Königsfreunde (German Edition)
du das Kästchen dort hinten auf dem Tisch? Bringe es her.«
Caspar nickte, stand auf und holte die kleine Holztruhe wie geheißen und brachte sie an Robins Bett.
»Setz dich und schau hinein«, sagte Robin. Caspar gehorchte und öffnete die Truhe.
»Das, das ... ist sehr viel Geld, Majestät«, sagte Caspar.
»Ich weiß. Es gehört dir«, sagte Robin. »Ich möchte, dass du es nimmst und ihr euch alles kauft, was ihr braucht. Irina wird es nicht annehmen, denke ich. Aber ich bestehe darauf. Ihr habt so viel gelitten, dann soll es euch wenigstens jetzt an nichts fehlen. Ich habe extra Kupfer- und Silbermünzen bringen lassen. Ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, dass es sich damit leichter einkauft.«
»Ihr kennt meine Mutter?«, fragte Caspar, nun vollends erschüttert. Robin nickte.
»Sie hat meine Vergiftung behandelt. Ich verdanke ihr viel. Aber ich hätte dir auch so die Freiheit geschenkt. Ich wusste nichts davon. Wenn ich wieder gesund bin, werde ich mich um die anderen kümmern.« Robin schloss die Augen. Die Erschöpfung übermannte ihn kurz und er versuchte, ruhig zu atmen.
»Ist Euch nicht wohl?«, flüsterte Caspar.
»Doch, es geht gleich wieder. Gib mir etwas Wasser«, sagte Robin. Caspar beeilte sich und reichte Robin den Becher. Er trank und gab ihn dem Jungen zurück. Caspar nahm das Gefäß vorsichtig an, bedacht, Robins Finger nicht zu berühren.
»Ich werde bald wieder gesund sein«, sagte Robin. »Bitte erzähle mir, was dort unten vor sich geht, bis unser Essen kommt. Was reden die Gefangenen, was denken sie von mir?«
»Man hat keine Meinung von Euch, Majestät. Da steht niemandem zu. Alle hoffen nur auf Gnade, aber niemand kennt Euch. Ich glaube, sie halten alles für möglich.«
»Aber es gibt doch Gesetze, warum vertrauen sie nicht auf das Gesetz?«
»Weil das immer neu ausgelegt wird. Es gibt keine Sicherheit. Die Todesstrafe wird schnell ausgesprochen, weil die Zellen überfüllt sind. Ich bin zusammen mit drei anderen in einem Raum gewesen«, erzählte Caspar. »Alle sind Diebe und in meinem Alter. Einer von ihnen ist sehr krank. Er hustet seit Wochen.«
Robin schloss kurz die Augen. Er wünschte sich, auf der Stelle gesund und kräftig zu sein, um seinen Pflichten nachgehen zu können. Mühsam richtete er sich ein Stück im Bett auf und klingelte. Salentin erschien in der Tür.
»Salentin, ich habe noch einen Auftrag für Euch. Aber zunächst ... warum bestellt ihr keine Diener zu meinem Gemach? Ihr müsst nicht immer persönlich erscheinen, wenn ich etwas brauche«, sagte Robin.
»Ich vertraue im Moment noch niemandem, Majestät. Und ich gehe nur meiner Arbeit nach.«
Robin lächelte.
»Gut. Ich überlasse das Euch. Sendet jemanden in den Kerker. Alle Jungen, die sich in Caspars Zelle befanden, werden freigelassen. Einer davon ist krank, bringt ihn zu Irina und Alberic, sie sollen sich den Knaben ansehen und ihn behandeln. Die Kosten dafür übernehme ich. Die Eltern der Jungen sollen verständigt werden, damit sie sie abholen.«
»Ja, Majestät«, sagte Salentin.
»Erik hat aber keine Eltern mehr«, sagte Caspar und fing sich einen strengen Blick von Salentin ein, der das Dazwischenreden wohl missbilligte.
»Erik bringt ihr in einem der Gesindezimmer unter und sagt in der Küche Bescheid, dass man ihm Essen gibt«, befahl Robin. »Ist Erik der, der hustet?«
»Nein, das ist Michael«, sagte Caspar.
Salentin deutete eine Verbeugung an. Einige Sekunden ruhte sein misstrauischer Blick noch auf Caspar, dann zog er sich zurück.
»Danke, Majestät. Das werde ich Euch nie vergessen«, sagte Caspar.
»Das ist meine Arbeit«, sagte Robin. »Ich wünschte, ich wäre schon wieder gesund. Dann könnte ich viel mehr tun.«
»Ihr werdet bestimmt ein guter König sein«, sagte Caspar. Robin musste sofort daran denken, dass er beinahe ein Bauernjunge geblieben wäre, damals, als er sich fast gegen das Amt des Königs entschieden hatte. Immer noch sehnte er sich das einfache Leben bei Jakob und Nesa zurück. Aber er sah ein, dass er wichtige Pflichten hatte. Menschen würden leiden, wenn er sich in ein Bauerndasein zurückzog.
Jakob fand, dass er zu jung war, und vielleicht verlor er auch den Respekt der Untertanen, wenn er zu nachgiebig regierte, aber Robin fühlte, dass er nicht anders konnte. Er folgte seinem Gefühl, wie Nesa es ihm geraten hatte.
Jemand öffnete die Tür und zwei Diener erschienen, die Tabletts trugen.
»Das Essen für seine Majestät!«
»Ich
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