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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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anzusehen? Wir könnten uns dann noch zwanglos weiter über diese Affären austauschen.«
    Nach von Beerens lebhafter Zustimmung geleitete die Witwe Stolzenhagen den Baron nach unten, während Marie ihrem Vater für die Großherzigkeit dankte, die er bewiesen hatte. Obgleich sie sich den Verlauf des Nachmittags ganz anders gedacht hatte, war sie dennoch glücklich über seinen Verlauf. Was er und von Beeren nur beredet hatten? Etwas Ernstes würde es schon gewesen sein, so lange waren sie draußen im Kühlen geblieben.
    Langustier verschloss die Tür seiner Berliner Stadtwohnung zum ersten Male von innen und probierte seine hauptstädtische Bettstatt aus. Vor Erschöpfung fiel er so wie er war, ohne Garderobe oder Kleiderspind zu bemühen, auf die äußerst ›kommode‹ Matratze des Himmelbettes mit Eisenfederung à la Duchesse und Gestell aus Nußbaum.

XV
    »Glücklich die Schriftsteller, die, von einer reichen Phantasie beflügelt und durch Klugheit gelenkt, Werke hervorbringen können, die der Unsterblichkeit würdig sind. Doch höher noch ist die Kunst der Profiteurs, Grossisten und Makler zu veranschlagen. Sie machen ihrem Jahrhundert in gewisser Hinsicht mehr Ehre, als Künstler wie Phidias, Praxiteles und Zeuxis dem ihren gemacht haben.
    Was der merkantile Geist heute an praktisch ausmünzbarem Gewinn hervorbringt, ist der mechanischen Tätigkeit der Künstler in hohem Maße vorzuziehen. Ein einziger Schlütern wird Brandenburg mehr Ehre machen als tausend Bildhauer, tausend Schulfüchse, tausend verfehlte Schöngeister und tausend bedeutende Gelehrte niederen Ranges.
    Ja, ich sage Ihnen Wahrheiten, Monsieur de Schlütern, die Ihnen zu schreiben ich mich durchaus enthalten würde, denn es könnte das dienliche Renommee, in das man mich gestellt, sonst wohl Schaden nehmen, und es möge daher auch nicht commun werden.« Der König pausierte, um dem Gelobten zu höflicher Verbeugung und Dankesbezeigung Zeit zu geben. Doch das Wort ergreifen ließ er ihn noch nicht. Um seine geringe Größe gegenüber dem Hünen von Schlütern nicht weiter merken zu lassen, hatte er ihm geboten sich hinzusetzen, während er in einiger Entfernung im Raume auf und ab ging.
    »Seid unbesorgt, Monsieur, die Hohenfließische Sache könnte nicht ganz in Eure Hände gelegt werden. Das Ländchen ist mir zu kostbar, als dass ich nicht die besten Kräfte dort wirksam wüsste.
    Ihr sollt die volle Last tragen. Keine Angelegenheit des Handels und der Exploitation wird an Euch vorübergehen, alles und jedes Ausmünzbare Eurem Augenmerk unterliegen. Alle Holzhändler, alle Mineure, alle Bauern – sie werden ohne Euch nicht länger existieren und ihr Auskommen finden können.
    Die Oberhoheit über die Fabrikation insonderheit des
Bleu Royale
zum Stoffefärben wird peu-à-peu Eure Haupt- und Staats-Domäne werden, sofern die Mineralia, welche sich aus den Kobalt- und Schwefelkiesen der Fechtaer Höhen gewinnen lassen, von ausreichender Menge und Qualität sein werden – wozu die Prospektionen alle Hoffnung geben. Ich werde Euch und Eure trefflichen Eskapaden hier arg vermissen.«
    Der König tat einen theatralischen Schritt auf ein kleines Tischchen zu, auf dem eine überreich ziselierte Silberschatulle stand. Er öffnete sie weihevoll und langte ein strahlenförmig gezacktes Metallstück heraus.
    Von Schlütern, angetan mit einer rot bestickten blauen Seidenweste, einem grünen Justaucorps über braunsamtenen Kniehosen und einem weißen Hemd, reckte dem Monarchen sitzend die breite Brust entgegen, die von einem orangenen Schärpenbande halb verdeckt war. Se. Königliche Majestät hefteten den neu geschaffenen Schwarzen Adlerorden daran und sprachen:
    »Ihr habt Euch um uns sehr verdient gemacht. Ich weiß das zu honorieren und werde es nicht vergessen.«
    Schlütern, verneigte sich sitzend, das Kleinod des Ehrgeizes und Ruhmesstrebens auf der Brust. Die hellblonden Haare liefen in einige Rollen und Tollen aus, während ein zur Schleife geschlungenes gelbes Band am hinteren Kopfende einen kurzen Zopf zusammenhielt. Die Stirn war hoch und glatt; kein Sorgenfältchen zeigte sich. Das blaue Auge blickte unbefangen, fast keck, der Mund war in ein feines Lächeln gezogen, der kühne Nasenbogen wirkte wie der Bug eines königlichen Flaggschiffes. Der König bedeutete ihm, aufrecht zu sitzen.
    »Très bien. Eine hübsche Zier. Mes compliments!«
    Es beliebte dem König, nachdem diese leidige kleine Zeremonie, die aus gutem Grunde nicht öffentlich

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