Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Tennenbode am selben Schädlingsbefall oder die nächtliche Anwesenheit der kleinen Nager hatte eine ganz andere Bedeutung. Meine Neugier war plötzlich geweckt. Wie schnell diese Tiere wohl waren?
In den Augenwinkeln sah ich, wie sich der Nager mir näherte, während er die die braun-graue Musterung des Bodens annahm. Ich atmete weiter ruhig ein und aus und wartete, bis das Tier an meinem Fuß zu schnuppern schien. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was es tat. Das war kein einfältiges Tier. Es schnupperte nicht an meinen Schuhen auf der Suche nach Käseresten oder Brotkrumen. Es stand aufrecht neben meinen Füßen und las den Titel des Buches, dass mir Konrad gegeben hatte. Mir wurde kalt. Waren diese Tiere Spitzel des Senatorenhauses?
Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich mich nach vorn geworfen und nach dem Tier gegriffen. Quiekend raste es los, doch ich erwischte es gerade noch am letzten Zipfel seines Schwanzes. Während ich versuchte auf die Beine zu kommen und es festzuhalten, schrie es ununterbrochen in einem hohen, heiseren Ton. Doch ich lockerte meinen Griff nicht und warf mich zu Boden.
Gerade, als ich mit der anderen Hand zufassen wollte, lief das Tier davon und verschwand in einem Loch in der Wand. Verdutzt sah ich nach unten. Ich hielt nur noch den Schwanz in der Hand. Ich fluchte, warf ihn in eine Ecke, wo er mit einem dumpfen Knall und einem kurzen Lichtblitz explodierte und keine Spuren hinterließ. Ich stand auf. Hoffentlich stand in dem Buch nichts Verbotenes. Ich hatte keine Lust auf Ärger mit dem Senatorenhaus, denn noch hatte ich nichts erreicht, wofür ich Ärger in Kauf nehmen würde.
Ich schnappte mir die Bücher und rannte die Treppe hinauf. Wenn die Tiere hier waren, waren sie vielleicht auch oben in unserer Etage. Die Tür war nur angelehnt und ich hörte Lorenz und Shirleys Stimmen dahinter. Ich trat ein und schloss die Tür sorgfältig hinter mir. Dann begann ich den Raum abzusuchen.
„Was ist mit dir los?“, fragte Lorenz und beäugte mich misstrauisch. „Kriegst du jetzt auch einen Putzfimmel? Ich bin froh, dass Liana heute Abend mal eine Pause macht und bei Dulcia ist.“
„Keine Sorge, Ordnung lag mir noch nie“, entgegnete ich, während ich unter die Sofas sah.
„Suchst du Wollmäuse?“, fragte Shirley. „Das ist aussichtslos. Liana hat sie ausgerottet.“ Sie ließ sich auf eines der Sofas fallen und sah mir zu, wie ich die Wand nach Löchern untersuchte.
„Ich suche keine Wollmäuse, sondern so eine Art Spionagemäuse.“
„Wie bitte?“ Lorenz grinste.
„Das ist nicht lustig“, erwiderte ich.
„Doch, ist es. Spionagemäuse.“ Lorenz kicherte, doch ich blieb ernst.
„Im Büro von Senator Johnson habe ich sie das erste Mal gesehen und eben gerade ist mir im Aufenthaltsraum wieder eine begegnet.“
„Das ist ein altes Haus, genauso wie das Senatorenhaus. Gut möglich, dass es hier Mäuse gibt“, sagte Shirley. Ich stand auf und setzte mich zu den beiden. Ich hatte nichts gefunden, was verdächtig schien.
„Dieses Tier hat aber gerade den Titel meines Buches gelesen“, sagte ich triumphierend. Lorenz und Shirley schwiegen nachdenklich, doch ich sah ihren Mienen an, dass sie mir nicht glaubten. Vermutlich hätte ich genauso reagiert, wenn ich dieses Tier nicht eben gerade noch mit eigenen Augen gesehen hätte.
„Meinst du, der Senator spioniert uns aus?“ Lorenz sah mich an.
„Möglich wäre es“, entgegnete ich vorsichtig.
„Warum sollte er das tun?“, fragte Shirley.
„Ich denke, das hat etwas mit meiner Mutter und ihrer Vergangenheit zu tun. Vielleicht lässt mich der Senator beobachten, um sicher zu gehen, dass ich mich an seine Bitte halte.“
„Das wäre möglich, aber ich glaube nicht, dass er das darf.“
„Wir behalten die Sache im Auge“, versprach Lorenz. „Hast du etwas Neues in der Mediathek gefunden?“
„Konrad hat mir zwei Bücher zugesteckt“, sagte ich. „Eines davon taugt nichts, aber in dem anderen hoffe ich noch etwas zu finden. Es trägt den schönen Titel: Die Geheimnisse der magischen Welt.“
Lorenz nickte. „Wir haben nichts gefunden, dabei haben wir uns in MUS durch die Geschichte des sechsten und siebten Jahrhunderts der Vereinten Magischen Union gequält“, sagte er. „Jetzt brauche ich ehrlich gesagt eine Pause. Mein Kopf brummt und außerdem muss ich noch eine wichtige Entscheidung treffen.“ Lorenz erhob sich majestätisch und drehte sich im Kreis. „Die Silvestergarderobe muss
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