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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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erklären, dass ich seit dem Tod meiner Eltern ein gespaltenes Verhältnis zu der Fortbewegung in der Luft hatte. Ein Grollen aus der riesigen Kehle erinnerte mich daran, dass ich nicht zu lange zögern sollte. Ich atmete tief ein und kletterte über den vorderen Fuß des Drachens auf dessen Schultern, wo ich versuchte, mich an dem riesigen Hals festzuhalten. In einer fließend schnellen Bewegung richtete sich mein neuer Freund auf und erhob sich sanft in die Luft. An den begeisterten, quietschenden Lauten hinter mir konnte ich hören, dass ihm die ganze Gruppe fröhlich folgte. Es war gar nicht so schlimm, wie ich vermutet hatte, ganz im Gegenteil. Ich entspannte meine verkrampften Muskeln und setzte mich aufrecht hin. Genaugenommen war es nicht nur okay, es war toll, es war irre und unglaublich. Ich hob meine Hände und genoss den Flug, der nun fast im freien Fall nach unten ging. Es war ein Gefühl von Freiheit, dass mich ergriff, während mir der Wind ins Gesicht donnerte und mir die Tränen in die Augen trieb. Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr mich, als wir in atemberaubender Geschwindigkeit wieder nach oben durch die riesige Höhle glitten. Ich sah unter mir den Fluss, der sich blau schillernd durch den dichten Urwald schlängelte und die Stadt genau in der Mitte teilte, den Wasserfall, der aus einem unterirdischen Fluss kommend in die Tiefe stürzte und den hellen Feuerball am Himmel, der der Sonne so ähnelte. Die Landschaft glitt unter mir dahin und erst jetzt konnte ich die unglaublichen Ausmaße dieses unterirdischen Paradieses begreifen. Wir glitten in großen Schleifen dahin, als ein lauter Pfiff meinen Ausflug beendete. Der Drache schien förmlich in der Luft stehen zu bleiben, bevor er sich umdrehte und auf ein mir unbekanntes Ziel zuraste. Ich schlang meine Arme wieder fest um den schuppigen Hals und versuchte auszumachen, wo wir hin flogen. Ein weiterer Pfiff ertönte und nun sah ich das Ziel. Wir flogen zurück auf den großen Platz, wo ein Mann stand, der einen erneuten Pfiff ausstieß. Der Drache landete, gefolgt von seinen Artgenossen, genau vor ihm.
    „Waranngar!“, grollte der Drache unter mir und ich spürte das Vibrieren seiner Stimme.
    „Benenngin!“, antwortete der Hüne. Der Drache neigte den Kopf und ich nutzte die Gelegenheit um abzusteigen. Mit einem kleinen Hopser landete ich auf dem gepflasterten Boden und beim Aufkommen spürte ich, dass mir die Knie von der ungewohnten Anstrengung zitterten. Was noch viel schlimmer war, war die Erkenntnis, dass das, was ich gerade erlebt hatte unglaublich war und mir wahrscheinlich auch unglaublichen Ärger einbringen würde. Ich streichelte meinem grünen Begleiter zum Abschied über den großen Kopf, der die Geste mit einem wohligen Knurren beantwortete und ging dann auf den großen Mann zu, der, wie ich nun erkennen konnte, von der gesamten Studentengruppe und den Professoren umringt war. Das fiese Funkeln in Professor Nölls Augen, das ich sogar auf eine Entfernung von zehn Metern erkannte, bestätigte mein mulmiges Gefühl. Ich hatte Mist gebaut. Ich atmete tief durch und stellte mich meinem Schicksal.
    „Warte!“, brummte der große Mann, den ich für den Drachenpfleger hielt, als ich mit hängendem Kopf an ihm vorbeitrottete. Ich sah auf. Er sah mich zwar ernst an, doch er schien im Gegensatz zu Professor Nöll nicht wütend zu sein. Sein Gesicht war braungebrannt, er hatte Lachfältchen rund um seine strahlend blauen Augen und sein langes, blondes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug eine braune Lederhose und eine passende Weste dazu.
    „Du kennst die Drachensprache“, sagte er leise. Ich nickte schweigend.
    „Mmh, du siehst aus wie Catherina von Nordenach. Wenn ich‘s nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie ist wieder da.“ Er musterte mich ruhig. Nun starrte ich ihn überrascht an.
    „Ich bin ihre Tochter“, sagte ich betont ruhig, obwohl in mir alles tobte.
    „Das sieht ihr ähnlich“, lachte er. „Sie war vernarrt in die Drachen. Hat dir bestimmt die Drachensprache als Wiegenlied gesungen.“
    „Sie kannten sie?“ Mein Herz schlug bis zum Hals.
    „Ja, sie war oft hier unten, hat sich immer heimlich hergeschlichen, um bei den Drachen zu sein. Sie war meistens hinten bei den Ställen und hat mir bei der Arbeit geholfen, damit sie fliegen durfte. Sie war ein nettes Mädchen, anständig und hilfsbereit und einen Gerechtigkeitssinn hatte sie, unglaublich, wollte immer die Welt von allem

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