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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Creuz, die sich dort aufgehalten hatten, machten den Hinaustretenden nach knapper Begrüßung Platz. Langustier erkannte in Adler den Eiligen, wunderte sich jedoch sichtlich über seinen Partner. Von Waldegg erläuterte nebenhin:
    »Dieses war der fortunabegabte, schon etwas in die Jahre gekommene Jünger des Hermes, der uns gerettet hat. Des Königs Medicus überprüft gerade – voller Neid, wie man sieht – das Ergebnisseiner wunderlichen Kur. Doch kommen Sie, gleich werden sich die Lücken schließen.«
    Als sie wieder in die Wohnung traten, wurde gerade der bandagierte und gefesselte Kallmorgen abgeführt, der sie mit knurrenden Flüchen bedachte. Eller, Spieß, Adler und von Waldegg geleiteten Andersohn, der sich nach wie vor erschöpft und sprachlos zeigte, zur Kalesche des Doktors hinab. Man plante ihn noch einmal zwecks genauerer Beobachtung und Betreuung in der königlichen Charité unterzubringen. Drei Mann aus Jordans Truppe wurden ihm zur Bewachung, oder besser: zu seinem Schutze, beigegeben.
    Maupertuis, der sich angeregt mit dem wunderlichen Creuz unterhalten hatte, verabschiedete sich von Jordan, Langustier und von Beeren, die nun mit Marie und der Witwe Stolzenhagen als Letzte in der Wohnung zurückgeblieben waren.
    Die Vorbereitungen für die Militärparade würde schon in vier Stunden beginnen; es war mittlerweile schon fast Mitternacht. Langustier und Jordan verabredeten sich für sechs Uhr im Hauptquartier der Gens d’armes, um möglichst früh die Ergreifung von Schlüterns ins Werk zu setzen. Für heute war es, fanden alle Beteiligten, der Aufregung genug gewesen. Der Mann entkam ihnen nicht.
    Jordan, von Beeren und die Witwe Stolzenhagen empfahlen sich. Marie, äußerst schwach auf den Beinen, wurde vom Vater in ihr Zimmer gebracht.

XVII
    Dieser Berliner Himmel! Tiefblau leuchtend spannte er sich von Horizont zu Horizont hinter dem starken Gelb der Ahornblätter, die in einer schwachen Brise leicht hin- und hertänzelten, bevor sie von den Bäumen abfielen.
    Baron Friedrich von Schlütern hatte es an diesem 17. Oktober keineswegs so eilig wie an den Tagen zuvor. Eingehüllt in eine Zobeljacke nahm er sein wie üblich ausgedehntes Frühstück in der Loggia seines Palastes in der Wilhelmstraße ein. Er hatte den Blick über die Bosquettes, Rondells und Rabatten auf seinem Grund in die Wildnis des Tiergarten schweifen lassen. Doch sein erfrischt sich erhebender Geist flog in anderer Richtung davon, beschwingt vom Mokka, den ihm seine türkische Köchin zu einem Omelette aus geschäumten Wachteleiern mit Zimt und Vanille reichte. Einige Möwen, von der Spree abgeirrt, saßen in den Baumkronen und lachten in den lauen Wind.
    Neben sich auf einem Tischchen aus Nußbaum mit Ebenholz- und Elfenbeinintarsien hatte er den Schwarzen Adlerorden aufgebaut, auf ein kleines blauseidenes, aufrechtstehendes Polster geheftet, das nun ganz so wirkte, als sei es ein Bruststück, das jemand aus dem König herausgeschnitten.
    Von Schlütern haderte mit sich wegen dieses Berliner Palastes. Sollte er ihn verkaufen, mitsamt den wertvollen Gemälden – den Watteaus, den Deckengemälden von Pesne, der vieltausend Bände umfassenden Bibliothek, den türkischen Teppichen, den Möbeln aus Olive, Palisander und Mooreiche, den Antiken, den drei Sälen voller chinesischem Porzellan, um das ihn der König beneidete? Oder sollte er ihn als Berliner Stadtwohnung für die seltenen Maleunterhalten, die er von Hohenfließ aus noch hierher käme? Vermietung dagegen kam nicht in Betracht, dazu hing er zu sehr an seinen Dingen. Entweder trennte er sich ganz oder gar nicht.
    Bei dem Gedanken an den Erlös des Verkaufs wurde dem Baron von Schlütern nicht wärmer. Die Zeit war schlecht für derlei Transaktionen, Land und Leute noch zu arm. Also behalten, sich diesen Luxus leisten. Er besah den Orden und strich mit den Fingern über die Umrahmung innerhalb der Gloriole aus silbernen Strahlen. Fein abgesetzt im Profil leitete sie zu einem weißen umlaufenden Band mit einem Paar Lorbeerzweigen und den magischen Worten ›SUUM CUIQUE‹. Ein kleinerer Kreis aus winzigen goldenen Knöpfen umschloss den ebenfalls goldenen Innenzirkel, in dem der schwarze Vogel, mit erhöht getriebenen, goldenen Konturen seine Flügel breitete. In den Krallen wiederum hielt er einen grünen Ring und einen doppelendigen Blitz. Die Zunge streckte er selbstherrlich heraus und trug eine Krone – der König als Adler.
    Schlütern fröstelte. Vom Tiergarten kam

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