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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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wir um die letzten Bäume gebogen, öffnete sich der Blick zum See. Der Wolfsee lag malerisch in einer Senke. Die sandigen Ufer ließen genug Platz für einen Volleyballplatz und die vielen Sonnenanbeter der Nachbardörfer, die sich hier mit ihren bunten Decken und Handtüchern niedergelassen hatten. Wir standen noch suchend am Strand, um ein ruhiges Plätzchen zu finden, da war ich schon von den nervigen Siebtklässlern unserer Schule entdeckt worden.
    „Hey, da kommt der Karottenkopf“, erschallte es von links.
    „Hallo Feuermelder“, folgte sofort.
    Na klasse! Das Gefühl von Freiheit zerbröselte schlagartig zu schmutzigem Staub. Ich wollte mir nicht die Blöße geben, in aller Öffentlichkeit zurückzuschreien und zog Liana daher nur am Ärmel hinter mir her zu einer weit entfernten Stelle, wo wir unsere Handtücher ausbreiteten und uns darauf niederließen.
    „Du kannst gar nicht glauben, wie froh ich bin, dass ich die bald los sein werde“, schimpfte ich. „Außerdem habe ich schon hundert Mal gesagt, dass meine Haare nicht karottenrot sind.“
    „Ja, ich weiß, deine Haare sind wunderschön dunkelrot. Reg dich nicht auf! Das ihnen das nach den vielen Jahren mit dir nicht langweilig wird, wundert mich schon. Irgendwann müssen sie sich doch daran gewöhnt haben, dass deine Haare rot sind oder die ärgern dich nur aus Gewohnheit. Auf jeden Fall sind wir sie bald los.“ Liana hatte gut reden. Mit ihren blonden Locken zog sie immer nur bewundernde Blicke auf sich.
    „Hast du Shirley gesehen? Sieh dir die Sonnenbrille an. Unglaublich!“, versuchte mich Liana abzulenken. Ich ging gern darauf ein und machte Shirley am anderen Ufer des kleinen Sees aus. Shirley war das It-Girl unseres Jahrgangs. Ihre Eltern waren steinreich und erfüllten ihr jeden noch so sinnlosen Wunsch. Sie räkelte sich gerade in einem knappen Designer-Bikini auf ihrer Liege, die ihr sicher einer ihrer vielen Bewunderer hinterhergeschleppt hatte. Auf ihrer Nase prangte tatsächlich ein monströses Exemplar einer Sonnenbrille.
    „Unglaublich hässlich meinst du.“ Ich kicherte vergnügt. „Und sieh mal, wie die Jungs wieder an ihr kleben. Sie muss aufpassen, dass ihr nicht einer versehentlich auf den Fuß sabbert.“ Wir lachten und verfolgten weiter gespannt, wie sich zwei Jungs darum stritten, wer Shirley den Rücken eincremen durfte. Man musste ihr neidlos zugestehen, dass sie einen perfekten Körper besaß. Ungerechterweise war sie zudem noch bildschön und sich dessen absolut bewusst. Ihren Intellekt schätzte ich als nicht sehr überragend ein, aber sie hatte es geschafft, alle Lehrer mit ihrem Augenklimpern um den Finger zu wickeln, sodass sie die Schule mit einem guten Zeugnis verließ.
    „Das ist doch Paul da drüben“, platzte ich entsetzt heraus. „Sieh doch nur, er serviert Shirley und ihrer Hühnerschar kalte Getränke. Ich fasse es nicht. Hat der Junge denn keine Selbstachtung?“
    Hatte er nicht. Fassungslos verfolgten wir, wie Paul eine Kiste kalter Limonade heranschleppte, die er vermutlich mit seinem klapprigen Renault extra hergefahren hatte. Jetzt verteilte er die Flaschen an die kichernden Mädchen um Shirley herum und genoss sichtlich ihre Aufmerksamkeit. Er richtete sich gerade mit stolzgeschwellter Brust auf, als er uns entdeckte und sofort knallrot anlief. Aha, wenigstens war es ihm peinlich. Er winkte uns zaghaft zu. Ich delegierte ihn zu uns, aber er ahnte wohl schon das Schlimmste und gestikulierte wild auf seine Uhr. Dann hob er entschuldigend die Schultern und flitzte zurück zum Parkplatz. Er hatte vor lauter Nervosität ganz vergessen, sich von Shirley zu verabschieden.
    „Na, der kann sich heute Abend noch was anhören“, murmelte Liana.
    „Ja, ich freu mich auch schon drauf“, grinste ich vergnügt. In den letzten Wochen war es fast zu einem Ritual geworden, dass wir uns nach dem Lernen am Abend noch einmal zusammensetzten und den Tag ausklingen ließen und auf heute Abend freute ich mich schon besonders. Paul war, wie vermutlich jeder Junge in unserer Schule, in Shirley verliebt. Dass er sich jedoch öffentlich demütigte und ihren Laufburschen spielte für nichts mehr als ein freundliches Dankeschön aus dem rosa geschminkten Mund, war schon ein starkes Stück. Kopfschüttelnd kramte ich in meiner Tasche nach meinem Buch. Endlich andere Lektüre als Schulbücher. Ich hatte mir mit Absicht einen lauen Sommerroman in der kleinen Buchhandlung auf dem Schönefelder Marktplatz gekauft, um mein

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