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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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die oberste, vierte Etage erreicht. So leise aber zugleich so rasch wie möglich stieg er ebenfalls hinauf.
    ›Landes? Welchen Landes?‹ Creuz verstand nichts mehr. Er verharrte am Fuße der Treppe, zum Himmel um einen guten Ausgang betend.
    Die Heimfahrt nach Berlin verlief in angenehm entspannter Atmosphäre. Jordan sonnte sich in ihrem Erfolg, an dem die Kochkunstseines Kollegen natürlich keinen geringen Anteil hatte. Aber auch Langustier, von Beeren und Maupertuis hatten allen Grund, mit dem Ergebnis ihrer Exkursion zufrieden zu sein. Jeder vom holprigen Weg erzwungene Hüpfer war ein kleiner Freudensprung der Kommissare und Naturforscher.
    Durch die schwere, sich langsam verschiebende Last des Nautiliden im Kofferkasten hatte das Gefährt allerdings eine gefährlich anmutende Schlagseite bekommen, die man durch den fliegenden Wechsel der Sitzpositionen des Polizeichefs und des Zweiten Hofküchenmeister wunderbar auszugleichen vermochte. Der mitgeführte Vogelzirkus in den Käfigen piepte allerdings äußerst verängstigt.
    Honoré Langustier setzte in Gedanken Steinchen auf Steinchen, um das Ergebnis der Rüdersdorfer Verhöre zu verarbeiten. Die freimütigen Bekenntnisse des riesenhaften Grenadiers hatten einen neuen Protagonisten ins Spiel gebracht. In dieser Person mochten die nach wie vor losen Fäden zwischen Falckenberg, Marquard und Hohenfließ – und vielleicht Andersohn – ihre Verknüpfung finden.
    Nach Einzelheiten befragt, teilte ihm Jordan das Wenige mit, was er über des Königs neuesten Protegé zu vermelden wusste. Vor allem den Namen suchte Langustier sich einzuprägen: Von Schlütern! Der Hinweis auf das schöne Palais, das dieser Herr bewohnte, ein schlossartiges Gebäude mit zwei Seitenflügeln und dem wohl herrlichsten Garten Berlins, machte zwar seine gute Position am Hof noch augenfälliger, brachte Langustier jedoch nicht weiter.
    Schlütern, Schlütern … – er wendete den Namen nach allen Richtungen in seinem Gedächtnis. Hatte nicht der Chirurgus Eller ihn benutzt, als er ihm Andersohns Geschichte erzählte? War Schlütern nicht der frühere Freund des Dieners gewesen, der Antipode, der kometenhaft aufstieg, während Andersohn bodenlos fiel?
    Ein lautes Krachen bestätigte die Befürchtungen des Kutschers,der sich festgeklammert hatte, um nicht Kabolz zu schießen: Federbruch! Speichen und Kleinholz wirbelten durch die Luft, krachend legte sich die Karosse zur Seite, kippte um und versank im Graben. Schmerzhaft fanden sich die Herren in einem mit Leder ausgekleideten Kubus übereinandergeworfen. Ein wenig schleifte der schwere Kasten noch kreischend durch Schotter, Gras und Schlamm. Dann hörte man weiter nur noch Fluchen, Wimmern und das Geschrei der wild in den Verschlägen flatternden und kreischenden Vögel.
    Allein, bis sie sich vereinzelt hatten, um einander beim Versuch, dem Verschlag zu entsteigen, nicht gegenseitig totzutrampeln, dauerte es sehr, sehr lange.
    »Eine reizende Bescherung«, bemerkte der Zweite Hofküchenmeister, indem er lotrecht aus der beräderten Ruine emporstieg. Maupertuis, der als zweiter folgte, rückte Brille und Allonge zupaß, die jene unzarte Art des Anhaltens einigermaßen übelgenommen hatten.
    Der Kutscher schrie unentwegt Zeter und Mordio, während Maupertuis die herausgehobenen gefiederten Fahrgäste durch sanften Zuspruch zu beruhigen suchte. Jordan, der sich als Letzter ins Freie gearbeitet hatte, fluchte leise bei sich, war aber froh, dass seine Begleiter keine Blessuren davongetragen hatten. Nichts ist geeigneter, den Unmut hintanzuhalten als die Vorstellung, es hätte ärger sein können. Das Urvieh, verantwortlich für den schlimmen Casus, lag in etwa 100 Fuß Entfernung auf der Chaussee. Es war zum Glück unbeschädigt geblieben, wie sich von Beeren sogleich eilends bemüht hatte festzustellen.
    Langustier war von diesem glimpflich verlaufenen Unfall im Nachdenken nur kurz unterbrochen worden. Dunkel entsann er sich, den Namen Schlütern bereits in einem anderen Zusammenhang vernommen zu haben. Die abgerissenen Erinnerungen Andersohns fielen ihm ein, in denen, wenn er sich nicht irrte, von einem Schlüternschen Gut in Neuruppin die Rede gewesen war.
    Langustier wandte sich an Jordan, der verzweifelt darüber nachgrübelte, wie man schnellstens nach Berlin gelangen könnte.
    »Was wissen Sie, mein Wertester, von den Eltern des von Schlütern und des Andersohn?«
    Jordan brauchte eine Weile, um die Frage in sich aufzunehmen, denn sie

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