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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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sein konnte, vorüber war, noch etwas Konversation zu machen.
    »Kamt Ihr nicht gebürtlich aus Hessen-Homburg?«
    »Zum Glück konnte ich es vemeiden, Sire. Mein Vater war zwar lange Glasmacher am dortigen Hof. Doch kurz bevor ich geboren wurde, ging der verrückte Landgraf an Goldmacherei und Bergbauversuchen bankrott und musste sein Ländchen mit allen Fabriken und Wäldern an zwei Frankfurter Kaufleute verpachten.«
    Der König lachte. Die Verhältnisse in den hessischen Kleinstaaten hatten ihn schon immer belustigt.
    »Das nenn ich Vabanquespielen. Mit Kind, Kegel und dem ganzen Land fallieren – es macht mir diese Linie freilich suspekt. Sie sind alle gespenstersüchtig und seelengestört. Geld hatten sie nie, waren stets am Knapsen. Selbst das silberne Bein des Helden von Fehrbellin bestand nur aus angemaltem Holz. Was tat Euer Vater daraufhin nochmal?«
    Schlütern konnte es seinem Souverän schwerlich verübeln, nicht alle Details der Lebensläufe seiner Untergebenen zu kennen, obgleich er in der Regel erstaunlich gut über alles Bescheid wußte.
    »Zum Glück hatte er einen Vetter in Neuruppin, der seine Frau und ihn aufnahm. Kurz nach der Ankunft meiner Eltern kam ich zur Welt. Mein Vater machte Versuche mit Blauglas für den Vater Eurer Majestät und erhielt bald darauf großzügige Unterstützung zu einem eigenen Hof und einer Glashütte.«
    Der König war wieder orientiert.
    »Verzeiht mir, jetzt erinnere ich mich – Ihr erzähltet bereits, wie ihr zu uns kamt. Aus der Öde ins Paradies. Le pauvre Andréfils hat mir, als er noch wohlversammelter war – damals in den Tagen von Rheinsberg – von Euren schönen Jugendzeiten auf Gut Schlütern referiert, nein, was sag ich: vorgemalt. Er schrieb gar niedliche Sächelchen auf. Leider kam er nicht sehr weit mit seinen Schilderungen.Wie war noch seine Stellung dort? Er war Euer Gespiele und Sohn des Verwalters?«
    »Ganz recht, Sire. Der Verwalter Andersohn war auf allerhöchsten Befehl seiner damaligen Königlichen Majestät nach Neuruppin verschrieben worden, und der Sohn – sein heutiges Schicksal tut mir aufrichtig Leid – stand unter der besonderen Protektion Eures Vaters. Wenn ich etwas für ihn zu erreichen vermöchte, ich tät es mit Freuden, doch leider, fürcht’ ich, haben ihn die Lockungen der weiten Welt, die großen Namen, hohen Genüsse, die er bei Euch erleben durfte, um sein bisschen Verstand gebracht.«
    »Er war très sensible. Aber auch sein Wissen um die Dinge war enorm. Er liebte die Natur. Es ist so traurig, dass seine Nerven ihn zum Fou generierten; er wurde mir dann leider arg verhasst, durch blödes, irres Gezeter und allerlei dümmliche Lamentiererei. Heute sehe ich wie Ihr, dass er nicht der Rechte war für diesen exponierten Posten. Diener sein zu müssen, ist oft härter als König. Gärtner hätte ihm besser angestanden. Mais oui – c’est tout passé.«
    Der König machte eine Geste des Wegwischens, Verwerfens. Seine kurze Gestalt, die unter dem Sprechen fast ganz zusammengefallen war, straffte sich wieder:
    »In punkto Hohenfließ erwarten wir stündlich eine ermunternde Nachricht. Am Montag wird Parade sein, dann gehen zwei Regimenter ab. Eine Meldung für die Gazetten liegt bereits parat. Die auf diplomatischem Wege von Hohenfließ angestrebte Liaison mit Braunfeld wurde bereits zurückgewiesen. Es wird keine pragmatische Sanktion zwischen diesen beiden Ländchen geben, die von Brandenburg toleriert würde.«
    Schlütern überflog die ihm gereichte Abschrift:
    ›Damit die gewesene, vormals unrechtmäßig mit Braunfeld liierte Grafschaften Hohenfließ, auf die nach dem 1664 geschlossenen Vertrage von Hohnfels eine rechtmäßige Nachfolge seitens der Markgrafen von Brandenburg besteht, in geregelte Verhältnisse gelangen und Sicherheit und Ordnung nach dem Ableben Derofürstlichen Durchlaucht des Herrn Landgrafen dorten besser zu gewährleisten seien, haben Se. Königliche Majestät einige waffentragende Völker ohnverzüglich nach dorthin abmarschieren lassen.‹
    »Trefflich formuliert«, bemerkte von Schlütern.
    »Auf meine Kabinettssekretäre ist absoluter Verlass. Ich rate Euch dringend, ebenfalls einen guten Sekretarius anzustellen. Ihr werdet jede Menge Ordres und Entschließungen, Berichte und Protokolle zu erledigen haben.«
    Der König wünschte diese Materien jetzt zu verlassen und gab dem Gespräch daher zum Schluss noch eine andere Wendung.
    »Es wäre mir übrigens höchst lieb, wenn Ihr morgen in

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