein? Was ihm blieb, war nur eine kurze Gnadenfrist.
    Langustier wollte den Rest des Tages geruhsam in seiner Wohnung verbringen und sich einmal um gar nichts mehr kümmern. Vielleicht käme ihm ja unverhofft auf diese Art ein Lichtblick. Dass er nun endlich die Gelegenheit erhielt auszuprobieren, wie es wäre, im

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