Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
wunderschönes, unbewohntes Stück Erde vor der griechischen Küste, das durch einen Zauber den Magiern und Nichtmagiern verborgen bleibt. Du kennst ihn wahrscheinlich noch. Versuch dich zu erinnern!“ Ich kramte mühsam in meinen Gedächtnis und tatsächlich dämmerte etwas dunkel in meinem Unterbewusstsein. Ein Wortzauber kam mir in den Sinn.
„Freyu damahra…“, begann ich.
„…hamin lorahra“, beendete ihn meine Großmutter.
„Wo liegt die Insel?“, fragte ich. Meine Großmutter holte aus einem Regal ein altes Buch heraus, das den Titel: „Atlas der magischen Welt“ trug und schlug ihn in der Mitte auf. Ich betrachtete den Küstenabschnitt, auf den sie mit ihrem Finger zeigte.
„Da sind noch mehr Inseln, die ich nicht kenne.“ Laut meinen Erinnerungen aus dem Geographieunterricht durften an dieser Stelle keine Inseln sein, aber in dem Atlas meiner Großmutter waren fünf eingezeichnet und auf die kleinste zeigte nun ihr Finger.
„Das ist ein Atlas der Magischen Welt, hier drinnen wirst du noch so einige Dinge finden, die du bisher nicht kanntest. Die Magier haben etliche Inseln, Gebirgszüge und vor allem Gebäude vor den Nichtmagiern versteckt.“ Ich nickte und merkte mir die Stelle gut.
Dann nahm ich ein kleines Geschenk in die Hand, dass ich von Liana bekommen hatte. Es war in grünes Papier gewickelt, dass über und über mit kleinen Gänseblümchen bedruckt war. Vorsichtig löste ich die Schleife und wickelte das Papier ab.
„Was ist das?“, fragte ich verwirrt und drehte eine Flasche in den Händen, die einen roten Nebel enthielt.
„Oh, wenn es echt ist, ist es etwas ganz Seltenes“, meinte meine Großmutter erstaunt, nahm die Flasche in die Hand und drehte sie mehrmals hin und her, während sie das Wogen hinter dem Glas betrachtete. „Es scheint wirklich echt zu sein. Das ist Nurfur-Nebel. Ein seltener Nebel, der über dem Nurfur-Moor schwebte“, murmelte sie.
„Schwebte? Das heißt, es gibt ihn nicht mehr?“
„Genau, der rote Nebel war ein seltenes Phänomen, das nur alle zehn Jahre auftrat und seitdem das Moor vor etlichen Jahrzehnten ausgetrocknet ist, gibt es den Nebel nicht mehr.“
„Und wofür ist der gut?“, fragte ich und nahm die Flasche wieder in die Hand.
„Der Nurfur-Nebel ermöglicht dir den Zugang zu Vinnla, der Traumwelt.“
„Was ist die Traumwelt?“ Davon hatte ich noch nie gehört.
„Vinnla ist das Reich des Geistes. Eine Zwischenebene, man kann sie ganz einfach im Traum erreichen, aber dann ist man nur ein Schatten, der nicht bewusst existiert. Ein Magier kann die Traumwelt aber auch ganz bewusst betreten, wenn er seinen Geist von seinem Körper löst und in diese höhere Bewusstseinsebene eindringt. Wirklichkeit, Traum und Phantasie verschmelzen dort. Für die Magier ist er ein wichtiger Ort, denn die großen Rituale erlangen erst dort ihre Wirksamkeit.“
„Du meinst mein Aufnahmeritual in die magische Gesellschaft?“
„Genau! Die Traumwelt ist allerdings eine Dimension, die den meisten verwehrt bleibt, denn um den Geist vom Körper zu trennen, bedarf es jahrelanger Übung und großer Fähigkeiten. Nur wenige erlangen diesen Zustand. Die ihn erreicht haben, haben von ihren beeindruckenden Erlebnissen erzählt. Das hat die magische Gemeinde neugierig gemacht. Als man durch Zufall entdeckte, was der Nurfur-Nebel bewirkt, war es eine Zeitlang Mode, sich gegenseitig Ausflüge in die Traumwelt zu schenken.“
„Traumwelt! Das klingt wie meine Erlebnisse, wenn ich Musik höre“, sagte ich.
„Wenn du Musik hörst, gleitest du durch die Traumwelt, als wenn du schlafen würdest. Stell dir jetzt vor, du wärst bewusst in dieser Welt und könntest deine Visionen steuern und dich mit anderen austauschen. In der Traumwelt kannst du alles erschaffen, was dir durch den Kopf geht. Gigantische Schlösser, riesige Tiere, phantastische Welten. Der Nurfur-Nebel katapultiert dich für eine kurze Zeit dort hinein. Liana hat dir einen netten Kurztrip geschenkt, würde ich sagen.“
„Und wie funktioniert er?“, fragte ich und befühlte die kühle und glatte Oberfläche der Flasche.
„Das geht ganz einfach. Du öffnest die Flasche, atmest tief ein und solange der Nebel in deiner Lunge ist, bist du in der Traumwelt. So eine Flasche reicht für einen Ausflug von etwa zwei bis drei Minuten, je nachdem, wie lange du es schaffst, die Luft anzuhalten.“
Neugierig drehte ich das Fläschchen hin und her. Ich war stark in Versuchung, den Nebel sofort
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