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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Wachmann trat ein und verbeugte sich knapp.
    »Soll ich ihn jetzt zu Euch bringen, Majestät? Es kann noch warten, wenn Ihr müde seid«, sagte er.
    »Nein, das kann nicht warten, Salentin. Bringt ihn herauf. Und ich muss noch erwähnen, dass ich Euch zum neuen Hauptmann der Wache ernenne. Dazu war ich in den letzten Stunden nicht in der Lage.«
    »Meinen Dank, Majestät. Ich werde Euch nicht enttäuschen«, sagte Salentin.
    »Das habt Ihr bisher noch nie. Und nun holt ihn herauf, bevor ich zu müde werde«, sagte Robin.
    Salentin neigte den Kopf und beeilte sich dann, den Befehl auszuführen.
     

 
    Als Salentin wieder erschien, schreckte Robin aus einem leichten Schlaf hoch. Sein neuer Hauptmann entschuldigte sich, aber Robin brachte ihn mit einem Handzeichen zum Schweigen.
    »Herein mit ihm, Salentin. Und dann lasst uns allein.«
    »Wie Ihr wünscht, Majestät.« Salentin gab ein Zeichen und zwei Wachen kamen herein. Zwischen sich führten sie einen schlanken Jungen mit dunklem Haar, eingefallenen Wangen und großen, hungrigen blauen Augen, der sich angstvoll umschaute.
    »Lasst ihn los«, befahl Robin. »Und dann geht hinaus.«
    Die Wachen gehorchten und der Junge blieb allein zurück. Etwas hilflos verschränkte er die Hände ineinander und schaute zu Boden. Robin ließ ihm ein paar Sekunden Zeit.
    »Bist du Caspar?«, fragte er dann und der Junge fuhr zusammen, als er Robins Stimme hörte.
    »Ja, Majestät«, antwortete er kaum hörbar.
    »Weißt du, warum man dich hergebracht hat?«, fragte Robin.
    »Ich habe eine Vermutung, Majestät«, sagte Caspar und wagte es, den Blick etwas zu heben. Robin fiel auf, wie bleich seine Haut aussah. Caspar hatte sehr lange keine Sonne gesehen.
    »Sprich«, bat Robin ihn.
    »Im Kerker sagen sie, dass Ihr alle Todesstrafen ausgesetzt habt und sie ab jetzt persönlich aussprecht«, sagte Caspar. »Aber ich möchte Euch bitten, dass ich zu meiner Verteidigung sprechen darf.«
    »Du denkst, ich will dich verurteilen? Hast du nicht nur Gemüse gestohlen?«, fragte Robin und fühlte leichtes Entsetzen. Was dachten seine Untertanen von ihm? Er besaß nicht ihr Vertrauen. Sie konnten sich vorstellen, dass er jemanden aus nichtigem Grund zum Tode verurteilte.
    »Ich habe gar nichts gestohlen, Majestät. Ich dachte, das Gemüse sei Abfall«, sagte Caspar.
    »Wer hat dich angezeigt?«, fragte Robin.
    »Unser Nachbar. Er trachtet meinen Eltern nach ihrem Haus. Sie verkaufen nicht, also rächte er sich auf diese Weise.« Caspar verschränkte wieder seine Hände ineinander. Robin schloss kurz die Augen. Es gab viel Arbeit für ihn in diesem Land. Sehr viel Arbeit. Was würde sich noch alles auftun, welche Ungerechtigkeiten würde er beseitigen müssen?
    »Caspar, hab keine Angst. Dir soll nichts geschehen. Deine Strafe war ungerecht und ich werde versuchen, das wieder gutzumachen, auch wenn das kaum möglich ist. Bitte setz dich zu mir.« Robin wies auf den Stuhl neben seinem Bett. Caspar machte große Augen. Seine Hände zitterten.
    »Majestät, ich ... das geht doch nicht. Ich bin ein Gefangener. Wie sollte ich mich zu Euch setzen?«
    »Indem du hier einfach Platz nimmst«, sagte Robin. »Setz dich, bevor du umfällst vor Angst. Hat man dir ein Bad bereitet und frische Kleider gegeben?«
    »Ja, Majestät. Dafür bin ich Euch sehr dankbar.« Caspar nahm zögernd Platz.
    »Aber gegessen hast du nichts?«
    »Nein, Majestät.«
    Robin klingelte und Salentin erschien in der Tür wie hingezaubert.
    »Man soll uns etwas zum Essen bringen. Kein Gemüse für meinen Gast, das wird er nicht wollen. Bringt gebratenes Fleisch, frisches Brot, Salz und Butter. Außerdem süße Eierkuchen und Obst«, sagte Robin, und Salentin verschwand mit einer Verbeugung.
    Caspar schaute Robin verwirrt an.
    »Majestät ... ich verstehe nicht, was hier geschieht. Was wird man mit mir machen? Bitte sagt es mir«, bat er. Robin sah immer noch Angst in den Augen des Jungen. Vor lauter Furcht schien er nicht gehört zu haben, was man ihm gesagt hatte.
    »Beruhige dich, Caspar«, sagte Robin geduldig. »Versuch zu verstehen, was ich sage. Du bist frei. Du darfst heute noch nach Hause gehen.«
    Caspar sog die Luft geräuschvoll ein und sein Blick irrte zur Zimmerdecke und durch den Raum, als suche er nach einem Punkt, an dem er sich festhalten konnte. Diese Nachricht überforderte ihn.
    »Ich werde meine Eltern sehen?«, flüsterte Caspar. Robin lächelte.
    »Ja, das wirst du. Und du sollst ihnen etwas mitbringen. Siehst

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