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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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manchmal träumen wir wirklich seltsame Dinge, aber Träume sollte man nicht überbewerten.“
    „Ja, das sehe ich auch so“, erwiderte ich. Die Nacht hatte ich schon vergessen, denn ein sonniger Ferientag lag vor mir, für den ich schon Pläne hatte. „Ich möchte heute mit Liana zum Baden an den Wolfsee fahren“, sagte ich. Da hatte ich frühmorgens gleich ein schwieriges Thema angeschnitten. Trotzdem mein achtzehnter Geburtstag im August nicht mehr weit war, durfte ich die Stadtgrenze immer noch nicht allein verlassen. Entgegen meiner Erwartung sah mich meine Großmutter jedoch freundlich an.
    „Das solltest du machen, heute wird wirklich ein heißer Tag.“
    Ich verbarg meine Überraschung mehr oder weniger gut.
    „Ich geh dann mal meine Badesachen packen“, sagte ich schnell, bevor es sich meine Großmutter wieder anders überlegen konnte.
    „Mach das, vor Sonnenuntergang bist du aber bitte wieder zurück und geh niemals allein!“, ermahnte sie mich routiniert und wandte sich wieder ihrem Kräuterbuch zu.
    „Geht klar.“ Nachdenklich ging ich in die Küche und nahm mein Müsli aus dem Schrank. Seit Lianas achtzehntem Geburtstag im Frühjahr waren viele Dinge anders geworden. Wir waren zusammen aufgewachsen und die besten Freundinnen seit ich denken konnte. Zwischen uns hatte es nie Geheimnisse gegeben, wir hatten immer gewusst, was der andere dachte und fühlte. Doch seit ihrem Geburtstag verreiste Liana regelmäßig und obwohl sie mir erzählte, dass sie ihre kranke Cousine Nelly besuchte, wusste ich doch, dass das eine Ausrede war. Irgendetwas verheimlichte sie vor mir, vielleicht einen neuen Freund oder gar eine neue Freundin. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie mir gern mehr erzählen würde. Vielleicht traute sie sich nicht oder womöglich durfte sie es nicht. Das Klingeln eines kleinen Glöckchens ließ mich aufhorchen. Das war Liana. Zwischen meinem Fenster und Lianas Fenster hatte ihr Vater über Bäume und Rollen eine Verbindung gespannt, an deren Ende an meinem und ihrem Fenster ein kleines Glöckchen hing. Dazu hatten wir uns als zehnjährige Mädchen einen Klingelcode ausgedacht. Ich eilte in mein Zimmer und klingelte einmal zurück, um Liana auf ihre Bitte, zu ihr zu kommen, zu antworten. Dann schnappte ich meine rotgepunktete Badetasche.
    „Tschüss“, rief ich ins Atelier hinein.
    „Pass auf dich auf!“, ermahnte mich meine Großmutter beim Hinausgehen.
    „Ja, mach ich“, versicherte ich ihr wie immer. Auf was sollte ich bitte schön aufpassen? Das war mir nach wie vor ein Rätsel. Ich wohnte im langweiligsten Ort der Welt. Hier kannte jeder jeden. Das einzige Risiko, dass es hier gab, war, sich zu Tode zu langweilen. Mit meinem Fahrrad machte ich mich auf den Weg zu Liana. Die Pfingstrosen blühten und ihr unwiderstehlicher Duft lockte die Bienen herbei. Zwischen ihrem beruhigendem Summen bog ich in den Nachbargarten. Im Vergleich zu unserem war er klein und sparsam bepflanzt, meine Großmutter würde sich hier langweilen. Liana hüpfte mit einem Apfel in der Hand die letzten Stufen der Eingangstreppe hinab.
    „Ich freue mich schon so auf den See. Die ganze Zeit während ich gelernt habe, habe ich auf diesen Moment gewartet“, begrüßte sie mich kauend. Lianas Lebensfreude sprühte wie immer Funken. Ich grinste. Ihre gute Laune wirkte eindeutig ansteckend.
    „Na dann los, genießen wir unsere Freiheit im kühlen Wasser“, trieb ich sie an.
    Wir radelten durch Schönefelde und bogen dann in die baumbestandene Ausfahrtsstraße ein, die den Wald teilte. In diesem Moment fühlte ich mich wirklich frei. Ich hielt den Kopf in den Wind und einen Moment lang erlaubte ich mir den Gedanken, dass ich jetzt einfach Schönefelde verlassen würde und irgendwohin fahren könnte, um mich in ein Abenteuer zu stürzen.
    Doch schon nach kurzer Fahrt erreichten wir die Stadtgrenze, eine vier Meter hohe und zwei Meter breite Natursteinmauer. Wir fuhren durch das Südtor hinaus, hinter dem der Wolfsee direkt an der Zufahrtsstraße lag. Bald bogen wir in einen sandigen Waldweg ein, der in einem Parkplatz mündete. Wir waren nicht die Einzigen, die an diesem warmen Tag zum Baden wollten, der Parkplatz war voll. Wir schlossen unsere Fahrräder an einen jungen Ahornbaum an und gingen die letzten hundert Meter zu Fuß weiter. Das Lärmen fröhlicher Badegäste schlug uns schon von weitem entgegen. Wahrscheinlich war die halbe Schule hier und ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Kaum waren

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